In den letzten Wochen geriet Grönland im Zusammenhang mit Trumps Anschlussplänen in die Schlagzeilen. Nun fanden dort Parlamentswahlen statt, und alles deutet auf einen Regierungswechsel hin. In der COMPACT-Märzausgabe „Die blaue Revolution“ haben wir die derzeitige Situation im Artikel „Kampf um Thule“ ausführlich analysiert. Hier mehr erfahren.

    Wahlsieger unter den knapp 57.000 Grönländern, die zur Stimmabgabe aufgerufen waren (etwa Zweidrittel machten von diesem Recht Gebrauch), ist die bisherige Oppositionspartei „Demokraatit“. Bei der letzten Wahl im Jahr 2021 noch bei mageren 9,1 %, konnte sie ihr Ergebnis mehr als verdreifachen und erreichte 29,9 %. Die Partei tritt für einen langsamen Unabhängigkeitsprozess von Dänemark ein. Doch auch „Naleraq“, eine weitere Oppositionskraft, erzielte 24,5 %. Die linke Regierungskoalition der bisherigen Regierung unter Múte B. Egede (Inuit Ataqatigiit, „Gemeinschaft der Menschen“), die einer baldigen Unabhängigkeit ablehnend gegenüberstand und sich stattdessen beispielsweise für die Aufnahme von Asylbewerbern aussprach, wurde dagegen deutlich abgestraft. Es scheint, als wäre mit Trump auf der Insel einiges in Bewegung geraten – ein starker Rückenwind für die Unabhängigkeitskräfte, deren Thema den Wahlkampf dominiert hat.

    In COMPACT 3/2025 fasst unser Autor Bernhard Tomaschitz die Ausgangslage zusammen:

    Trumps Interesse an der Insel als Besessenheit eines Verrückten abzutun, wie es die linksgepolten Mainstream-Medien tun, wäre grundlegend falsch. Vielmehr sind die Ambitionen des US-Präsidenten, die er übrigens mit der nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten begründet, aus seiner Sicht rational. Denn in Grönland, das über eine weitreichende Autonomie verfügt und zu Dänemark gehört, gibt es starke Sezessionstendenzen. In einer Umfrage 2016 sprachen sich 64 Prozent der Befragten für eine Unabhängigkeit aus. In einer anderen Erhebung aus dem Jahr 2017 votierten allerdings 78 Prozent dagegen, sofern damit ein Rückgang des Lebensstandards verbunden ist. Genau letzteres könnte aber im Falle einer Unabhängigkeit, zumindest kurz- und mittelfristig, eintreten, denn dann entfiele der «bloktilskud» («Blockzuschuss») aus Kopenhagen, der rund die Hälfte der Einnahmen von Kalaallit Nunaat – so der Name des Eilands in der Sprache der Autochthonen – ausmacht.

    Keine Partei erzielt absolute Mehrheit, Koalition erforderlich

    Zwar wurde die linke Regierung abgestraft, doch keine Partei erzielte die absolute Mehrheit im 31-köpfigen grönländischen Parlament. Wahlsieger Jens Frederik Nielsen von Demokraatit obliegt es nun, eine entsprechende Regierungskoalition zu formen – die zügige Aufnahme von Gespräche mit Naleraq ist anzunehmen. Naleraq war bis 2022 bereits an der alten Regierung beteiligt, schied jedoch aus und wurde durch die sozialdemokratische Partei Siumut ersetzt.

    Nur wenige Menschen leben auf Grönland, dafür ist die Insel umso reicher an Bodenschätzen. Foto: Jensbn / de.wikipedia.org – CC-BY-SA – Lizenz

    Grönland ist nicht nur reich an Naturschätzen, sondern auch durch seine Lage von zentraler Bedeutung. Sollte die Insel in absehbarer Zeit tatsächlich die Unabhängigkeit erreichen, wird sie auf einen starken Partner angewiesen sein – sowohl für den Übergangsprozess in die Eigenständigkeit (Dänemarkt hat bereits angekündigt, dies nicht zuzulassen), als auch in der Folge.

    USA wollen „starker Partner“ des unabhängigen Grönlands sein

    Hierzu ein Auszug aus COMPACT 3/2025:

    Ein unabhängiges Grönland wäre aufgrund seiner Größe von mehr als zwei Millionen Quadratkilometern und seiner äußerst geringen Bevölkerungsdichte auf einen starken Partner angewiesen. Wenn sich die USA zu aggressiv verhalten – worauf die Äußerungen Trumps hindeuten –, könnten sich die Insulaner andere Partner suchen. In Betracht kommen dabei die beiden großen geopolitischen Gegenspieler der USA: Russland und China.

    Die Arktis ist umkämpft wie lange nicht mehr und die USA strecken ihre Fühler aus, um ihre Position zu sichern. Der Regierungswechsel in Grönland dürfte aus US-Sicht dabei als Fortschritt zu werten sein. In der COMPACT-Märzausgabe „Die blaue Revolution“ haben wir die derzeitige Situation Grönlands im Artikel „Kampf um Thule“ ausführlich analysiert. Jetzt bestellen.

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