Die Jahreszeiten spielten eine zentrale Rolle bei den Festen und Feierlichkeiten der Germanen. Das gilt auch für das Frühlingsfest Ostara. Ob daher der Name für unser Osterfest stammt ist allerdings umstritten. Mehr über die Geschichte und Kultur unserer Vorfahren lesen Sie in COMPACT-Geschichte „Die Germanen“. Der historischen Wahrheit verpflichtet – und ohne politisch korrekten Filter. Hier mehr erfahren.
Die Annahme, dass eine germanische Frühlingsgöttin namens Ostara Namensgeberin für das Osterfest gewesen sein könnte, geht auf den englischen Kirchenhistoriker Beda Venerabilis (673–735) zurück, der in seiner Streitschrift zur Terminierung des Osterfestes, das immer am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond stattfindet, den Namen „Eostre“ für die germanische Frühlingsgöttin erwähnt:
„Der Eosturmonat, heute Passahmonat bezeichnet, war früher benannt nach einer ihrer Göttinnen, die ,Eostre‘ genannt wurde, zu deren Ehren Feste in diesem Monat gefeiert wurden.“
Jacob Grimm (1785–1863) griff in seinem „Handbuch der Mythologie“ die Idee der Göttin Ostara auf und sorgte für eine weitere Verbreitung, da er sie für einen Bestandteil der deutschen Kultur hielt. Er zieht auch Eginhard heran, der die alte Bezeichnung „Ôstârmanoth“ für den Monat April erwähnt.

Opfergaben für Kindersegen
Doch im germanischen Pantheon taucht keine Ostara auf, weder bei den Asen noch bei den Wanen. Identisch mit Nerthus, die die Funktion einer Frühlingsgöttin erfüllte, ist sie jedenfalls nicht.
Möglicherweise ist Ostara aber eine Variante der Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin Freyja. Sie ist die Tochter des Meeresgottes Njörd und tritt oft zusammen mit Tieren auf, etwa dem Eber Hildisvini. Ihr Wohnsitz heißt Folkwang (Feld des Volkes). Mitunter begegnet einem Freyja auch als Kriegerin und Heerführerin.
Gesichert ist, dass unsere Ahnen um den 20. März ein dreitägiges Fest mit verschiedenen Opferritualen feierten, bei dem Fruchtbarkeitssymbole wie Kaninchen sowie bemalte und vergrabene Eier eine Rolle spielten. Wurden Letztere durch nahestehende Menschen wiedergefunden, sollte dies für Kindersegen im folgenden Jahr sorgen.
Die Kaninchen wurden verbrannt oder verspeist. Im 19. Jahrhundert lebten diese Bräuche zu Ostern wieder auf – mit dem Unterschied, dass der Osterhase den Kindern die Eier bringt, statt als Braten im Ofen zu landen.
Der Osten als Namensgeber?
Doch wenn nicht von Ostara, woher stammt dann der Begriff Ostern beziehungsweise Easter im angelsächsischen Raum? Einige Forscher vermuten einen Zusammenhang zum Osten, der Himmelsrichtung des Sonnenaufgangs. Die Bibel erzählt beispielsweise, dass das leere Grab Jesu „früh am Morgen, als eben die Sonne aufging“ entdeckt wurde.
Deshalb wurde die Morgenröte im frühen Christentum zum Symbol der Auferstehung und des Neuanfangs. Viele Frühchristen ließen sich „bei Sonnenaufgang“ am Ostermorgen – althochdeutsch „zu den ostarun“ – taufen. Dieser Brauch hat sich bis heute erhalten: In der Osternacht und in den Gottesdiensten am Ostermorgen finden auch heute noch regelmäßig Taufen statt.
Andere, wie der Sprachforscher Jürgen Udolph, verknüpfen den Namen eher mit dem nordgermanischen Begriff „austr“ (begießen). Demnach war es auch in vorchristlicher Zeit in Nordeuropa üblich, die Neugeborenen mit Wasser zu beträufeln und so zu segnen.
Im Christentum wurde die Bezeichnung dafür übernommen, weil die Taufe auch ein zentraler Teil vieler Osterfeiern war. Diese These ist allerdings umstritten, da die vorchristliche Taufe nur in Skandinavien verbreitet war und zudem im Althochdeutschen für die Taufe eher das Wort „toufan“ verwendet wurde.
Mehr über die Geschichte und Kultur unserer Vorfahren lesen Sie in COMPACT-Geschichte „Die Germanen“. Der historischen Wahrheit verpflichtet – und ohne politisch korrekten Filter. Hier mehr erfahren.