Immer mehr Kritiker werden von der EU auf die Liste der Russland-Sanktionen gesetzt und wirtschaftlich vernichtet. Nun traf es auch einen etablierten Oppositionellen: Jacques Baus, einen ehemaligen Schweizer Nachrichtendienstoffizier. Wer ist der Nächste? Köppel, Krall, Elsässer? Am Ende des Textes können Sie für den COMPACT -Rechtshilfefonds spenden.

    Jacques Baud. Foto: Westend Verlag

    „Noch haben Buchhandlungen wie Orell Füssli brisante Lektüre im Sortiment. Dort können die Werke Putin und Operation Z bestellt werden, geschrieben vom Westschweizer Autor Jacques Baud. Noch. Denn wie lange der französische Verlag die Bücher nachliefert, ist offen. In fast ganz Europa ist Baud seit dieser Woche eine Persona non grata. Er wurde von Brüssel mit EU-weiten Sanktionen belegt, einer der extremsten politischen Strafmassnahmen.“ So fasst die Neue Zürcher Zeitung die Auswirkungen des Beschlusses der EU vom 15. Dezember zusammen. Die Sanktionen verbieten Baud den Aufenthalt in der EU und auch die Durchreise durch EU-Länder, zudem wurden seine Bankkonten gesperrt.  Kafkaesk: Baud lebt hauptsächlich in Brüssel. Seine dortige Wohnung wird er nicht mehr ansteuern können.

    Bin ich der nächste, fragt sich Roger Köppel, Herausgeber der renommierten Weltwoche, Tatsächlich sind die beiden ideologisch und politisch sehr nahe. Bis vor einigen Jahren absoluter Schweizer Mainstream, Köppel auch Gast in deutschen Talkshows. Baud gehörte sogar zum westlichen Militär-Establishment: Bis  1990 war er beim Strategischen Nachrichtendienst der Schweiz. Von 2009 bis 2011 war er zuständig für Politik und Richtlinien für friedenserhaltende Operationen der Vereinten Nationen, von 2012 bis 2017  Leiter der Abteilung für die Verhinderung der Verbreitung von Kleinwaffen bei der NATO in Brüssel.

    Auch COMPACT-Autoren betroffen

    Wladinir Sergijenko auf der Konferenz „Frieden mit Russland“ 2023.

    Bereits im EU-Sanktionspaket vom Mai 2025 waren dieselben Maßnahmen wie gegen Baud auch gegen Thomas Röper (Anti-Spiegel) und Alina Lipp getroffen werden – deutsche Staatsbürger, die in Russland leben. Röper hatte auch häufig in COMPACT publiziert.  Ebenfalls im Mai-Paket waren EU-Sanktionen gegen Elena Kolbasnikowa und ihren Mann Max Schlund verhängt worden – ein russisches Paar, das lange Jahre in Deutschland gelebt hatte. Unsere Leser kennen «Putins Fan-Girl» (Bild ) als Referentin auf unserem Kongress «Frieden mit Russland» im Herbst 2023, außerdem trat sie mit ihrer Tanzgruppe auf unseren Blaue-Welle-Veranstaltungen 2024 auf. Alle diese Menschen können nach dem Willen der EU nie mehr in die EU zurückkehren, alle ihre dort befindlichen Vermögenswerte sind konfisziert. De facto sind sie ausgebürgert.

    Zu den im Mai Sanktionierten gehörte auch der in Berlin lebende Journalist Hüseyin Doğru, Gründer der linken Plattform Red Media.  Er ist der erste Fall, bei dem ein in Deutschland lebender Oppositioneller wegen Russland-Nähe wirtschaftlich vernichtet wird. „Die Konsequenzen der Sanktionen sind brutal. Hüseyin Doğru darf nichts kaufen, seine Miete nicht bezahlen, nicht arbeiten, das Land nicht verlassen. Er darf keine Medizin und kein Essen für seinen Sohn kaufen. Auch Geld und Geschenke darf er nicht annehmen. Es ist unklar, ob er eine Krankenversicherung und Arbeitslosengeld erhält, denn jegliche finanzielle Zuwendung ist verboten. Illegalerweise wurde auch das Konto seiner Frau, die gerade mit einer Risikoschwangerschaft schwanger ist, gesperrt. Zudem sieht er sich mit Prozesskosten in Höhe von 50.000-150.000 Euro konfroniert, um die Sanktionen anzufechten.“, schreibt das Lower Class Magazine.

    Schon im 15. Sanktionspaket (Dezember 2024) strafte die EU Wladimir Sergijenko ab, den Präsidenten des russischen PEN-Schriftstellerverbandes. Er war ebenfalls 2023 auf der COMPACT-Russlandkonferenz aufgetreten und kam viele Male als Interviewgast zu COMPACT-TV. Dem Doppelstaatsbürger wurde, obwohl er über 20 Jahre in Berlin gelebt hatte, der deutsche Pass entzogen, er darf nicht wieder einreisen.

    Eine besondere Qualität

    Im Unterschied zu früheren Sanktionsfällen, die fast alle unkonventionelle Journalisten betrafen, wurde mit Baud jetzt erstmals ein absolut bürgerlicher Publizist abgestraft. Was und wie er schreibt, machen allein in Deutschland mindestens 40 bis 50 weitere Personen genauso – von Markus Krall und Max Otte  über Jürgen Todenhöfer bis zu Flavio von Witzleben und Johannes von Dohnanyi; meine Wenigkeit formulierte bisweilen sogar härter als Baud. Wenn sich die Kriegsgeilheit der EU weiter zuspitzt, müssen wir alle damit rechnen, genauso ausgeschaltet zu werden wie Baud.

    Kleiner Hoffnungsschimmer am Rande: Als  es im Mai 2025  Dogru, Lipp und Röper traf, organisierte die linke Tageszeitung Junge Welt eine Solidaritätsveranstaltung, in der sie sich selbstverständlich auf die Seite auch von Lipp und Röper stellte – also Autoren, die keine Berühungsängste mit COMPACT und anderen bösen Rechten haben. Da war die Brandmauer gefallen. So langsam dämmert es einigen: Wenn es das Regime will, werden linke und rechte Kriegsgegner gemeinsam hinter Stacheldraht landen. Dagegen sollte man sich deswegen auch gemeinsam wehren – vorher.

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