Mit dem Untergang des Nationalsozialismus nahm der KZ-Terror kein Ende. Die Tschechen errichteten Lager für Deutsche oder betrieben bestehende weiter, so auch ein besonders berüchtigtes in Böhmen. Ein Auszug aus unserer Geschichtsausgabe „Verlorene Heimat – Die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten“.

    Der Name der nordböhmischen Ortschaft Theresienstadt (Terezin) ist verständlicherweise eng mit der grauenhaften KZ-Barbarei der Nationalsozialisten verbunden. (…) Was sich dort nach Ende des Zweiten Weltkriegs zugetragen hat, weiß jedoch kaum jemand.

    In der 1993 erschienenen Dokumentation „Sterben und Vertreibung der Deutschen im Osten 1944–1949“ des italienischen Journalisten und Zeitgeschichtsforschers Marco Picone Chiodo heißt es:

    „Der letzte der 16.832 Juden hatte am 9. Mai 1945 Theresienstadt noch nicht verlassen, als die {tschechischen} Revolutionsgarden bereits die ersten deutschen Soldaten und Zivilisten in die Kleine Festung einlieferten, die als Konzentrationslager der von der Bevölkerung geräumten und als Ghetto eingerichteten Stadt diente.

    Dies war insofern verwunderlich, als der Schweizer Paul Dunant die riesige Anlage von der nationalsozialistischen Lagerleitung übernommen hatte und die Einrichtung nun dem Internationalen Roten Kreuz unterstand. Darauf nahmen die Revolutionsgarden jedoch keine Rücksicht, und so war das nun auf Tschechisch ‚Koncentracni tabor‘ genannte Lager bald wieder voll in Betrieb.“

    Schon am 24. Mai 1945 sei ein ungefähr 600 Menschen beiderlei Geschlechts und jeden Alters umfassender Transport in Theresienstadt eingetroffen. Unter den Eingelieferten hätten sich zahlreiche deutsche Rot-Kreuz-Schwestern aus den Prager Kliniken befunden, während die Ärzte ins dortige Pankratz-Gefängnis gebracht worden seien, so Chiodo. (…)

    Zu Tode gefoltert

    Zu den Gemordeten im KZ Theresienstadt unter tschechischer Leitung gehörte gemäß Chiodos Recherchen ein slowakischer Jude namens Müller, der bereits zur Hitlerzeit dort jahrelang interniert gewesen war. Er wurde dann als „Kollaborateur der Nazis“ denunziert und „starb infolge vieler Prügel und Unterernährung“.

    Der aus Prag stammende Schriftsteller H. G. Adler, ein Humanist erster Güte, der während der NS-Zeit wegen seiner jüdischen Herkunft in dem KZ inhaftiert war, schildert in seinem 1955 erschienenen Buch „Theresienstadt 1941–1945“ die dortigen Verhältnisse im Jahr 1946 wie folgt:

    „Die Fetzen, in die man die Deutschen hüllte, waren mit Hakenkreuzen beschmiert. Die Menschen wurden elend ernährt, misshandelt, und es ist ihnen um nichts besser ergangen, als man es von den deutschen Konzentrationslagern her gewohnt war.“

    Adler stellt fest:

    „Die Befreiung von Theresienstadt hat das Elend an diesem Ort nicht beendet. Nein, nicht allein für die ehemaligen Gefangenen, deren Leiden mit dem Wiedergewinn der äußeren Freiheit gewiss nicht abgeschlossen waren, sondern auch für neue Gefangene, deren Elend jetzt erst begann. In die Kleine Festung wurden Deutsche des Landes und reichsdeutsche Flüchtlinge eingeliefert. Bestimmt gab es unter ihnen welche, die sich während der Besatzungsjahre manches hatten zuschulden kommen lassen, aber die Mehrzahl, darunter viele Kinder und Halbwüchsige, wurde bloß eingesperrt, weil sie Deutsche waren.“

    Der katholische Geistliche Emanuel Reichenberger, ein entschiedener NS-Gegner, der 1938 in die USA emigrieren musste und später als „Vater der Vertriebenen“ bekannt wurde, zitiert in seinem Werk „Europa in Trümmern“ (1950) folgenden erschütternden Augenzeugenbericht aus dem tschechischen Nachkriegs-KZ Theresienstadt:

    „Matz ist jede Nacht und jeden Tag unter den Opfern, die geschlagen werden. Aber ihn schlägt man nicht tot. Man will Geständnisse von ihm. Und eines Tages ist er mürbe geschlagen. Er gesteht, was seine Peiniger wollen. Über hundert Eingeständnisse von Morden an Tschechen schlagen sie aus ihm heraus. Nicht bei einem war er beteiligt. Jede Nacht höre ich ihn stöhnen. Der Betonfußboden ist so hart, und der arme Matz weiß nicht mehr, wie er liegen soll. Aus seinem Rücken hängt das rohe Fleisch heraus, und die Seiten seines Körpers sind wund von Peitschenhieben. Überall sind blutunterlaufene Stellen von Fausthieben und Fußtritten.“

    Der Augenzeuge sagte weiter aus, dass sich der Gefangene „durch eine der vielen offenen Wunden seines Körpers“ eine Blutvergiftung zugezogen hätte. „Eines Morgens ist sein Oberschenkel so dick wie das Bein eines Elefanten. Sein übriger Körper ist jetzt so schmal wie der eines achtjährigen Kindes.

    Bei ihrer nächtlichen Visite entdecken seine Peiniger sein deformiertes Bein. Sie zwingen ihn, Kniebeugen zu machen. Nicht eine bringt sein zerquälter, bresthafter Leib zustande. Die Wachtposten schütteln sich vor Lachen. Dann schlagen und treten sie ihn, dass er in seiner Zelle herumfliegt wie eine Kaffeebohne in der Mühle. Zwei Tage darauf ist Matz tot.“ (…) Ende der Textauszüge.

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