Ein Großmeister der Neofolk-Subkultur eröffnete gestern in Leipzig das 31. Wave-Gotik-Treffen. Die Neofolk-Szene wird in den Medien oft dämonisiert. Wer in der Musikindustrie wirklich Böses im Schilde führt und mit dem Teufel im Bunde ist, lesen Sie in unserer aktuellen Spezial-Ausgabe „Satan, Pop und Hollywood“. Nichts für schwache Nerven. Hier mehr erfahren.
Ein Leben ohne Wave-Gotik-Treffen ist möglich, aber sinnlos. Dieses Bonmot würden sicherlich Tausende von Anhängern der Dark-Wave-Szene rund um den Erdball unterzeichnen. Nirgendwo zelebriert sich der musikalische Untergrund so emphatisch wie jedes Jahr in Leipzig über die Pfingstfeiertage.
„Großevent mit familiärem Charme“
Doch um was handelt es sich bei diesem Ereignis eigentlich? Daniell Pföhringer erklärte dazu in seinem Artikel „Black Celebration“ in COMPACT 6/2019:
„Jahr für Jahr pilgern an den Feiertagen Tausende in die sächsische Metropole, um das Wave-Gotik-Treffen (WGT) zu zelebrieren. Was 1992 als kleine Veranstaltung mit einer Handvoll Musikgruppen im damaligen Eiskeller im Stadtteil Connewitz begann, zieht heute regelmäßig über 20.000 Gäste aus aller Welt nach Leipzig. Auch wenn aus dem WGT inzwischen ein Großevent geworden ist, hat es sich doch seinen familiären Charme bewahrt. Das liegt auch an der Friedfertigkeit der Gruftis. Alkoholexzesse und Schlägereien wie in Wacken gibt es hier nicht.
Das WGT unterscheidet sich von anderen Festivals auch dadurch, dass sich das Geschehen nicht auf einen Ort konzentriert. Fast über die gesamte Stadt verteilt finden nicht nur unzählige Konzerte, sondern auch Autorenlesungen, Ausstellungen, Theateraufführungen, Kleinkunstdarbietungen, ein Viktorianisches Picknick oder Mittelaltermärkte statt. Selbst die Hochkultur kommt dabei nicht zu kurz. Im Richard-Wagner-Jubiläumsjahr 2013 reservierte das Leipziger Opernhaus ein Platzkontingent für die Bühnenstücke des Jahrhundertkomponisten, und als im Jahr zuvor die inzwischen verstorbene Starsopranistin Montserrat Caballé in Leipzig gastierte, standen die Besucher des WGT vor der Oper ebenso Schlange wie bei der Aufführung von Mozarts Requiem mit Texten des italienischen Meisterregisseurs Pier Paolo Pasolini 2014. Klassische Musik ist ein fester Bestandteil des Wave-Gotik-Treffens – auch in diesem Jahr.“
„Wurzeln in der Spätzeit der DDR“
Weiter bemerkt Pföhringer:
„Die Vorgeschichte des Treffens reicht bis in die Spätzeit der DDR zurück. Ende der 1980er Jahre bildete sich in Leipzig eine lose Szene junger Leute, die sich, in Anlehnung an die damals im Westen bereits etablierte Wave- und Gothic-Subkultur, schwarz kleideten, die Haare toupierten, Musik von Gruppen wie Depeche Mode oder The Cure hörten. Herübergeschwappt war die neue Welle aus Großbritannien, wo sie Anfang der 1980er als Abspaltung der Punkszene entstand. Im Englischen bedeutet „gothic“ nicht nur „gotisch“, sondern auch unheimlich und mystisch, und so entwickelten die schwarzen Romantiker einen Stil, der sich an der Ikonografie von Gothic Novels wie Mary Shelleys Frankenstein und deren filmischen Erben, den Horrorproduktionen der Universal-Studios der 1920er bis 1940er Jahre mit Mimen wie Lon Chaney (Das Phantom der Oper ), Bela Lugosi (Dracula ) und Boris Karloff (Frankensteins Monster ), orientierte: Lange Gewänder, Gehröcke, Totenköpfe, Fledermäuse, blasse Haut mit dunklem Augen-Make-up, alte Gemäuer und Friedhöfe.“
Auch die Besucher, die gestern in der Pleißestadt eintrafen, wurden wieder mit der unvergleichlich entspannten Atmosphäre begrüßt, die sich in den Pfingsttagen über die sächsische Metropole legt. Langsam, aber sicher, prägen dunkel gewandete Personen das Stadtbild. Viele machen sich auf in Richtung des Alten Messegeländes.
Schwarzes Happening im Volkspalast
Kaum ein Ort in Leipzig könnte nämlich geeigneter für dieses Festival sein als der Volkspalast, der nicht umsonst als das erhaltungswürdigste Denkmal auf dem gesamten Messegelände gilt und dessen Frontansicht an das römische Pantheon erinnert: Eine 28 Meter hohe Halle wird von einer Kuppel mit einem Durchmesser von 30 Metern überragt. Im Gebäude selbst können die Besucher nun während mehrstündigen Konzertveranstaltungen mit einer Vielzahl von Gruppen tief abtauchen in die akustischen Klangwelten der medial weitgehend geächteten Subkultur des Neofolk.

Diese Stilrichtung der Schwarzen Szene versteht sich als eine Art Erbe der Volksmusik, im Gegensatz zu dieser dominieren aber oft klare Rhythmen, was der Musik nicht selten ein militärisches Gepräge verleiht. „Fast allen Bands gemein sind ein verklärter Antimodernismus und die unausgesprochene Frage, wie Folkmusik klänge, hätte es die US-amerikanische Popgeschichte nie gegeben“, stellte das Magazin Rolling Stone als das wohl bedeutendste Periodikum für populäre Musik einmal fest.
Vom Heidentum zum Katholizismus
Zu den interessantesten Musikern dieses Spektrums zählt der US-Amerikaner Joseph Budenholzer, der schon seit den 90er Jahren das Bandprojekt Backworld betreibt. Wie viele Neofolk-Bands thematisierte Backworld anfänglich vor allem heidnische Themen, mit den Jahren trat dann aber „ein eigentümlich scheues Umschleichen christlicher, vorwiegend katholischer Lehren“ in den Vordergrund, wie der Neofolk-Kenner Dominik Tischleder einmal bemerkte. Außerdem änderte sich der Stil der Band vom klassischen, an Death In June geschulten Apokalyptic Folk hin zur klassischen US-amerikanischen Folk-Musik, der schon erwähnte Dominik Tischleder erkannte sogar Anklänge an die Dire Straits und REM.
Das klingt nur auf den ersten Blick ein wenig schräg. Buchheimer, der deutsche Vorfahren hat und im US-Bundesstaat Nebraska aufwuchs, ist nämlich ein ausgezeichneter Songwriter, der für viele Ohrwürmer der Neofolk-Szene verantwortlich zeichnet. Er überzeugt außerdem sowohl bei Solo-Auftritten wie auch als Teil seiner Band. Das wurde auch beim gestrigen Konzert in der Kuppelhalle deutlich, der sehr viele Zuhörer zum Mittanzen animierte.
„Ich bin militant für meine Kultur“
Der Konzertabend wurde dann von der französischen Military-Pop-Band Dernière Volonté (zu deutsch: „Letzter Wille“) beschlossen. Ein Bandmitglied hatte einmal im Interview mit dem Neofolk-Magazin Zinnober betont:
„Ich bin militant für meine Kultur und meine Geschichte, und wenn man morgen zu den Waffen greifen müsste, um diese Grundlagen zu verteidigen, so bin ich bereit!“
Eine Aussage, die fast schon idealtypisch eine Lebenseinstellung wiedergibt, die in der Neofolk-Szene stark verbreitet ist – radikaler Individualismus, Rückbindung an Heimat und Tradition sowie ein militärischer Gestus gehen hier häufig Hand in Hand.
Die Neofolk-Szene wird in den Medien oft dämonisiert. Wer die wirklichen Bösewichte im Rock- und Pop-Business sind, lesen Sie im COMPACT-Spezial „Satan, Pop und Hollywood“. Hier mehr erfahren.
6 Kommentare
Wieso ist der BRITISCHE "Gothic" Stil in Deutschlands Populär-Kultur so stark repräsentiert und die anderen entsprechenden europäischen Stile überhaupt nicht?
https://www.youtube.com/watch?v=KTmatjyd4KM (WOLFSLIED – Nordisches Schlaflied – Vargsången)
Schlafen Sie gut, denn des Lichtes Dämmern ist leichten Fußes unterwegs.
https://www.youtube.com/watch?v=VEizKmZlUAw (Wardruna – Lyfjaberg)
Alle Kraft des Menschen wird erworben durch Kampf mit sich selbst und Überwindung seiner selbst. – Johann Gottlieb Fichte
Fort mit totem Wahlgewicht! Nicht Masse sondern Auslese erkämpft sich Wahlrecht zur Bestimmung!
Schöne alte europäische Kultur und Deutschtum prägen die Wave-Gothic-Bewegung und genau deswegen wird sie verteufelt als Satanistensammlung . Hand in Hand wird dies wie alles mit der Medienmafia ermöglicht um jeden Funken Wahrheit der aufflammt im Keime zu ersticken. Besonders die Pagan/Black-Metalszene ist davon betroffen da diese besonders heimische und europäische Kultur mit Germanen als Schwerpunkt im Gepäck hat. Nazis, Rassisten und Runendiebe sind Stempel für diese Musikrichtung mit ihren Bands und Anhängern wer nicht das große Logo der Antifa und ihren Untergruppen trägt. Veranstaltungen und Besucher haben unterm System zu tanzen. Die wahren Bands sind Burzum, Bathory und Satanic Warmaster aus Skandinavien. Aus Deutschland sind es Absurd, Halgadom, Nordglanz und Leichenzug. Ganz einfach und legal sind diese natürlich über Amazon erhältlich oder über Nervengasversand. mfg
Wenn es hinsichtlich MDR nicht viel Lobenswertes zu berichten gibt, so sind bei ihm in der Rubrik Kultur viele tolle Fotos zu sehen zum WG- Event. Ich bin immer wieder fasziniert von der da präsentierten Garderobe. Man mag davon halten, was man will – es stecken immense Bemühungen dahinter, diese selbst zu gestalten oder hoher finanzieller Aufwand, dort prunkvoll in Erscheinung zu treten.
"… wenn man morgen zu den Waffen greifen müsste, um diese Grundlagen zu verteidigen, so bin ich bereit!"
Die eigene Geschichte, Kultur und Familie zu verteidigen, vielleicht auch mit Waffen, ist natürlich und gesund und daher ein Naturrecht, das im Prinzip kein bürgerferner Staatsapparat leugnen und schon gar nicht eine fremde Obrigkeit rauben kann. Auch Tiere verteidigen, was ihnen eigen ist, besonders ihren Nachwuchs und ihr Revier.
Krieg für fremde Interessen, etwa in Europa für Cliquen-Interessen in GB und USA, ist naturrechtlich gesehen ein Verbrechen.
Abseits von der britischen Kultur gibt es in der europäischen Kunstgeschichte mehrere Stil-Epochen, in denen düstere und dunkle Farben sowie unheimliche Stimmungen dominierten, z.B.:
Barock (17. Jahrhundert):
Viele Barockkünstler verwendeten starke Hell-Dunkel-Kontraste (Chiaroscuro) und düstere Farben, um die Intensität und das Pathos ihrer Werke zu betonen. Zu den Künstlern, die für diese Merkmale bekannt sind, gehört Caravaggio, der durch seinen Einsatz von Licht und Schatten unheimliche und dramatische Szenen schuf.
Romantik (Ende 18. bis Mitte 19:
Ein wichtigerVertreter dieser Epoche ist Caspar David Friedrich, dessen Werke oft melancholische und mystische Landschaften zeigen.
Symbolismus (spätes 19. Jahrhundert):
Arnold Böcklin und Odilon Redon sind bekannte Vertreter dieser Strömung, die oft surreale und bedrohliche Stimmungen darstellten.
Gothik und Mittelalter (12. bis 16. Jahrhundert):
Hieronymus Bosch (Gotik): Seine surrealen und oft düsteren Darstellungen von Himmel und Hölle, wie in "Der Garten der Lüste", sind für ihre unheimlichen Details bekannt.