Donald Trump hat das Weiße Haus gerade mal vor einem Monat verlassen, da lässt sein Nachfolger Ziele in Syrien bombardieren. Steckt der US-Präsident nun den ganzen Nahen Osten in Brand? Alles zu US-Aggressionen finden Sie in COMAPCT-Spezial Krieg. Lügen. USA –  Die Blutspur einer Weltmacht.

    Man merkt es sofort: Einer der „moralisch guten“ Demokraten ist ins Weiße Haus zurückgekehrt: Mit dem gestern von US-Kampfjets geflogenen Luftangriff gegen die proiranische Miliz Kataib Hisbollah im Osten, bei dem mindestens 22 Personen getötet worden sein sollen, knüpfte Joe Biden direkt an die Syrien-Politik seines demokratischen Vorvorgängers Barack Obama uns seiner Außenministerin Hillary Clinton an.

    Es versteht sich dabei von selbst, dass sich der Angriff nicht gegen islamistische Terroristen richtete, die sich in der Provinz Idlib einen Quasi-Staat geschaffen haben, der sich in den vergangenen Jahren insbesondere durch die Unterstützung der Türkei fest etablieren konnte. Vielmehr richtete sich die Bombardierung gegen an der syrisch-irakischen Grenze operierende proiranische Verbände.

    Zurück zu Obama und Clinton

    Konkret sollen bei der Attacke drei mit Munition beladene Lkw getroffen worden sein, die an der Grenze zum Irak unterwegs waren. Ziel sei ein Gebiet zwischen Bukamal in Syrien und Kaim auf irakischer Seite gewesen. Damit dürften im Zuge des gestrigen US-Luftangriffs also Ziele in gleich zwei Staaten des Nahen Ostens getroffen worden sein.

    Während Trump während seiner Amtszeit die Zahl der US-Truppen in Syrien radikal senkte, scheint sich die US-Luftwaffe nun wieder wie zu Obamas und Clintons Zeiten als verlängerter militärischer Arm der Assad-Gegner zu verstehen. Diese bestehen allerdings fast ausschließlich aus radikalen Islamisten. Bidens Sprecher John Kirby erklärte gestern Abend, der Angriff sende eine „klare Botschaft“ an diejenigen, die jüngst US-Soldaten im Irak sowie deren Verbündete angegriffen hätten. Außerdem seien die „verhältnismäßigen Angriffe“ durchgeführt worden, „um die Lage im Osten Syriens und dem Irak zu deeskalieren“.

    US-Kriegsplan enthüllt

    Ein Luftangriff als Maßnahme zur Deeskalation? Eine merkwürdige Interpretation! Vielmehr muss man davon ausgehen, dass die gestrigen Bombardierungen nur einen weiteren Akt in der schon seit Jahrzehnten andauernden antisyrischen US-Politik darstellen. Der Autor dieser Zeilen schrieb dazu in COMPACT-Spezial Krieg. Lügen. USA – Die Blutspur einer Weltmacht:

    „1946 wurde Syrien schließlich in die staatliche Unabhängigkeit entlassen. Doch das wollte man insbesondere in Washington nicht akzeptieren. So gab es innerhalb von nur elf Jahren drei von Washington gelenkte Putschversuche gegen die jeweilige Regierung in Damaskus. Die letzte dieser CIA-Operationen, die den Tarnnamen ,Operation Wappen‛ trug, ging 1957 so gründlich schief, dass es zu wochenlangen Gefechten an der syrisch-türkischen Grenze kam, Präsident Schukri al-Quwatli Panzer vor der US-Botschaft auffahren ließ und Rocky Stone, der Leiter des Damaszener CIA-Büros, ausgewiesen wurde. Das war damals ein unerhörter Vorgang und auf amerikanischer Seite der erste Vorfall dieser Art seit dem Ersten Weltkrieg. Nun waren die Würfel endgültig gefallen. Im Volk hatte sich eine starke Antipathie gegen die Vereinigten Staaten gebildet, da diese die Souveränität des Landes offenbar partout nicht akzeptieren wollten. Die syrische Regierung suchte sich deshalb in der Folge neue Partner und lehnte sich mit einem linksnationalistischen Kurs nicht nur an die Sowjetunion an, sondern streckte auch ihre Fühler zur schiitischen Vormacht Iran aus, die nach der Implosion des Ostblocks zum wichtigsten Verbündeten wurde. Diese strategische Grundsatzentscheidung hat bis in die Gegenwart – und zwar im Grunde genommen stärker denn je – Bestand.“

    Mit Blick auf die Entstehung des seit 2011 andauernden Syrien-Krieges heißt es dort:

    „Die Vorbereitungen für einen weiteren US-gesteuerten Putsch in dem Levante-Staat liefen schon fünf Jahre vor dem Ausbruch des Krieges auf Hochtouren, wie Dokumente beweisen, die auf der Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlicht wurden. Schon im Dezember 2006 kabelte William Roebuck, stellvertretender Leiter der US-Botschaft in Damaskus, diverse Vorschläge zur Destabilisierung Syriens nach Washington, die sich wie ein Drehbuch für die späteren Ereignisse lesen. Er schlug unter anderem vor, die Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten anzuheizen und ein Bündnis mit den Kurden zu schließen, da diese ,ein Problem für das Regime‛ wären. Selbst in ,durchreisenden islamistischen Extremisten‛ sah der US-Diplomat eine ,günstige Gelegenheit‛, um die Interessen der Vereinigten Staaten durchzusetzen. Es sollten Putschgerüchte gestreut und die Regierung in Damaskus durch Provokationen zu ,Überreaktionen‛ verleitet werden.“

    Im Gesamtkontext dieser Politik sind die gestrigen Luftangriffe also alles andere als überraschend.


    US-Aggressionen und -Kriegslügen haben in hohem Maße die Geschichte des 20. und frühen 21. Jahrhunderts bestimmt – von den frühen Pazifikkriegen über den Ersten und Zweiten Weltkrieg, Vietnam und Korea bis zu Serbien, Libyen, Irak und Syrien. In COMPACT-Spezial Krieg. Lügen. USA zeichnen wir die Blutspur der Weltmacht nach und verdeutlichen Kontinuitäten, die von Donald Trump vier Jahre lang unterbrochen wurden. Wir lassen in dem Heft aber auch ihn und andere amerikanische Kriegsgegner und Anti-Imperialisten wie Mark Twain, Charles Lindbergh oder Murray Rothbard zu Wort kommen. Zu Inhaltsverzeichnis und Bestellung geht es hier.

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