Die rot schimmernde Kappe mit den weißen Punkten zieht jeden in den Bann, gern wird sie als Glücksbringer geehrt. Unsere Vorfahren sprachen dem Fliegenpilz sogar göttliche Eigenschaften zu. Reisen Sie mit Jan von Flocken zurück in das mythische Deutschland. Sein Geschichtssonderheft führt Sie zurück bis zur Walhalla, dem Sitz der germanischen Götter. HIER bestellen!
Der Begriff Glückspilz verdankt diesem Lebewesen seine Herkunft. Andererseits verspürt jeder Ehrfurcht beim Anblick der Rotkappe und das Ungenießbare beziehungsweise Toxische lässt sich fast schon schmecken, ohne je einen Happen davon genommen zu haben. Tatsächlich ist er weit ungefährlicher als andere Giftpilze, jedoch enthält er psychedelische Substanzen, die unser Bewusstsein in andere Sphären hinübergleiten lassen. Das wird auch ein Grund dafür gewesen sein, dass dem Fliegenpilz beispielsweise im Germanien der vorchristlichen Zeit eine zentrale Rolle beigemessen wurde.
Sleipnirs Geifer schuf die Fliegenpilze
Während der Weihenächte, wenn Allvater Wotan am Tag der Wintersonnenwende auf seinem achtbeinigen Schimmel Sleipnir durch die Lüfte zog, um das Tor zur Anderswelt zu öffnen, traf der Geifer seines Pferdes auf den Boden der Erde, heißt es in der germanischen Mythologie. Der Legende nach sollen neun Monate später genau dort, wo er landete, die Fliegenpilze wachsen. Die Wintersonnenwende war auch ausschließlich die Zeit, in der die Schamanen die Rotkappe verzehrten, um in einen berauschten Zustand zu gelangen, der sie mit der immateriellen Welt verbinden sollte. Dadurch wollten sie mit Göttern, Zwergen oder Elementarwesen in Verbindung treten. Bei unseren Ahnen galten Zwerge als besonders weise, sie verstanden eben alles.
Der Fliegenpilz genießt noch heute, wo die Weihenächte längst in die Geburt Christi umgedeutet wurden, einen festen Platz in der Weihnachtszeit. Auf die orale Einnahme wird zwar weitestgehend verzichtet, aber immerhin ziert er manchmal noch den Christbaum oder den Adventskranz.
Kultische Bedeutung von Skandinavien bis nach Sibirien
Die Germanen waren allerdings nicht die einzigen, die diesem Gewächs so viel Aufmerksamkeit schenkten. Die Verehrung des Fliegenpilzes erstreckte sich von Skandinavien über den baltischen Raum bis nach Sibirien. Bei den Westslawen war er beispielsweise dem Gott Swantewit geweiht. Dieser Gott war der Kriegsgott der auf der Insel Rügen ansässigen Ranen und anderer westslawischer Stämme. Er kann auch als Äquivalent zum Göttervater Odin beziehungsweise Wodan betrachtet werden. Von den Schamanen in Sibirien wurde der Pilz als grobstofflich gewordenes göttliches Fleisch betrachtet. Bei unseren Vorfahren, den Germanen, wurde der Fungus ebenfalls als das Fleisch Wotans angesehen.
Nicht minder bedeutsam war die gepunktete Rotkappe bei den Griechen im Dionysoskult. Gern wurde der aus Hyperborea (jenseits des nördlichen) stammende Gott des Rausches und der Ekstase Dionysos mit dem Fliegenpilz verbunden. Der Kult um diesen Gott bewegte sich stark um berauschende Substanzen. Nur im benebelten Zustand, so glaubten die Anhänger, könne man den Göttern und seinen Ahnen nahe sein sowie mit ihnen kommunizieren. Das kennen wir ja schon aus dem Germanentum.
Das Fleisch Wotans – das Fleisch Christi?
Aber nicht nur in den vorchristlichen Mythologien wurde dem Fungus eine zentrale Bedeutung beigemessen, sondern wohl auch im sogenannten Ur-Christentum. Dies behauptet zumindest der ehemalige Jesuit John Allegro, der angeblich Zugang zu antiken Schriften im Vatikan gehabt haben will. In seinem Buch Der Geheimkult des heiligen Pilzes aus dem Jahre 1971 wird das Christentum als nichts anderes als ein geheimer Fliegenpilzkult dargestellt. Dabei sei die Rotkappe das Fleisch Christi gewesen, das beim Abendmahl zusammen mit Rotwein als das Blut Christi eingenommen wurde. Hierbei ist eine direkte Parallele zum Germanentum und zur antik-griechischen Mythologie zu beobachten, denn, wie zuvor schon dargelegt, symbolisierte dieser Schwamm ja auch das göttliche Fleisch des Allvaters Odin oder Wodan. Der Wein wiederum ist eine verbleibende griechische Komponente aus dem Dionysos-Kult.
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