Punk’s not red: Nicht nur die Ramones sind dafür ein gutes Beispiel, sondern auch Sex-Pistols-Legende Johnny Rotten. Der Urvater des britischen Punk ist Anhänger von Nigel Farage und Donald Trump – und findet, dass „die Welt ist viel zu weit nach links gerückt“ ist. Mehr über Jugendrevolten in Geschichte und Gegenwart lesen Sie in unserer Oktober-Ausgabe mit dem Titelthema „Neue Deutsche Jugend – Warum Rechts jetzt angesagt ist“. Hier mehr erfahren

    Anfang der 1970er Jahre kam mit dem Punk eine neue Subkultur auf. Sie war nicht weniger als ein Abgesang auf den friedvollen Optimismus der Hippie-Bewegung. Anders als die Blumenkinder gaben sich die Punks illusionslos („No Future!“) und setzten auf Provokation sowie die offene Ablehnung und Brüskierung der Gesellschaft.

    Musikalische Vorläufer waren Iggy Pop und seine Stooges, Patti Smith oder Velvet Underground. Als erste große Band kristallisierten sich bald die Ramones heraus, die sich 1974 gründeten und im selben Jahr ihr Debütkonzert im New Yorker Klub CBGB gaben. Den Durchbruch erlebte die Bewegung allerdings in London. Auch in Großbritannien rebellierte die Jugend gegen das Establishment, gegen die bürgerliche Lebensweise und gegen den Kommerz in der Musikindustrie.

    Ramones: Punk’s not red

    In dem Beitrag „Kahle Köpfe, bunte Haare – Die Rebellen der letzten 50 Jahre“ in der Oktober-Ausgabe von COMPACT heißt es über den Punk: „Gitarrensoli und jede Form von Virtuosität waren in der Szene genauso verpönt wie ordentliche Kleidung. Man entwickelte eine Kultur der Hässlichkeit mit zerfetzten Klamotten, Sicherheitsnadeln im Ohr, nietenbesetzten, bekritzelten Lederjacken und bunter Haarpracht, oft in Form von Stachelfrisuren oder dem Irokesenschnitt.“

    Und weiter: „Anders als die Skins verachteten die Punks das Arbeitermilieu genauso wie die bürgerliche Gesellschaft. Man lehnte das herrschende System ab, aber auch die Linke. In diese Richtung entwickelte sich der Punk erst mit den 1976 gegründeten The Clash und ihrem Gitarristen Joe Strummer, der sich Antifa-Kreisen andiente.“

    Punk für Trump

    Einer der Urväter des britischen Punk ist der frühere Sex-Pistols-Sänger John Lydon, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Johnny Rotten. Im Gegensatz zu vielen seiner alten Kumpane ist der 68-Jährige Rebell geblieben und schwimmt immer noch gegen den Strom – und der ist heute links und woke.

    Erst im vergangenen Jahr erklärte er im Interview mit der Welt:

    „Die meisten Menschen benehmen sich wie die Schafe, sie traben mit der Herde. (…) Die Welt ist viel zu weit nach links gerückt.“

    Bereits 2020 sagte der gebürtige Engländer, der seit 1984 in Los Angeles lebt und seit 2013 auch US-Staatsbürger ist, dem britischen Observer, er wäre „dumm“, wenn er nicht Trump wählen würde. Lydon weiter: „Er ist die einzig vernünftige Wahl, jetzt, da Biden im Rennen ist – er kann das einfach nicht, das Ruder übernehmen.“

    Später sagte Lydon in einem Interview:

    „Ich hätte nie gedacht, dass ich den Tag erleben würde, an dem die Rechten die Coolen sind, die dem Establishment den Mittelfinger zeigen, und die Linken die wehleidigen, selbstgerechten Trottel, die alle beschimpfen.“

    Sein Outing als Nicht-Linker feierte Lydon 2018 im BBC-Frühstücksfernsehen. Als die Moderatoren ihm ein politisch korrektes Statement gegen Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage entlocken wollten, gab es eine Überraschung. „Wie ich zum Brexit stehe? Nun, die Arbeiterklasse hat gesprochen, und ich bin einer von ihnen – und ich stehe hinter ihnen“, so Lydon. Farage hätte er damals gerne die Hände geschüttelt. Später habe er dies nachgeholt.

    Übrigens: Auch Lydons alte Punk-Genossin Vivienne Westwood hat dem links dominierten Establishment schon vor längerer Zeit den Rücken gekehrt. Bereits 2010 holte sie zu einem Rundumschlag gegen zeitgenössische Kunst, Computerspiele und Konsumgesellschaft aus, was innerhalb des Justemilieus zu erheblichen Irritationen führte . „Es könnte, knapper formuliert, durchaus als Kommentar in einem erzkonservativen Blatt (…) stehen“, ätzte damals die Süddeutsche Zeitung. Klar ist: Wer heute noch Rebell sein will, kann einfach nicht links sein!

    Mehr über rebellische Jugendkulturen in Geschichte und Gegenwart lesen Sie in unserer Oktober-Ausgabe mit dem Titelthema „Neue Deutsche Jugend Warum Rechts jetzt angesagt ist“. Hier bestellen

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