Heute vor einem Jahr rückten die Vermummten der seinerzeitigen Innenministerin Nancy Faeser in der COMPACT-Redaktion an, um das rechtwidrige Verbot unseres Magazins durchzusetzen. Mittlerweile aber haben gewonnen. Wir dokumentieren 30 Tage, die die Republik veränderten aus der Feder unseres Chefredakteurs. Sichern Sie sich unsere Sieg-Medaille Steffi und Jürgen Elsässer in Silber. Hier mehr erfahren.

    16. Juli 2024, sechs Uhr morgens. Es klingelt. Es klingelt noch mal. Ich wälze mich im Tiefschlaf. Bin verärgert. Ich vermute, der Praktikant hat mal wieder Party gemacht, den Schlüssel vergessen und will jetzt ins Haus gelassen werden. Ich will ihm eine Lektion erteilen und weiter schlummern. Aber es klappt nicht: Der Typ ist hartnäckig. Nach dem gefühlten 40. Läuten quäle ich mich aus dem Bett. Ich schaue aus dem Fenster im ersten OG und sehe mit Schrecken: Unten vor dem Eingang und auf der Straße ist alles voller Vermummter. Hammerbande? Nein, dafür sind es zu viele Polizeiautos.

    Ich ziehe mir meinen Bademantel über und öffne die Haustür. In diesem Augenblick drückt der Antifa-Fotograf ab, den die Polizei im Schlepptau hatte, auf dass er sein Schandwerk verrichten könne. Er verkauft den Schnappschuss sofort an die Bild-Zeitung, von dort findet er seinen Weg durch alle Medien.

    Geplant war vermutlich, mich in dieser Aufmachung zu zeigen, um mich zu entwürdigen: Haha, wie sieht denn der große Agitator aus, wenn man ihm an die Wäsche geht. Aber mir scheint, es hat nicht geklappt: Mein dunkelblaues Morgenkleid, ein deutsches Qualitätsprodukt der Marke Möwe aus dickem Frottee, ist einfach zu edel.

    „Damit habe ich nicht gerechnet“

    Aber ansonsten war die Inszenierung ein Erfolg für das Regime: Die Bilder mit vermummten, schwer bewaffneten Polizisten mussten bei dem unbedarften Bürger, der sie abends in der Tagesschau sah, tatsächlich den Eindruck erwecken, hier hätte kein Überfall auf eine Redaktion stattgefunden, sondern ein Terrornest sei ausgehoben worden.

    Der Einsatzleiter stellt sich vor und verliest mir die Verfügung des Bundesinnenministeriums (BMI): Es geht nicht nur um eine Hausdurchsuchung, wie ich naiv angenommen hatte, sondern um ein Totalverbot von COMPACT. Ich bin konsterniert. Hast du nicht damit gerechnet, dass das so kommt, werde ich in der Folge häufig gefragt. Nein, wirklich nicht.

    Vor über einem Jahr hatte ich unseren Presseanwalt, einen erfahrenen Mann von über 80, auf diese Gefahr angesprochen. Seine definitive Antwort: Machen Sie sich keine Sorgen, das ist unmöglich, der Staat kann keine GmbH verbieten, schon gar nicht, wenn sie ein Medienunternehmen ist. Das hatte mich in falscher Sicherheit gewogen.

    Von Schock auf Trotz

    Seit Jahresanfang hatten die Angriffe des Regimes auf uns zwar immer weiter zugenommen – zuerst Verkaufsverbot an Bahnhöfen und Flughäfen, dann der Rauswurf durch unsere langjährige Hausbank –, aber ich dachte, Ministerin Nancy Faeser und Geheimdienstchef Thomas Haldenwang würden sich mit weiteren Angriffen auf unsere Kontoverbindungen begnügen. Tatsächlich hatten uns im Mai und Juni bereits drei weitere Geldinstitute gekündigt, die wir als Ersatz gefunden hatten.

    Während die Maskierten das ganze Haus besetzten, galt mein erster Gedanke meiner Frau. Ich durfte ein letztes Mal mein Handy benutzen, um sie in ihrer Zweitwohnung im Hessischen anzurufen – doch die Verbindung war tot. Da wusste ich, dass auch ihr Schlimmes passiert war. Mir wurde schwindelig bei dem Gedanken. Ich musste mich zurückziehen, ging zitternd auf die Toilette, grub meine Fingernägel in die Handballen. An der Tür stand ein Uniformierter. „Lassen Sie mich bitte allein.“ – „Das geht nicht. Sie könnten ja im WC eine Waffe versteckt haben.“

    Dann begannen sie, unsere Privaträume – nicht nur die der Redaktion – zu durchsuchen, Steffis Kleider aus dem Schrank zu reißen, ihre Wäsche zu durchwühlen, alles auf den Boden zu werfen.

    So sehen Sieger aus: COMPACT-Anwalt Laurens Nothdurft (l.) mit dem Brandenburger AfD-Chef Christoph Berndt bei einer Pressekonferenz am 15. August im Potsdamer Landtag. Foto: COMPACT

    Dieser Übergriff auf die Privatsphäre meiner Frau war vermutlich der Auslöser, der mein Selbstverteidigungssystem aktivierte. Mental schaltete ich von Schock auf Trotz um. Ich zog mich an (Polizei immer dabei), goss mir einen Kaffee auf, machte meine Waffen scharf – nämlich die, die ich in meinem Gehirn habe. Nicht, dass ich schon einen klaren Gedanken fassen konnte.

    Es war eher mein unbewusstes Selbst, was sich in dieser ersten Stunde sammelte, das Kondensat meiner Lebenserfahrung. Tatsächlich hatte ich schon oft Polizeigewalt erfahren, war verhaftet worden, hatte in die Mündung von Maschinengewehren geschaut.

    Die geballte Faust

    In meiner kommunistischen Jugend war ich auf einer Demonstration gewesen, auf der ein Genosse erschossen wurde, neben mir hatte man Leute mit blutigen Arm- und Beinstümpfen vorbeigetragen, die Hände und Füße von explodierenden Blendgranaten der französischen Spezialtruppe CRS abgerissen. Diese Erlebnisse haben mich gestählt. Faeser, du kriegst mich nicht klein, dachte ich finster. Du hast dich mit dem Falschen angelegt! Eine unheimliche Ruhe breitete sich in mir aus, eine Kälte. Ich liebe den Kampf – jetzt war er da.

    Um kurz nach 8:00 Uhr informierte mich ein Polizist, dass sich Presse vor dem Haus versammelt hatte und fragte, ob ich für eine Stellungnahme hinausgehen wollte. Das war ein Zeichen, dass sich das Verhältnis zu den Uniformierten entspannte. Sie verzichteten mir gegenüber auf weitere Demütigungen, wie sie meine Frau erfahren musste, sondern vollzogen ihren Auftrag streng sachlich: alles mitnehmen, was auch nur im Entferntesten das Weiterarbeiten von COMPACT möglich machen könnte. Schließlich mussten auch noch die Büromöbel dran glauben – vermeintlich rechtsradikale Schreibtischstühle wurden rausgeschleppt.

    Draußen wartete ein Dutzend Kamerateams der etablierten Medien, dazu ein Frühaufsteher aus unserem politischen Lager, der Musiker und Youtuber Björn Banane. Ich formulierte druckreif in die Mikrofone:

    „Das ist typisch Nancy Faeser, das ist typisch Faschismus. (…) Das ist der schwerste Angriff auf die Pressefreiheit seit der Spiegel-Affäre 1962. Die endete damals mit dem Rücktritt des verantwortlichen Ministers Franz Josef Strauß. So wird es auch dieses Mal kommen. Mit dem COMPACT-Verbot hat Frau Faeser den ersten Nagel in ihren politischen Sarg geschlagen.“

    Am Schluss ballte ich die Faust, eine Hommage an Donald Trump, der drei Tage zuvor mit der gleichen Kampfesgeste nach den Schüssen eines Attentäters aus der Deckung wieder aufgetaucht war. Dieses Foto ging ebenfalls durch die Medien und zeigte nach dem Bademantel-Schnappschuss: Elsässer gibt nicht auf.

    Bis zum Mittag kamen TV-Chef Paul Klemm und viele weitere COMPACTeros zur Redaktion. Sie durften das Haus nicht betreten, so saßen wir vor der Gartentür. Die Sonne knallte, dann prasselten wieder Schauer. In dieser subtropischen Atmosphäre brütete Björn Banane die Idee aus, noch für den Nachmittag zu einer Protestkundgebung vor Ort aufzurufen.

    Patriotisches Lager hält zusammen

    Die Mobilisierung lief an. Um 18 Uhr waren, obwohl die Polizei die Zufahrt zu unserer Siedlung gesperrt hatte, gut 100 Demonstranten da, darunter AfD-Brandenburg-Chef Christoph Berndt und drei weitere Landtagsabgeordnete. Dies zeigte mir, dass das patriotische Lager zusammenhielt.

    Die Kritik am Anschlag auf das Grundgesetz erreichte schließlich sogar die etablierten Medien, wenn auch längst nicht in dem Ausmaß wie 1962 in der Spiegel-Affäre. Die linksradikale Junge Welt schrieb „Keine Träne für Elsässer“, aber lehnte das Verbot letztlich auch ab – in der richtigen Einschätzung, dass Faesers Begründung leicht auch gegen Linke angewendet werden könnte, jedenfalls gegen jene, die sich nicht als Speerspitze der NATO und der Neuen Weltordnung verstehen.

    Weitere Entwicklungen gaben mir in den folgenden Tagen Rückhalt: Der Anwalt Ralf Ludwig – er hatte Querdenker-Chef Michael Ballweg nach neun Monaten aus dem Stammheimer Knast geholt – stellte flugs ein erfahrenes Juristenteam zu unserer Unterstützung zusammen und richtete einen Rechtshilfefonds für die Bezahlung ein.

    Aus der Schweiz meldete sich die renommierte Weltwoche und brachte zwei ausführliche TV-Beiträge mit riesiger Reichweite. Aus Moskau kam Schützenhilfe von Außenamts-Sprecherin Maria Sacharowa, mit der wir kurz vor dem Verbot ein viel beachtetes Exklusiv-Interview geführt hatten. Stefan Magnet von AUF1 bot mir publizistisches Asyl an, ich bekam eine wöchentliche Sendung Elsässer unzensiert auf seinen Kanälen.

    Schließlich und vor allem kam am Freitag, 19. Juli, endlich meine Frau aus Hessen zurück. Wir hatten fast 48 Stunden keinerlei Kontakt zueinander gehabt, da unsere Handys und Computer beschlagnahmt worden waren, eine quälende Zeit voller Sorgen und Ängste. Als wir uns endlich wieder in die Arme schlossen, flossen Tränen der Erleichterung. Mit ihr an meiner Seite hatte ich Kraft für das Kommende. Wie immer gilt: Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau.

    Der entscheidende Tag war Sonntag, der 21. Juli. Zu Besuch kamen Anselm Lenz und Hendrik Sodenkamp vom Demokratischen Widerstand. Die Wochenzeitung wollte die Hälfte ihrer kommenden Ausgabe für uns freimachen.

    Bei einem Waldspaziergang knobelten wir eine andere Idee aus: Faeser hatte ja, entgegen ihrer eigenen prahlerischen Verlautbarung, nicht COMPACT-Magazin verboten – in der Verbotsverfügung waren nur die jeweiligen Firmen, die COMPACT-Logos und Internetpräsenzen genannt worden. Könnte man nicht den kompletten Inhalt der unter Verschluss befindlichen Augustausgabe in neuer Aufmachung doch noch auf den Markt bringen? Unsere Anwälte gaben grünes Licht, Lenz und Sodenkamp machten sich an die Arbeit. In Rekordzeit wurde das Produkt erstellt, und die beiden Teufelskerle fanden ganz ohne mich sogar einen äußerst zugkräftigen Titel: Näncy, also mit ä.

    Es wird spannend…

    Auf einer improvisierten Pressekonferenz in Falkensee am 25. Juni stellten die beiden das Heft vor, entrollten unter dem Jubel der Anwesenden ein Poster mit dem Cover und kündigten an, man könne Näncy ab sofort beim Demokratischen Widerstand herunterladen. Bis zum nächsten Morgen hatten das bereits 1.000 Leute gemacht!

    Wie ein Ruck ging es durch die Opposition: Bis zu jenem Tag hatten Fassungslosigkeit und Katzenjammer vorgeherrscht – jetzt war klar: Wir können Faeser erfolgreich Paroli bieten und weitermachen! Die regimetreuen Medien waren von dem Coup völlig überrascht und sorgten mit aufgeregten Artikeln für weitere Publicity. Einige forderten das Innenministerium recht unverhohlen auf, Näncy, sozusagen als Ersatzorganisation von COMPACT zu verbieten.

    Das war der Kulminationspunkt der Spannung. Würde Faeser einen weiteren illegalen Schlag wagen, so kurz vor den Ostwahlen? Juristisch und politisch sprach alles dagegen, aber die Frau scheint jede Rationalität aufgegeben zu haben, ihr war alles zuzutrauen.

    Sodenkamp, Lenz und ich verbrachten unruhige Nächte – man wusste nicht, ob es noch einmal um sechs Uhr in der Früh klingeln würde. In Gera am 27. Juli war die Gefahr mit Händen zu greifen: Bei einer Protestkundgebung für die Pressefreiheit, am Tag des verbotenen COMPACT-Sommerfestes, wurden Martin Sellner, meine Frau und ich von der Polizei verfolgt, Uniformierte griffen willkürlich bei der Versammlung ein, es gab Festnahmen.

    Doch wir blieben stark und gaben nicht nach, sondern erhöhten den Druck auf das Regime noch: Nach dem E-Paper kündigten Lenz und Sodenkamp auch die Druckausgabe von Näncy an. Die wurde am 15. August angeliefert – aber da waren wir schon 24 Stunden im Freudentaumel.

    Der erste Sieg

    Die Nachricht vom Sieg im Eilverfahren überbrachte mir meine Frau am 14. August um 13 Uhr. Unser Anwalt Laurens Nothdurft hatte ihr die frohe Kunde telefonisch überbracht. Er ist der Held, der Faeser, das BMI und eine riesige Anwaltskanzlei – angeblich 150 Juristen – praktisch im Alleingang besiegt hat.

    Der erfahrene Fachmann im Verwaltungsrecht hatte drei Wochen lang fast kein Auge zugemacht und – neben seiner Arbeit als Justitiar der AfD-Landtagsfraktion in Magdeburg – drei Schriftsätze an das Gericht mit unzähligen Zitaten und juristischen Quellen verfasst. Seine Nüchternheit und strenge Sachlichkeit müssen die Richter, die mit Sicherheit unter erheblichem Druck der Gegenseite standen, überzeugt haben.

    Dann folgte ein Triumphzug durch den wahlkämpfenden Osten. Am 15. August sprachen Steffi und ich auf einer Kundgebung der AfD im sächsischen Sebnitz, tags darauf bei einem Sommerfest der Blauen in Pirna. Alle sangen mit, als Egbert Ermer und seine Band den Döp-dödö-döp-Hit mit neuem Text unterlegten: „COMPACT wird bleiben, Faeser muss weg!“

    Ein Bad in der Menge war für meine Frau und mich der Auftritt bei der AfD am 17. August in Magdeburg. Die Mitteldeutsche Zeitung schrieb: „Der AfD-Parteitag feierte Elsässer mit Applaus und Standing Ovations.“ Meine Rede begann mit den Worten: „Meine frohe Botschaft ist: Sieg ist möglich.“

    Heute wissen wir: Der Sieg ist da! COMPACT bleibt, Faeser ist weg. Er sich zum ersten Jahrestag dieser denkwürdigen Stunden mit uns freut, der bestelle unsere Sieg-Medaille in Silber „Steffi und Jürgen Elsässer“. Hier bestellen.

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