Zehntausende Kämpfer des „Islamischen Staates“ könnten in Kürze wieder auf die Menschheit losgelassen werden. Durch einen Deal der syrischen Kurden mit der neuen Islamisten-Regierung des ehemaligen Terrorchefs al-Scholani sollen ausgerechnet die alten Weggefährten der teils seit 10 Jahren Inhaftierten in wenigen Wochen die Kontrolle über die bisher unter Verwaltung der Kurden stehenden IS-Gefängnisse übernehmen. Im Artikel „Syriens brüchiger Frieden“ in der COMPACT-Februar-Ausgabe haben wir genau hingeschaut, welche neuen Probleme die Machtübernahme in Syrien mit sich bringt. Hier mehr erfahren.

    Tausende Kämpfer des Islamischen Staates (IS) sitzen in den Gefängnissen der kurdischen Regionalregierung. Doch durch die geplante Integration der „Demokratischen Streitkräfte Syriens (SDF)“ und der gesamten Verwaltungsgliederungen soll die Verfügungsgewalt über diese Gefängnisse in Kürze ausgerechnet an diejenigen übergehen, die mit dem IS zusammen Angst und Schrecken verbreiteten. Die Kampfgefährten von Damals werden sich dankbar zeigen, die Gefängnisse öffnen und die alten Mitstreiter in ihren Reihen begrüßen – noch fanatischer als früher. Welche Gefahr die Entlassung tausender IS-Anhänger für Europa mit sich bringt, kann derzeit nur spekuliert werden, sie dürfte aber nicht unerheblich sein. Und damit nicht genug.

    Die radikalisierten Kinder des Islamischen Staates

    Die Kurden, die einen maßgeblich Anteil an der Niederschlagung des Kalifatstaates hatten, den der Islamische Staat (anfangs noch als „Islamischer Staat im Irak und Syrien, ISIS“) etablierten wollte, inhaftierten nicht nur die Kämpfer des IS, sondern auch ihre Familien. Und das durchaus großzügig. Im Lager al-Haul sollen mehrere zehntausend Familienmitglieder von IS-Anhängern inhaftiert worden sein, ebenfalls seit rund 10 Jahren und ohne Aussicht auf Entlassung, lange Zeit existierten nicht einmal Listen der Insassen. Das Lager ist wie eine eigene Stadt, es wird untereinander reger Handel getrieben und es können faktisch alle Dinge erworben werden, zudem sind eigene Gesellschaftsstrukturen entstanden. Der einzige Unterschied: Es gibt keinen Ausweg nach draußen, die kurdischen Wächter passen auf, dass kein Lagerinsasse die Flucht ergreift. Waren es anfangs überwiegend Frauen und kleine Kinder, sind die Nachkommen des IS mittlerweile oftmals über das Jugendalter hinaus, teils bereits junge Männer. Und durch die Gefängnisprägung noch radikalisierter als ihre Eltern, zudem oft von Rachegedanken für die in aller Regel verstorbenen Väter getrieben. Im Klartext: Wenn diese ehemaligen Kinder nunmehr durch die neue HTS-Regierung entlassen werden, wird das ein Super-Booster für den militanten Islamismus. Und ein weiterer Grundstein für die Reorganisation des Islamischen Staates, um auch wieder als solcher in Erscheinung zu treten. Der Nährboden ist in Syrien schließlich geschaffen und die jüngstenMassaker an Alawiten werden nicht die letzten Gräueltaten sein.

    Westliche Mächte haben Syrien 2011 in Brand gesetzt, seitdem gleicht das Land einem Pulverfass, das jetzt explodiert. Im Artikel „Syriens brüchiger Frieden“ haben wir in der COMPACT-Februarausgabe vorausgesagt, dass nach Ende der Assad-Ära Chaos herrschen wird. Hier immer noch als E-Paper herunterzuladen.

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