War die Thule-Gesellschaft ein geheimer Orden, der die NS-Bewegung lenkte? Gegen diese These gibt es begründete Einwände. Ein Auszug aus COMPACT-Geschichte „Das okkulte Reich“.
_ von Detlev Rose
In der Darstellung mancher Autoren wie Louis Pauwels und Jacques Bergier (Aufbruch ins dritte Jahrtausend) ist die Thule-Gesellschaft das magische Zentrum des Nationalsozialismus, eine Art geheime Machtzentrale, die Hitler und die NS-Führung von Anfang an beeinflusst und gesteuert hat.
«Anstelle unserer blutsverwandten Fürsten herrscht unser Todfeind: Juda.» Sebottendorf
Diese These tritt freilich in zahlreichen Variationen auf. Zuweilen wird der Einfluss nur für eine bestimmte Phase in der Geschichte der NS-Bewegung festgestellt. Einige Verfasser sehen die Vereinigung als die einzig entscheidende Hintergrundmacht des Nationalsozialismus an, bei anderen ist sie nur Teil eines Netzwerkes verschiedener okkulter Gruppen und Verbindungen, deren Ursprünge teilweise in entfernte Zeiten und zu entlegenen Orten führen.
Sie wirkte angeblich nicht nur als organisatorischer Rahmen der Eingeweihten, sondern diente als unmittelbare Verbindungsstelle zu übernatürlichen Mächten oder zu geheimen Oberen und sogenannten Meistern, denen wiederum geheimes Wissen, außergewöhnliche Fähigkeiten und aus dem okkulten Bereich geschöpfte Kräfte zugeschrieben wurden.
Sebottendorfs Esoterik
Welche Anhaltspunkte gibt nun die belegbare Realgeschichte für den NS-Okkult-Mythos her? Als Studien- und Forschungsgemeinschaft Thule-Gesellschaft hatten sich 1918/19 die bayerischen Mitglieder des sogenannten Germanenordens getarnt.
Dieser war bereits vor dem Ersten Weltkrieg als diskrete Schwesterorganisation des Reichshammerbundes gegründet worden. Dort hatten sich die Leserkreise der judenfeindlichen, von Theodor Fritsch gegründeten Zeitschrift Hammer zusammengefunden. Der Germanenorden lehnte sich organisatorisch an die Freimaurerei an, war aber von völkischem Gedankengut erfüllt.
Nachdem der Sozialistenführer Kurt Eisner 1918 in München die Republik verkündet hatte, war es der Thule-Gründer und -Vorsitzende Rudolf von Sebottendorf, der am Abend des 9. November 1918 im Münchner Hotel Vier Jahreszeiten die Aktivisten aus den zahlreichen völkisch-nationalen Vereinen und Bünden um sich scharte.
Mit einer aufrüttelnden Rede wollte er das Fanal zum Widerstand setzen: «Wir erlebten gestern den Zusammenbruch alles dessen, was uns vertraut, was uns lieb und wert war. Anstelle unserer blutsverwandten Fürsten herrscht unser Todfeind: Juda.»
Die mit diesen Worten eingeleitete Ansprache verfehlte ihre Wirkung nicht. Unter dem Dach der Thule-Gesellschaft machten die gegenrevolutionären Kräfte mobil, bildeten im Münchner Umland bewaffnete Freikorps, und im Mai 1919 war der Spuk von Revolution und Räterepublik in Bayern zu Ende. (…)
Die Gründung der NSDAP
Für die behauptete Hintergrundrolle der Thule-Gesellschaft werden aber noch weitere Punkte ins Feld geführt: So nutzte sie als Emblem bereits das Hakenkreuz, wenn auch mit gebogenen Enden. Sebottendorf war zeitweilig Besitzer des Münchener Beobachters, aus dem später die NS-Parteizeitung Völkischer Beobachter hervorging. Dietrich Eckart als wichtiger Mentor Hitlers sowie spätere NS-Führungspersonen wie Rudolf Heß, Alfred Rosenberg, Gottfried Feder und Hans Frank gehörten zu der Vereinigung oder ihrem Umfeld.
Und bei der Gründung der Deutschen Arbeiterpartei (DAP), aus der Hitler dann die NSDAP machte, stand die Thule-Gesellschaft Pate. Sind diese unbestreitbaren Fakten nicht schlagkräftige Argumente für eine okkulte Steuerung der Hitlerbewegung durch diese Gruppe?
Die Thule-Gesellschaft führte einen militanten Kampf gegen die Räterepublik.
Bejahen kann dies nur, wer es unterlässt, die Tatsachen im historischen Zusammenhang zu betrachten und zu bewerten. Die Thule-Gesellschaft war eben kein okkulter Orden, sondern eine völkische Vereinigung unter vielen. Belegbar ist lediglich, dass unter ihren Mitgliedern das Gedankengut der von esoterischen Strömungen beeinflussten Ariosophen – vor allem Guido von List und Jörg Lanz von Liebenfels – eine größere Rolle spielte als bei anderen ähnlichen Gruppen. (…)
Hitlers Mentor
Auch die Frage, ob die Anregung, das Hakenkreuz als Symbol der NSDAP zu verwenden, auf direkte Anregung der Thule-Gesellschaft erfolgte, ist nicht eindeutig zu beantworten. Immerhin führte nicht nur sie die Swastika als Emblem, sondern zwischen 1911 und 1917 allein zwölf Gruppierungen aus dem völkischen Milieu, von den zahlreichen anderen Verwendern einmal ganz abgesehen.
Belegt ist allerdings, dass der Zahnarzt Friedrich Krohn, Thule- und DAP-Mitglied, bereits im Mai 1919 eine Denkschrift mit dem Titel Ist das Hakenkreuz als Symbol nationalsozialistischer Parteien geeignet? vorlegte. Zu diesem Zeitpunkt war Hitler noch gar nicht Parteimitglied.
Krohn schlug ein schwarzes Hakenkreuz in weißem Kreis auf rotem Grund vor, allerdings bevorzugte er die linksläufige Variante, und bei ihm stand das Hakenkreuz noch nicht auf der Spitze. Ein Jahr später veränderte Hitler dann Krohns Entwurf zur endgültigen parteioffiziellen Fassung. Ob man dies nun als Einfluss der Thule-Gesellschaft oder eines einzelnen Aktivisten werten will, ist letztlich Ansichtssache.
Dietrich Eckart, der zweifellos einen bedeutenden Einfluss auf Hitler hatte, war weder Okkultist noch hatte er besonders enge Verbindungen zur Thule-Gesellschaft. Der völkische Dichter war eine durchaus zwiespältige Persönlichkeit: Lebemann und polternder Agitator einerseits, andererseits – gestützt auf Schopenhauer und den Mystiker Angelus Silesius – dem Ideal der Vergeistigung verhaftet.
Die Juden waren für Eckart der personifizierte Materialismus und damit den Deutschen seelisch unterlegen. Es kann als gesichert gelten, dass der Schriftsteller erheblich dazu beitrug, Hitlers Weltbild mit einer einheitlichen antisemitischen Ausrichtung zu versehen. (…) Ende der Textauszüge.
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4 Kommentare
So dämlich können doch nur psychopathische Kryptomanen fragen, die auch sonst davon überzeugt sind, daß die Welt von "geheimen Eliten" und "Hintergrundmächten" "gesteuert" wird.
Natürlich hatten in einer im Kern gottlosen, antichristlichen Bewegung Spinner und Spökenkieker einen ungesund großen Einfluss. WARUM das Hakenkreuz LINKS herum drehte und damit Untergang und Unheil bedeutete, ist nicht mehr zu klären, aber genau so kam es ja dann auch.
In MK schreibt AH klipp und klar, dass er sich an die "katholischen Kirche" hält und von ihr das papistische Führerprinzip übernimmt, weil ihm parlamentarisches Parteiengezänk hinderlich sei. Es wurden denn auch im Nationalsozialismus so viele papistische Tempel gebaut wie nie zuvor in so kurzer Zeit.
Die Kritik der Psychiaterin Mathilde Ludendorff, das fremde (orientalisch-römische) Christentum passe nicht zur deutschen Volksseele und richte mit Aufdrängen von Angst- und Wahnkrankheiten viel Schaden an, wurde von AH durch Verachtung (Mathilde L. sein nur ein Weib) und dann durch Verbote unterdrückt. Das Hakenkreuz, ein indisches Sonnen- und Lebenskraftsymbol, wurde von AH mit den alten schwarz-weiß-roten Reichsfarben vermengt, um den Leuten etwas Vertrautes (Farben, Kreuz) zu bieten, ohne dass AH Kulturgut aus Indien oder aus dem Reich (z.B. Zunftverfassung; Kant, Goethe, Schiller, W.v.Humboldt) verstanden oder übernommen hätte. Wo ein Führerprinzip herrscht, sind andere Ideologien kaum bedeutsam.
Von britischen Eliten hat AH den Sozialdarwinismus und rassistische Arroganz (Herrenvolkideologie) abkopiert, wie sie seit Jahrhunderten des Kolonialismus als britische Kriegstreiberei und Ausbeutung nach wie vor blutigst um den Globus wüten.
Der Nationalsozialimus hat mit deutschen Traditionen nichts zu tun; um so verhängnisvoller wirkte die Neigung vieler Deutscher, Fremdes als Rettung zu bejubeln.
Das Hakenkreuz ist nicht indischer Herkunft.
Das Hakenkreuz ist ein etwa 6.000 Jahre oder auch bereits 10.000 Jahre altes Symbol, das auf vier Kontinenten nachgewiesen wurde.
Das Hakenkreuz findet sich bei den Kelten, beispielsweise auf Wandbehängen in Fürstengräbern, und den Germanen in verschiedenen Formen auf Speerspitzen. Es zierte auch die Schilde römischer Legionäre und Broschen in etruskischen Gräbern.
Die von Europa ausgehenden Funde führten dann über Kleinasien bis nach Indien.
Je weiter man sich von diesem Gebiet entfernt, umso jünger werden die bisher gemachten Funde.
Europas fand man das Hakenkreuzsymbol in der vorgermanischen, nordischen Kultur der jüngeren Steinzeit, u. a. im Hünengrab von Drosa bei Körthen, auf einem Spinnwirtel der sogenannten Salzmünder Kulturgruppe und in Roßlau a. d. Elbe.
Gleichzeitig war es in dem Gebiet von Böhmen bis Siebenbürgen in der Zeit um 3000 v. d. Z. verbreitet.
War die Gesellschaft nach 1919 überwiegend an Vorträgen, Lesungen und Musikveranstaltungen orientiert, so führte das Verbot der NSDAP im Jahr 1923 noch einmal zu einer besonderen politischen Bedeutung. Prominente Mitglieder wie Rudolf Heß, Hans Frank und Fiehler waren Mitglied der Thule-Gesellschaft. Adolf Hitler, Dietrich Eckart und Alfred Rosenberg wurden als Gäste der Gesellschaft geführt. Allerdings erscheinen die Angaben in der Literatur dahingehend, daß Hitler maßgeblich von der Thule-Gesellschaft beeinflußt worden sei, widersprüchlich, und es gibt Anhaltspunkte, daß sich Hitler sogar von den Einflüssen der Gesellschaft distanzierte. Zumindest im Arbeitsausschuß der Deutschen Arbeiterpartei (DAP), der er seit September 1919 angehörte, trug er laut Quellen dazu bei, Karl Harrer, seines Zeichens ein „Thule-Mann“, in der DAP im Rahmen eines Machtkampfes zum Austritt zu bewegen.
In Jahr 1925 wurde die Thule-Gesellschaft aufgrund zahlreicher Mitgliederaustritte und mangelnder Unterstützung aufgelöst. Da von Sebottendorf aus den o. g. personellen Verknüpfungen einen gewissen Einfluß auf die NSDAP meinte ableiten zu können und dies in seinem Buch Bevor Hitler kam auch so andeutete, wurde das Buch 1933 verboten, die Neuauflage von 1934 beschlagnahmt und von Sebottendorf selbst am 24. Februar 1934 über die Schweiz in die Türkei abgeschoben.