Sollte sich das patriotische Lager auch muslimischen Migranten öffnen – oder ist das ein gut gemeintes, aber sinnloses Unterfangen? Darüber diskutieren COMPACT-Chefredakteur Jürgen Elsässer und der Historiker Peter Feist im Zusammenhang mit unserer März-Ausgabe mit dem Titelthema „Die blaue Revolution – Wie eine neue Epoche beginnt“. Das Heft gibt’s hier

    Elsässer: In unserer März-Ausgabe „Die blaue Revolution“ werden auch strategische Diskussionen geführt, einerseits mit Maximilian Krah, andererseits mit Ken Jebsen, mit dem ich früher sehr viel diskutiert habe, auch bei COMPACT-TV. Dann waren wir zehn oder elf Jahre eher gegeneinander, jetzt haben wir uns wiedergefunden und eine schöne Diskussion geführt. Was ist bei Dir von den beiden Denkern hängen geblieben oder war besonders kontrovers?

    Feist: Also erstmal Maximilian Krah, ich schätze ihn sehr, er ist ein innovativer Geist, er beschreibt viele Phänomene der Zukunft richtig, aber ich bin absolut gegen seine Strategie der Integration der Fremdvölkischen. Martin Sellner, unser gemeinsamer Freund, hat ja schon dagegen eingewandt, dass das für die USA richtig ist, weil die das verkraften können. Ich habe ein anderes Argument. Die Denkweise von Maximilian Krah an diesem Punkt ist total amerikanisch geprägt, das bestätigt mir auch sein Umfeld. Es ist aber falsch, weil die amerikanische Gesellschaft von Anfang an eine Einwanderungsgesellschaft und eine Vielvölkernation war. Sie ist also historisch gewachsen, ohne ethnische Homogenität.

    «Remigration nicht entscheidend»COMPACT+ 

    Die deutsche Gesellschaft war aber bis vor einer oder zwei Generationen eine ethnisch homogene Gesellschaft, mit kleinen Minderheiten wie den Sorben oder den Polen im Ruhrgebiet, aber eine im Wesentlichen ethnisch homogene Gesellschaft. Und die verkraftet offensichtlich diesen Kulturschock nicht. Sonst gäbe es ja nicht so viel sogenannten Rassismus. Dieser sogenannte Rassismus ist ja nichts weiter als die natürliche Abwehrreaktion gegen eine Überfremdung. Also man kann das nicht vergleichen. Diese Gesellschaft ist, Stand jetzt – das kann sich in 100 Jahren ändern – nicht in der Lage, diesen Übergang von einer monoethnischen zu einer multiethnischen Gesellschaft zu verkraften. Und sie will es auch nicht. Wenn man sich mit den Leuten unterhält, spätestens nach dem dritten Bier, egal in welcher Runde du bist, kommt der „Ausländerhass“ sozusagen raus – bis auf eine kleine, woke Gruppe, die sagt, wir müssen die alle integrieren, es wird viel schöner und so.

    Das heißt, den fundamentalen Unterschied zwischen einer von Anfang an multiethnischen Gesellschaft und einer bis vor Kurzem noch ethnisch homogenen Gesellschaft, den versteht Maximilian Krah an diesem Punkt nicht. Er sagt, es gibt Generationen von Integrierten, die man als Bündnispartner gewinnen kann. Ich habe mich lange mit dem Islam beschäftigt, er auch, weiß ich. Und ich glaube oder meine, nein, ich weiß, dass Leute, die im Islam verhaftet sind, in unsere demokratischen Gesellschaften nicht integrierbar sind. Wesentliche Kulturleistungen, das wäre ein extra Thema, sind im Islam nicht vollzogen worden. Er ist eben keine weltliche Ideologie und deswegen wird es nicht funktionieren. Das ist ein „Clash of Cultures“.

    Elsässer: Wir können das jetzt nicht vollständig ausdiskutieren. Ich bin eher auf Krahs Seite, das habe ich im Interview auch deutlich gemacht. Die Überschrift des Interviews ist ja „Remigration nicht entscheidend“, das ist Krahs These. Remigration ist wichtig und richtig, aber nicht entscheidend. Und wenn ich das jetzt vor dem Hintergrund sehe, was wir sonst besprochen haben, die blaue Revolution, Trumps fundamentale Wende, die nicht nur die USA betrifft, sondern auch die internationalen Beziehungen, könnte es schon sein, dass Remigration ein wichtiger Punkt bleibt, aber die großen Fragen sozusagen noch auf einer höheren Ebene verhandelt werden. Ich bringe dir mal ein Beispiel, das Du als Geschichtswissenschaftler bestimmt gut verstehen kannst. Als Napoleon Europa besetzt hat und auch Deutschland, gab es eine sehr starke antifranzösische Stimmung.

    Feist: In Teilen, in Teilen.

    Elsässer: Naja gut, es gab ja die Befreiungskriege.

    Feist: Aber in den Rheinbund-Staaten, da gab es eine pro-französische Grundstimmung.

    Elsässer: Gut, ich will nur sagen, so wie wir heute vielleicht ausländerfeindliche Stimmungen immer noch haben, gab es damals, nicht überall, aber stark, eine antifranzösische Stimmung. Trotzdem hat sich Deutschland von den Franzosen befreit, und zwar mit Mitteln der französischen Ideologie, die sich dann gegen dieses altbackene, feudalistische, ständische Gesellschaftsgefüge durchsetzte.

    Feist: Alle sind sich doch einig darüber, dass die Befreiungskriege und die Ideologie der Befreiungskriege die Voraussetzung für das Werden der Nation waren. Das heißt, über diese Feind-Freund-Definition ist die nationale Bewegung überhaupt erst in Deutschland entstanden. Man fühlte sich zum ersten Mal seit Jahrhunderten wieder als ein Volk. Und jetzt haben wir ja eine gefestigte Nation. Deswegen stimmt der Vergleich nicht.

    Ich gebe dir aber in anderen Punkten recht. Remigration ist nicht entscheidend, das ist richtig. Entscheidend ist die Stabilisierung des deutschen Wirtschaftsstandorts. Deutschland kann als Nation nur überleben mit einer vernünftigen, ihrem Weltplatz entsprechenden Wirtschaft. Und die Voraussetzung für eine Wirtschaft, die wieder prosperiert, ist eine ganz einfache Tatsache: Deutschland ist ein rohstoffarmes Land. Unser Hauptrohstoff in den letzten 150 Jahren war die Bildung – kluge Facharbeiter, kluge Ingenieure. Weltgeltung in den Ingenieurwissenschaften. Und die bekommst du nicht mit einer migrantisch geprägten jungen Generation, die nicht mal die deutsche Sprache spricht.

    Also, ich gebe dir völlig recht: Wenn ich eine Rangfolge machen würde, wären andere Themen wichtiger als Remigration. Aber die Remigration durchzieht alle anderen Probleme. Sie katalysiert alle anderen Problemfelder. Deswegen müssen die Grenzen zu und sinnvolle Rückführungen müssen unbedingt umgesetzt werden.

    In unserer März-Ausgabe mit dem Titelthema „Die blaue Revolution – Wie eine neue Epoche beginnt“ finden Sie die erwähnten Diskussionen mit Maximilian Krah und Ken Jebsen sowie ein umfangreiches Dossier zur ausufernden Migrantenkriminalität und der Terrorgefahr. Hier bestellen.

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