Die Ostmulle schockierte, provozierte – und verschwand dann wieder. Was blieb, war ein Meme ohne klare Botschaft. Vier Gründe, warum der Trend keine Zukunft hatte. Erfahren Sie mehr über die Ostmullen in der COMPACT Ausgabe 5/2025.
Noch vor wenigen Monaten dominierte die „Ostmulle“ die sozialen Netzwerke – ein Trend, der ebenso schnell kam wie er wieder verschwand. Sie ist eine stereotype Inszenierung junger ostdeutscher Frauen auf Social Media – irgendwo zwischen Selbstironie, Provokation und rechter Symbolik.
Ihre Tiktok-Videos wurden massenhaft auf Plattformen wie X geteilt. In Fred-Perry-Shirts und passenden Emojis wie dem Adler oder der Deutschlandflagge präsentierten sie sich auf Tiktok und tanzten vor der Kamera zu Songs wie zum Beispiel der Böhsen Onkelz. Doch mittlerweile scheint der Trend verflogen, die Wirkung verpufft.
Weder in Medien, noch im Netz findet die Ostmulle nennenswerten Nachhall. Warum?
Hier die 4 wahrscheinlichsten Gründe:
1.Der Hype ist vorbei.
Tiktok-Trends haben eine kurze Halbwertszeit – meist zwei bis sechs Wochen. Danach rücken neue Phänomene in den Fokus. Auch die Ostmulle war ein typisches Produkt dieser Dynamik: schnell viral, schnell vergessen. Zwar griffen Medien wie Welt, Spiegel oder taz das Phänomen auf, doch fehlte es an weiterführenden Entwicklungen. Die Geschichte war schnell auserzählt – und verlor an Relevanz.
2. Übersättigung an Inhalten
Wenn man sich die zwanzigste Ostmulle mit dem immer gleichen Sound und dem immer gleichen Look anschaut, ist der Nutzer irgendwann gelangweilt. Was anfangs als neu und ungewöhnlich erschien, wirkt jetzt repetitiv und ersetzbar. Medien mögen es, Geschichten auf verschiedene Weisen zu erzählen. Die Ostmulle hatte nur ein Bild: Stark geschminkt, Filter, künstliche Nägel und Dialekt. Am Ende wurde die Ostmulle so eher zum Meme ohne tiefere Story. Sie war provokant genug für virale Klicks, aber zu widersprüchlich für kulturelle Integration.
3. Wo war die charismatische Leitfigur ?
Es gab nie eine bekannte Frau aus der Rechten, die sinnbildlich für die Ostmulle steht und mit der man sich identifizieren konnte. Die Ostmullen nutzten viele kleine Accounts, aber hatten nie eine Influencerin, die für die Bewegung stellvertretend zum Gesicht wurde. Es fehlte eine Persönlichkeit, die über Lippen-Synchronisation hinausging und Inhalte transportierte – etwa politische Botschaften, persönliche Erfahrungen oder klare Positionierungen#
4. Die dauerhafte Verankerung in der rechten Szene fehlte
Rechte Frauen stehen häufig für Familie, Weiblichkeit und Heimat. Die Ostmulle verkörpert eher Hedonismus und Party, anstatt eine Familie zu gründen und sich ihrem Mann unterzuordnen. Eine echte Wertebindung war kaum erkennbar. Das schuf Distanz – selbst innerhalb der eigenen Szene. Denn politische Theorie oder ideologische Tiefe spielten bei der Ostmulle kaum eine Rolle. Statt Positionierung blieb nur Pose: Deutschlandflagge, Fred Perry, provokante Textzeilen. Für eine nachhaltige Wirkung reichte das nicht.
Warum die Ostmullen so viel Aufmerksamkeit im Netz generierten, können Sie in der COMPACT Ausgabe 5/2025 im Artikel „Sellners Revolution _ Ostmullen“ lesen. Hier bestellen.