Die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten forderte zwei Millionen Opfer. Doch immer noch werden Massengräber entdeckt. Von polnischen Behörden werden die Toten mitunter zu NS-Opfern umdeklariert, wie ein Fall aus Waldenburg zeigt. In COMPACT-Geschichte „Verlorene Heimat“ dokumentieren wir den Völkermord an Deutschen. Hier mehr erfahren.
Wie viele Tote bedeckt die schlesische Erde? Dem Andenken der Angehörigen – wie des ganzen Volkes – durch Verbrechen und Verschleierung entrissen? Kein Buch verzeichnet die unbekannte Zahl deutscher ziviler Opfer, die der furchtbaren Rache und Willkür erlagen und zu Kriegsende im Tosen des aufgestachelten Hasses versanken. Kein Bericht weiß von Zahl und Namen verlässliche Kunde zu geben, die 1945 bei Flucht und Vertreibung unbekannt verloschen.
Rund zwei Millionen Deutsche, so seriöse Schätzungen, wurden im Zuge der Vertreibung umgebracht – oft unter grausamsten Martern, wie wir in unserer neuen Geschichtsausgabe „Verlorene Heimat – Die Vertreibung aus den Ostgebieten“ zur Mahnung an heutige Generationen schildern.
Eine genauere Bezifferung ist nicht möglich, doch es ist von einer unvorstellbaren Anzahl bislang unentdeckter Opfer auszugehen, die jenseits von Oder und Neiße in Massengräbern verscharrt oder in Wald und Flur, zur Unauffindbarkeit verdammt, liegen.
Die wenigen in die Gegenwart geretteten Berichte, die die Gräueltaten an der deutschen Zivilbevölkerung dokumentiert haben und die wir in COMPACT-Geschichte „Verlorene Heimat“ unlöschbar und unzensierbar abdrucken, lassen das Ausmaß unmenschlicher Todesschicksale erahnen.
48.000 Leichen bei Waldenburg
In der Stunde Null gab es kein Recht mehr, kein Gesetz, keine Gnade, auf die sich die Menschen in ihrer Not hätten berufen können, als Racherausch und Todestrieb zu Statthaltern der Sieger geworden waren. Die Besiegten aber stieß man in eine namenlose Ächtung und Verfolgung. Sie waren – für vogelfrei erklärt – der Demütigung, Willkür und Schändung ausgeliefert.
Ein Beispiel für solche lange Zeit unentdeckten Gräueltaten und Opfer ist die Freilegung von 37 Massengräbern nahe der schlesischen Stadt Waldenburg (heute Walbrzych) in Niederschlesien. Schätzungen von Experten zufolge wurden dort bei Kriegsende mehr als 48.000 deutsche Zivilisten verscharrt.
Vermutlich sind die ermordeten Deutschen sowjetischen und polnischen Gewaltakten bei der Flucht ins nahegelegene Eulengebirge zum Opfer gefallen. Eine dort befindliche Gebirgsbahn bildete eine der wichtigsten Verkehrsverbindungslinien zwischen den Ortschaften um Waldenburg nach Breslau.
Der sogenannte Rat für den Schutz der Erinnerung an Kampf und Martyrium in Warschau, hatte Berichten der Nachrichtenseite Polskaweb zufolge, die 48.000 Toten zunächst als polnische Opfer zu etikettieren versucht, doch schon bald stellte sich heraus, dass es sich um deutsche Volksangehörige handelte.
Vertreibungsopfer zu KZ-Toten erklärt
Ein Großteil der Massengräber wurde in den Dörfern Wüstewaltersdorf (heute Walim) und und Wüstegiersdorf (heute Gluszyca) entdeckt. Auch hier ist zunächst von polnischer Seite versucht worden, die Toten, bei denen es sich um Vertreibungsopfer handelt, unter Vorgabe falscher Tatsachen, als Opfer des NS-Regimes zu deklarieren.
Im Eulengebirge befanden sich zur Zeit des Dritten Reiches mehrere Außenlager des Konzentrationslagers Groß-Rosen, in dem französische, italienische, griechische, ukrainische und polnische Zwangsarbeiter zum Einsatz beim Stollenprojekt „Riese“ interniert waren. Deren Zahl betrug jedoch in der gesamten zweijährigen Bauphase nicht mehr als insgesamt 13.000.
Der polnische Historiker Bogdan Cybulski verweist in seiner wissenschaftlichen Untersuchung über das „AL RIESE“ auf diese Zahlen. Die Toten wurden also vonseiten der polnischen Behörden wider besseres Wissen zu vereinnahmen versucht, um von den eigenen Verbrechen in der Vergangenheit abzulenken.
Güterzüge voller Menschen
Als Hintergrund dafür können auch die kurz vorher entdeckten Massengräber mit Deutschen nahe Marienburg (heute Malbork) gesehen werden. Dort musste der gesamte polnische Tourismus der Region nach den Aufdeckungen und dem darauf folgenden Vertuschungsskandal empfindliche Einbußen einstecken. Die Toten wurden demnach in gewissenloser Manier als Pfand politischer Ränkespiele missbraucht. Ein Umgang, der an Verächtlichkeit kaum zu überbieten ist.
In unserer neuen Geschichtsausgabe „Verlorene Heimat – Die Vertreibung aus den Ostgebieten“ haben wir den Opfern des polnischen Vertreibungsterrors in Pommern und Schlesien ein ganzes Kapitel eingeräumt (die anderen Kapitel befassen sich mit den Opfern sowjetischer und tschechischer Täter in Ostpreußen und im Sudetenland). Ein Auszug:
„Bereits Ende Juni 1945 begannen die auf einem 100 bis 200 Kilometer breiten Gebiet östlich der Oder-Neiße-Linie ebenso schnell wie brutal durchgeführten Vertreibungen von Deutschen. 200.000 bis 300.000 Schlesier, Pommern und Brandenburger wurden in Fußmärschen unter Misshandlungen durch die polnische Miliz nach Westen gejagt.
Offiziell startete das Jahrhundertverbrechen einige Monate später mit der Verabschiedung eines Ausweisungsplans des Alliierten Kontrollrats am 17. Oktober 1945. Hunderttausende von Deutschen, auch die aus dem russisch verwalteten nördlichen Ostpreußen, mussten sich kurzfristig auf Sammelplätzen einfinden, um dann abgeschoben zu werden. Sie durften nur so viel Gepäck mitnehmen, wie sie tragen konnten. Auf west- und mitteldeutschen Bahnhöfen trafen unangekündigt zahlreiche mit Vertriebenen vollgepferchte Güterzüge ein.“
Der Der britische Philosoph Bertrand Russell veröffentlichte am 8. Dezember 1945 in der in New York erscheinenden Zeitung The New Leader einen Bericht über die unmenschlichen Verhältnisse bei der Vertreibung:
„Jederzeit werden Frauen und Kinder in Eisenbahnzügen zusammengetrieben, jeder nur mit einem Koffer, dessen Inhalt unterwegs meistens geraubt wird. Die Reise nach Berlin dauert viele Tage, in denen keine Nahrungsmittel verteilt werden. Viele erreichen Berlin als Tote; Kinder, die unterwegs sterben, werden aus dem Fenster geworfen. Viele von denen, die man aus ihrem Haus treibt, werden nicht mit der Eisenbahn befördert, sondern müssen zu Fuß nach Westen wandern.“
Diese Schilderungen wurden seinerzeit vom Congressional Record des US-Repräsentantenhauses bestätigt. In COMPACT-Geschichte „Verlorene Heimat“ zitieren wir daraus die Aussage eines britischen Majors:
„Die schlimmsten Gräuel in der modernen Geschichte finden in Ostdeutschland statt: Viele Millionen von Deutschen sind auf die Straße geworfen worden, sterben zu Tausenden auf den Straßen an Hunger, Dysenterie {Darmentzündung} und Erschöpfung, und die Berliner Krankenhäuser lassen den Anblick von Konzentrationslagern ganz normal erscheinen.“
Weitere Fakten und Augenzeugenberichte finden Sie in COMPACT-Geschichte „Verlorene Heimat – Die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten“. Wir dokumentieren den verschwiegenen Völkermord an Deutschen und geben den Opfern eine Stimme. Hier bestellen.