Mit seiner „Geschichte von Pommern” legte der Historiker Martin Wehrmann Anfang des 20. Jahrhunderts ein echtes Standardwerk vor. Nun wurde dieser Klassiker der Geschichtsschreibung endlich wieder aufgelegt. Hier mehr erfahren.
Er war ein Forscher, der wirklichen Mut zur Wahrheit besaß, dessen Quellentreue sich durch keine ideologische Brille trüben ließ: der Historiker und Gymnasiallehrer Dr. Martin Wehrmann (1861–1937). Sein zweibändiges Grundlagenwerk „Geschichte von Pommern. Von der Urzeit bis 1919“ aus dem Jahre 1904 genießt bis heute, 120 Jahre später, den Ruf eines Standardwerks. Es ist das Meisterstück eines hochproduktiven Forscherlebens, dessen Werkverzeichnis über 1000 Titel aufweist. So lobte 1995 die Zeitschrift für Ostmitteluropa-Forschung:
„Wehrmanns zweibändige ,Geschichte von Pommern‘ (1904/ 1906) markiert einen Gipfelpunkt innerhalb der pommerschen Landeshistoriographie vor dem Zweiten Weltkrieg.”
In einer Epoche, wo die Forschung sich ständig überholt, wo Wahrheiten von heute als Irrtümer von morgen gelten, lässt solche Beständigkeit aufhorchen. Ein Grund dieser Unüberholbarkeit findet sich in Wehrmanns kompromissloser Arbeitsweise: Als studierter Altphilologe und Geschichtswissenschaftler setzte auf strengste Quellenkritik. Jedes Detail musste zweifelsfrei belegt sein. Niemals spekulieren! Deshalb scheute er keinen Aufwand, um notwendige Dokumente aufzuspüren: Für seine Recherchen über Pommern reiste der Perfektionist bis nach Rom, wo er Dokumente der Vatikanarchive auswertete.
Ein Lesegenuss auch für Laien
Anlässlich seines 100. Geburtstages wurde Wehrmann in 1961 im Rathaus Berlin-Charlottenburg mit der Ausstellung „Bedeutende Pommern aus fünf Jahrhunderten“ geehrt. Lebenslang begriff er sich als Entmythologisierer, dessen Aufgabe darin bestehe, Überlieferungen von geschichtsklitternden Märchen und Sagen zu befreien. Als Rationalist wollte ein wahrhaftiges, mit den Quellen vereinbares Pommernbild entwerfen – auch wenn manches Geschehen, mancher Herrscher dadurch seinen Glanz verlor.
Für Wehrmann hatte Pommern eine schweres Los: Lange Zeit musst es „in unsicherer Selbständigkeit ein Spielball in den Händen der Nachbarn (…) sein”. Erst am Ausgang des 18. Jahrhunderts sollten die Entwicklungslinien zukunftszugewandter, die Zeitumstände für das Land und die Lebensumstände für die Menschen günstiger werden.
Jetzt ermöglicht der Lindenbaum-Verlag mit dem Nachdruck der zweiten, überarbeiteten Auflage (1921) von Wehrmanns „Geschichte von Pommern” die Wiederentdeckung des Klassikers. Übrigens: Der damalige Herausgeber verlangte vom Autor eine populäre Sprache, die in großes Publikum anspräche. Dem kam Wehrmann gerne nach. So ist das Werk auch für Laien ein Lesegenuss. Hier bestellen.