Kürzlich wurde wieder die Vergangenheit von „Derrick“-Darsteller Horst Tappert thematisiert. Dabei gehörten noch ganz andere Kaliber der Truppe an. Auch Günter Adam meldete sich im Jugendalter freiwillig zur Waffen-SS. Sein Buch „Ich habe meine Pflicht erfüllt!“ ist ein aufrüttelnder Zeitzeugenbericht. Hier mehr erfahren.

    Derrick-Erfinder Herbert Reinecker war dabei – und ebenso Horst Tappert, der Darsteller des legendären Krimi-Kommissars. Der frühere Dortmunder SPD-Bürgermeister Günter Samtlebe kämpfte in ihren Reihen, genau wie Kaufhaus-König Otto Beisheim oder der Schauspieler Hardy Krüger.

    Zwei so unterschiedliche Schriftsteller wie Günter Grass und Joachim Fernau trugen ihre Uniform, genau wie der in der DDR gefeierte Maler Bernhard Heisig. Der ehemalige Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens und spätere Republikaner-Chef Franz Schönhuber hat mit „Ich war dabei“ sogar einen Bestseller über seine Zeit bei der Truppe geschrieben. Ganz genau: die Rede ist von der Waffen-SS.

    Zum Fünfzigsten: Deutsch wie Derrick

    Nicht nur der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer, sondern sogar der KZ-Überlebende und SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher gab eine Ehrenerklärung für die Waffen-SS ab. Schumacher reichte 1952 der als Traditionsverband gerade gegründeten Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS e.V. (HIAG) öffentlich die Hand und trug so dazu bei, dass deren Belange bei den Volksparteien Gehör fanden.

    Nach seinem Treffen am 4. Oktober 1951 mit dem HIAG-Vorsitzenden, ehemaligen SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS Otto Kumm, erklärte Schumacher, „er habe keine Vorbehalte gegenüber den Zusammenschlüssen ehemaliger SS-Angehöriger und lehne auch in Bezug auf die SS jede ‚Kollektivschuld‘ ab“.

    Kumm soll bei dem Gespräch damit argumentiert haben – so der Militärhistoriker Jens Westemeier –, dass die SPD die Waffen-SS als positiven Bestandteil der Wehrmacht begreifen solle, weil es „noch nie in Deutschland eine Truppe gegeben habe, deren Struktur so der alten sozialdemokratischen Vorstellung vom Volksheer entsprochen habe, wie die ehemalige Waffen-SS.“

    Von Tappert bis Schleyer

    Einige Angehörige der Waffen-SS wurden später zu Prominenten, die das öffentliche Leben der Bundesrepublik prägten. Dazu zählten beispielsweise:

    ◼️Horst Tappert, Derrick-Schauspieler

    ◼️Hardy Krüger, Schauspieler und später NS-Bewältigungsspezialist

    ◼️Herbert Reinecker, TV-Autor und Derrick-Erfinder

    ◼️Otto Beisheim, Kaufhaus-König und Mitgründer des Metro-Konzerns

    ◼️Günter Samtlebe, SPD-Oberbürgermeister von Dortmund

    ◼️Günter Grass, Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger

    ◼️Bernhard Heisig, Maler

    ◼️Joachim Fernau, Schriftsteller

    ◼️Franz Schönhuber, Chefredakteur der Münchner TZ und stellvertretender Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens. Moderator von Jetzt red i, einer der ersten Talkshows im deutschen Fernsehen. Ab 1977 Ehrenvorsitzender des Bayerischen Journalisten-Verbands, Träger des Bayerischen Verdienstordens, ab 1985 Vorsitzender der Republikaner.

    Der aus Danzig stammende Literaturnobelpreisträger Günter Grass arbeitete in seiner 2002 erschienenen Novelle «Im Krebsgang» die Versenkung des Schiffes «Wilhelm Gustloff» am 30. Januar 1945 durch ein sowjetisches U-Boot, bei der mehr als 9.000 Menschen ihr Leben verloren, auf. Foto: Das blaue Sofa / Club Bertelsmann.

    ◼️Hans Robert Jauß, Literaturwissenschaftler, Romanist und Mediävist, Begründer der Theorie der Rezeptionsästhetik und Vertreter der Konstanzer Schule der Literaturwissenschaft.

    ◼️Hanns Martin Schleyer, deutscher Industrie-Manager, ab 1963 Vorstandsmitglied von Daimler-Benz, von 1973 bis 1977 deutscher Arbeitgeberpräsident, ab 1977 Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), ermordet von der Rote Armee Fraktion am 18. Oktober 1977. Er gehörte der SS an, diente im Zweiten Weltkrieg allerdings bei den Gebirgsjägern, also in den Reihen der Wehrmacht.

    Die Waffen-SS in Frankreich

    Auch im Ausland gab es mehrere Prominente, die der Waffen-SS angehörten, etwa in Frankreich. Eine fünfstellige Zahl an Franzosen diente in der Division Charlemagne und anderen Einheiten, Hunderttausende kollaborierten mehr oder weniger intensiv mit der deutschen Besatzungsmacht.

    Ein Prominenter, der auf deutscher Seite kämpfte, war Christian de la Mazière, Journalist und Angehöriger der SS-Division Charlemagne. Er war in den 1950er Jahren sowohl zeitweiliger Lebensgefährte wie auch Manager von Chanson-Größen wie Juliette Gréco und Dalida. Sein autobiografischer Bericht „Ein Traum aus Blut und Dreck“ wurde 2022 im Jungeuropa-Verlag neu aufgelegt.

    Günter Adam war ebenfalls dabei: Er meldete sich im Jugendalter freiwillig zur Waffen-SS, erlebte alle Härten des Krieges– und entkam nur knapp einem US-Killerkommando. Sein Buch „Ich habe meine Pflicht erfüllt!“ ist ein aufrüttelnder Zeitzeugenbericht und verteidigt eine zu Unrecht verunglimpfte Truppe. Hier mehr erfahren.

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