Heute vor 45 Jahren starb Beatle John Lennon. Sein Mörder ist überführt und geständig. Alles passt gut zusammen. Zu gut. Wer unser Spezialheft „Attentate des Tiefen Staates“ gelesen hat, der weiß um alle Ungereimtheiten und Geheimnisse. Hier mehr erfahren.

    Am 8. Dezember 1980 brach für viele Pop-Fans die Welt zusammen. Als Beatles-Frontmann John Lennon zu später Stunde mit seiner Frau Yoko Ono auf dem Weg zu seinem New Yorker Apartment im Dakota Building am Central Park ist, wird er von mehreren Schüssen niedergestreckt. Nur 20 Minuten später erliegt der Star seinen schweren Verletzungen.

    Bisherige Sicht auf dem Kopf

    Der britische Investigativjournalist David Whelan trägt in seinem 2023 veröffentlichten Buch Gimme Some Truth (Gebt mir etwas Wahrheit) eine Vielzahl von Belegen dafür zusammen, dass Lennon von einem von der CIA kontrollierten Killer, nicht aber von dem seither inhaftierten David Chapman ermordet wurde.

    So konnte Whelan nachweisen, dass Lennon nicht durch Kugeln in den Rücken, sondern durch aus nächster Nähe abgegebene Schüsse in die Brust ermordet wurde, wobei durch eine Glastür des Dakota Building, in dem Lennon damals mit seiner japanischen Frau Yoko Ono lebte, hindurchgefeuert wurde. Schon das stellt die bisherige Sicht auf die Bluttat auf den Kopf.

    Okkulte Beatles: John Lennon (vorne rechts) zeigt mit der linken Hand das Teufelszeichen, Paul McCartney sekundiert daneben mit dem Symbol für 666 – die Zahl des Tieres aus der Johannes-Offenbarung. George Harrison und Ringo Star halten derweil das «Yellow Submarine». Foto: Apple

    Whelan ging aber auch dem Haupträtsel des Lennon-Mords nach: Chapman schien es nach dem Lennon-Attentat nämlich regelrecht darauf anzulegen, für dieses Verbrechen als Täter bestraft und ins Gefängnis gesteckt zu werden. Er verzichtete sogar auf die Durchführung des eigentlich fälligen Gerichtsprozesses, um die zahlreichen Widersprüche der Mordnacht zu klären, und bekannte sich gegen den ausdrücklichen Rat seiner Anwälte für schuldig.

    Das mysteriöse Geheimprogramm

    Wie kann es zu so einem Verhalten kommen – zumal Chapman nicht von Schuldgefühlen zerfressen war, sondern sogar noch ausdrücklich betonte, er werde auch die restlichen Bandmitglieder der Beatles töten, wenn man ihn auf freien Fuß setzte? Auch dafür gibt Whelan eine Antwort, die – wie beim Attentat auf Robert F. Kennedy – direkt ins Herz eines der vielleicht geheimnisvollsten US-amerikanischen Geheimdienstprogramms führt: MK-Ultra.

    Charles Manson nach seiner Verhaftung im November 1969. Netflix hat den Film in der Doku „Chaos: Die Manson-Morde“ (2025) und dabei auch mögliche Verbindungen zur CIA und ihren Geheimprogrammen MK-Ultra und COINTELPRO zur Sprache gebracht. Foto: Netflix

    Das alles ist keine Verschwörungstheorie: MK-Ultra wurde – so die Aussage des damaligen CIA-Direktors Admiral Stansfield Turner im Jahr 1977 vor einem Untersuchungsausschuss des US-Senats – an 44 Universitäten, 12 Krankenhäusern, drei Gefängnissen und 15 nicht näher bezeichneten „Forschungseinrichtungen“ durchgeführt.

    Turner gab zu, dass von den 149 MK-Ultra-Projekten „mindestens 14 sicher Menschenversuche waren“ (weitere 19 eventuell), zusätzlich seien sechs Versuche an unwissenden Menschen durchgeführt worden. Ziel der Experimente: Die zerebrale Stimulierung von Hirnregionen, die dann über bestimmte Code-Wörter oder eine Tonfolge aktiviert werden konnten. Die Menschen lebten ihr normales Leben – bis der gespeicherte Außenimpuls den Befehl in ihrem Gehirn auslöste und die Schläfer in Marsch setzte.

    Programmierter Killer?

    Schon 1989 stellte Fenton Bresler in seinem Buch Who Killed John Lennon? die These auf, dass Chapman im Rahmen von MK-Ultra zum Killer gemacht worden war. Dazu passt, dass der New Yorker Polizist Arthur O’Connor erklärte, dass Chapman in der Mordnacht wie „programmiert“ erschien.

    Auch Whelan folgt in seinem Buch dieser Spur. Die Bild-Zeitung, die seine Recherchen im April 2023 in drei Artikeln aufgriff, fasste zusammen:

    „Dann fällt in der Briten-Doku plötzlich der Name MK-Ultra – das umstrittene Geheimprojekt der CIA, das sich in Zeiten des Kalten Krieges mit der Erforschung und Auswirkung der psychedelischen Droge LSD und Gedankenkontrolle wie etwa durch Hypnose beschäftigte. (…) Über die Zeit in Untersuchungshaft bekam dieser [Chapman] mehrmals Besuch von verschiedenen Psychologen, die ihm Krankheiten wie Schizophrenie bis hin zu manischen Depressionen attestierten. (…) Drei dieser Ärzte waren Experten auf dem Feld der Hypnose. Und einer von ihnen, Dr. Milton Kline, arbeitete mit der CIA an deren berüchtigtem Bewusstseinskontrollprogramm MK-Ultra! Und ausgerechnet jener Psychologe, Dr. Kline, prahlte im Jahr 1979 damit, dass ein Mann mittels Hypnose zum Mörder programmiert werden könne. Warum Kline zusammen mit zwei anderen Hypnoseexperten von den Anwälten gebeten wurde, sich mit Chapman zu treffen, ist bis heute nicht geklärt.“

    Weiter hieß es in Bild: „Nach der Verhaftung Chapmans fand man 122 Pillen in seinem Hotelzimmer, die nicht identifiziert werden konnten. Sie wurden für eine Analyse ins Labor gegeben. Die Ergebnisse sind bis heute unbekannt.“

    Whelan verweist darauf, dass Lennon damals von der CIA überwacht wurde, weil er sich unter dem starken Einfluss seiner japanischen Ehefrau Yoko Ono zunehmend nach links entwickelt hatte und sich 1980 auch noch intensiv um die Erlangung der US-Staatsbürgerschaft bemühte. Wurde Chapman also darauf programmiert, die Verantwortung für einen Mord zu übernehmen, der in Wirklichkeit von einem zweiten Schützen, einem CIA-Killer, begangen wurde?

    Gefährliche Friedensliebe

    Aber welches Motiv sollte der US-Geheimdienst haben? Die Lennon-Ideologie war eigentlich vollständig dem Ziel einer One World verpflichtet. Nehmen wir seinen wohl bekanntesten Song „Imagine“ aus dem Jahr 1971. Darin heißt es „Imagine there’s no countries“ („keine Länder“), „no heaven“ („kein Himmel“, also kein Jenseits) und „no possession“ („kein Besitz“).

    Doch es gab immer einen Punkt, an dem Lennon quer zu Plänen des internationalen Finanzkapitals lag: Er wollte zwar eine quasi-kommunistische Neue Weltordnung, aber lehnte Krieg zu deren Durchsetzung rigoros ab. „Give Peace a Chance“, so einer seiner Hits in den Vietnam-Jahren, war sein ultimatives Credo.

    Auch in „Imagine“ träumt er von einer Zukunft, in der es „nichts gibt, für das man töten und sterben“ muss („nothing to kill or die for“). Mit seinem Eintreten für Gewaltfreiheit wäre der Sänger ein möglicher Kristallisationspunkt für einen Widerstand gegen den von den US-Falken Anfang der 1980er Jahre vorbereiteten Atomschlag gegen die Sowjetunion gewesen. Bei den riesigen Protesten, die sich in der Folge tatsächlich in allen NATO-Staaten gegen diesen Irrsinn stemmten, hätte Lennon eine wichtige Rolle spielen können. Er musste weg.

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