Die Meldung verbreitet sich am Dienstagnachmittag rasant in sozialen Medien: Offenbar haben Israel und die Hamas eine Waffenruhe ausgehandelt, mit welcher der seit nunmehr über einem Jahr tobende Krieg im Gazastreifen eingefroren wird. Vorausgegangen waren lange Verhandlungen, die unter Beteiligung anderer arabischer Länder in Katar geführt wurden. Noch für den Abend sind verschiedene Presseerklärungen angekündigt, u.a. von Noch-US-Präsident Joe Biden. Dass die Waffenruhe wenige Tage vor dem Amtsantritt von Donald Trump in Kraft tritt, ist kein Zufall. In unserer Dezember-Ausgabe mit dem Titelthema „Geheimplan für Deutschland“ zeigen wir, was Trump plant und welche Ziele er im Nahen Osten verfolgt. Hier mehr erfahren.

    Noch sind die genauen Details des Waffenstillstandsabkommen unbekannt, doch Hauptthema der (über Vermittler) zwischen Israel und der Hamas geführten Verhandlungen war der Austausch der nach wie vor in Gaza festgehaltenen israelischen Geiseln, die von der Hamas am 7. Oktober 2023 entführt wurden. Trotz des israelischen Einmarsches in den Gaza-Streifen konnten bisher erst wenige Geiseln befreit werden, mehrere Geiseln wurden sogar versehentlich bei misslungen Befreiungsaktionen durch die israelische Armee erschossen. Durch den bevorstehenden Austausch gelingt es der Hamas nun, Israel zum Rückzug zu zwingen – bereits vor offizieller Verkündung der offenbar zunächst 42-tägigen Waffenruhe wurde der Abzug israelischer Einheiten aus mehreren Regionen in Gaza gemeldet, auch aus dem Grenzgebiet zu Ägypten. Darüber hinaus sollen offenbar mehrere hundert palästinensische Gefangene, die derzeit in Israel einsitzen, in mehreren Wellen freigelassen werden. Im Gegenzug hat die Hamas in einem ersten Schritt die Freilassung von 33 der rund 100 Geiseln angekündigt hat.

    Waffenruhe ist aus Sicht der Hamas ein Erfolg

    Sollte die Waffenruhe tatsächlich funktionieren und nicht nach wenigen Tagen gebrochen werden, hätte die Hamas ihre Macht im Gaza-Streifen gesichert. Und Israel damit sein erklärtes Kriegsziel, die Organisation zu zerschlagen, verfehlt. Zwar hat die Hamas massive Verluste erlitten, auch ihr Anführer Jihia al-Sinwar wurde (wie insgesamt mehrere zehntausend Palästinenser) im zweiten Jahr der Kämpfe getötet, doch insbesondere die massiven israelischen Luftangriffe auf die palästinensische Zivilbevölkerung haben der Organisation längst neuen Zulauf verschafft. Ähnlich wie die Hisbollah im Libanon hat die Hamas zwar an Schlagkraft verloren, wird aber fortbestehen. Eine langfristige Lösung im Dauerkonflikt zwischen Israel und den Palästinensern dürfte zudem nicht zu erwarten sein: Rechtsgerichtete Parteien kritisieren das Waffenstillstandsabkommen bereits als beispiellose Niederlage Israels und fordern die dauerhafte Okkupation von Gaza, inklusive Vertreibung der Palästinenser. Vorläufig scheinen die israelischen Hardliner jedoch den Kürzeren gezogen zu haben.

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