Historischer Fund in Peru: Forscher haben mittels Lasertechnik eine Vielzahl von Siedlungen, Gräber und Festungen des mysteriösen Volkes der Chachapoya entdeckt. Die Präzision ihrer Arbeiten und die Logistik bei der Errichtung der Bauwerke geben Rätsel auf. In unserer neuen Sonderausgabe „Geheime Geschichte – Von den Pharaonen bis zur Kabale im Vatikan“ gehen wir auch solchen Phänomenen auf den Grund. Hier mehr erfahren.

    Ein Archäologe kämpft sich durch dichten Dschungel, Nebel wabert um die steilen Hänge der Anden. Plötzlich taucht vor ihm eine Mauer auf – uralt, verwittert, doch von meisterlicher Hand gebaut. Das ist nicht etwa die Handlung eines neuen Indiana-Jones-Films, sondern Realität: In Peru haben Forscher über 100 bisher unbekannte Ruinen der geheimnisvollen Chachapoya entdeckt – eines Volkes, das von den Inka ehrfürchtig „Wolkenmenschen“ genannt wurde.

    Die Chachapoya, auch „Nebelkrieger“ genannt, lebten zwischen dem 9. und 15. Jahrhundert in den nordöstlichen Anden Perus, in Höhen zwischen 2.000 und 3.000 Metern. Ihre Kultur war hochentwickelt, ihre Städte für damalige Verhältnisse Meisterwerke der Architektur. „Die Wolkenmenschen bauten urbane Zentren, zeremonielle Plattformen, Felsengräber und landwirtschaftliche Terrassen“, schreibt die Bild-Zeitung. Doch dann kamen die Inka, später die Spanier, und die Chachapoya verschwanden fast spurlos im Nebel der Geschichte. Bis jetzt.

    Gräber in großen Höhen

    Die nun entdeckten Siedlungen, Gräber und Festungen befinden sich in einer schwer zugänglichen Region. „Ein Meilenstein der Archäologie“, schwärmt das Portal Futurezone. Die steinernen Zeugen aus uralter Zeit, die mithilfe modernster Technologien wie Lidar (Laser-Scanning aus der Luft) identifiziert wurden, enthüllen Strukturen, die jahrhundertelang vom Dschungel verdeckt waren. Laut dem Archäologen Federico Kauffmann Doig, einem peruanischen Experten für die Chachapoya, zeigen die Funde „eine hochentwickelte Zivilisation, die in Einklang mit ihrer rauen Umgebung lebte“.

    Steinerne Zeugen der Vergangenheit: Ruinen der Chachapoya-Festung Kuelap in den nordperuanischen Anden. Foto: Matyas Rehak / Shutterstock

    Die Ruinen der Wolkenmenschen umfassen runde Steinhäuser, komplexe Terrassensysteme und mysteriöse Felsengräber, die in schwindelerregenden Höhen in die Klippen gehauen sind. Besonders spektakulär ist die Präzision der Bauwerke. „Die Steinmauern sind so exakt gefügt, dass kein Mörtel nötig war“, erklärt die Archäologin Sonia Guillén in einem Interview mit der BBC. Diese Perfektion fasziniert – und wirft Fragen auf, die weit über die klassische Altertumskunde hinausgehen.

    Wer waren die Wolkenmenschen?

    Fest steht: Die Chachapoya waren kein primitives Volk. Sie betrieben Landwirtschaft, bauten Terrassen, die denen der Inka in nichts nachstanden – und sie schufen komplexe Bewässerungssysteme. Ihre berühmte Festung Kuelap, oft als „Machu Picchu des Nordens“ bezeichnet, ist ein gigantisches Bauwerk mit 20 Meter hohen Mauern und über 400 Gebäuden. Doch anders als die Inka hinterließen die Wolkenmenschen kaum schriftliche Zeugnisse, was sie so rätselhaft macht.

    Archäologische Sensation: Auch der „Focus“ berichtete über die neuen Siedlungen der Chachapoya, die im Mai 2025 in den peruanischen Anden gefunden wurden. Foto: Screenshot focus.de

    Was wir wissen: Ihre Kultur war kriegerisch! Sie widersetzten sich den Inka erbittert, bevor sie im 15. Jahrhundert unterworfen wurden. Ihre Felsengräber, oft in schwindelerregenden Höhen platziert, sind ein weiteres Rätsel. „Warum baut man Gräber an Orten, die kaum erreichbar sind?“, fragt Archäologe Mark Adams in seinem Buch „Turn Right at Machu Picchu“ (2011). Manche vermuten spirituelle Gründe, andere sehen darin Schutz vor Grabräubern. Doch die neuen Funde werfen noch mehr Fragen auf: Wie schafften es die Chachapoya, derart präzise Bauwerke in einer so unwirtlichen Region zu errichten?

    Atemberaubende Logistik, fortschrittliche Technik

    Hier wird es spannend – und unkonventionell. Anhänger der Prä-Astronautik, einer Theorie, nach der außerirdische Wesen den Menschen in grauer Vorzeit beim Bau ihrer Monumente geholfen hätten, sehen in den Chachapoya-Funden neuen Stoff für ihre Ideen. Die Präzision der Steinmauern, die Lage der Bauwerke in extremen Höhen und die beinahe übermenschliche Logistik lassen sie fragen: War das wirklich nur menschliche Arbeit? Oder hatten die Wolkenmenschen Hilfe von oben – und damit meinen sie nicht die Götter, sondern Aliens.

    In 2.900 Metern Höhe: Teilansicht der Festung Kuelap in den peruanischen Anden, die von den Chachapoya errichtet wurde. Foto: Elemaki, CC BY-SA 2.5, Wikimedia Commons

    Der Schweizer Autor Erich von Däniken, Vorreiter der Prä-Astronautik, argumentiert in seinem bereits 1968 erschienenen Bestseller „Erinnerungen an die Zukunft“, dass viele antike Bauwerke – wie die ägyptischen Pyramiden oder Stonehenge in England – mithilfe von Technologien errichtet wurden, die den damaligen Völkern gar nicht zur Verfügung gestanden haben können.

    Im Falle der Chachapoya wäre Ähnliches vorstellbar. Wie konnten sie sonst die tonnenschwere Steine durch die steilen Andentransportieren? Wie schufen sie derart exakte Schnitte ohne moderne Werkzeuge? „Die Wolkenmenschen hatten kein Rad, keine Metallwerkzeuge, und doch sind ihre Bauwerke präziser als manches, was wir heute mit Maschinen schaffen“, schrieb eine Nutzerin anlässlich der Funde begeistert auf X.

    Ein Volk aus dem All?

    Manche vermuten gar, dass die Chachapoya selbst Außerirdische waren. Das schleißen sie aus dem Namen, den die Inka dem rätselhaften Volk gaben: Wolkenmenschen. Doch die etablierte Wissenschaft winkt ab. „Die Inka nannten sie Wolkenmenschen, weil ihre Siedlungen in den hochgelegenen, oft wolkenverhangenen Tälern der Anden lagen, die wie ein Reich über den Wolken wirkten“, wird Archäologe Federico Kauffmann Doig von der Zeitschrift National Geographic zitiert.

    In über 2.400 Metern Höhe: Die Stadt Chachapoyas in den peruanischen Anden. Foto: chamski / Shutterstock

    Auch Altertumsforscher Charles Stanish, Professor an der University of California in Los Angeles, verwirft die Alien-Theorie. „Es gibt keine Beweise für außerirdische Eingriffe“, erklärte er in einem Interview mit Scientific American. Seiner Ansicht nach nutzten die Chachapoya Seile, Rampen und ihre genaue Kenntnis des Terrains, um ihre Bauwerke zu errichten. Lidar-Scans zeigen zudem, dass sie ausgeklügelte Wege und Plattformen nutzten, um Material zu transportieren.

    Und die Hinweise auf die Beobachtung des Himmels durch die Wolkenmenschen? „Viele Kulturen verehrten die Sterne, das ist kein Beweis für Aliens, sondern für eine universelle menschliche Faszination für den Himmel“, schreibt Archäologe Mark Adams in „Turn Right at Machu Picchu“. Und die Forscherin und Lateinamerika-Expertin Adriana von Hagen betonte gegenüber dem britischen Guardian: „Die Chachapoya waren keine Aliens, sondern Menschen mit einem tiefen Verständnis ihrer Umwelt.“

    Was die Funde bedeuten

    Doch auch ohne prä-astronautische Erklärung sind die neuen Entdeckungen ein Meilenstein. Sie zeigen, dass die Chachapoya weit mehr Siedlungen errichteten, als bisher angenommen, und dass ihre Kultur komplexer war, als die Inka uns glauben machten. Diese „beschrieben die Chachapoya als ‚barbarisch‘, aber diese Funde beweisen das Gegenteil“, so Adriana von Hagen. Die Ruinen deuten auf ein dichtes Netzwerk von Orten hin, über das Handel betrieben und Kriege geführt wurden.

    Besonders faszinierend sind die Felsengräber. Manche enthalten Mumien, die in Embryonalstellung bestattet wurden, umgeben von Keramiken und Textilien. „Diese Gräber sind wie Zeitkapseln“, so Archäologin Sonia Guillén, eine der führenden Mumienexpertinnen Perus, im Gespräch mit der BBC. Sie könnten Hinweise auf die Religion und das Weltbild der Chachapoya liefern. Doch viele Funde sind bedroht: Plünderer setzen den Stätten zu. „Wir müssen schnell handeln, um diese Schätze zu schützen“, mahnt Federico Kauffmann Doig .

    Die neuen Funde sind erst der Anfang. Archäologen planen schon weitere Expeditionen, um das Rätsel der Wolkenmenschen zu lösen. Bis dahin bleibt die Frage: Haben die Chachapoya ihre Bauwerke in den Nebeln der Anden eigenständig errichtet – oder hatten sie Hilfe von außen, gar von extraterrestrischen Besuchern?

    Alle Argumente, alle Theorien: In unserer neuen Sonderausgabe „Geheime Geschichte – Von den Pharaonen bis zur Kabale im Vatikan“ untersuchen wir Relikte aus ferner Vergangenheit – und kommen zu erstaunlichen Ergebnissen. Hier bestellen.

    Kommentare sind deaktiviert.