Die israelische Armee hat am Sonntagmorgen das Schiff, mit dem Greta Thunberg und weitere Aktivisten Hilfsgüter in den abgeriegelten Gaza-Streifen bringen wollten, gestoppt. Die gesamte Besatzung wurde in Gewahrsam genommen. Wie schlimm die Lage im „größten Freiluftgefängnis der Welt“ ist, haben wir in der COMPACT-Ausgabe „Die blaue Revolution“ aufgezeigt und uns ausführlich mit der Lage in Gaza auseinandergesetzt. Hier mehr erfahren.
Seit mehreren Tagen waren die ehemalige Ikone der Klima-Bewegung, Greta Thunberg, sowie über ein Dutzend weiterer Mitstreiter mit dem Gaza-Solidaritätsschiff „Madleen“ auf dem Weg, um den Palästinensern humanitäre Hilfsgüter zu bringen. Dabei dürfte es neben der Lieferung der Waren – auf dem kleinen Schiff war vergleichsweise wenig Platz um wirklich relevante Mengen an Gütern zu liefern – auch vor allem darum gegangen sein, der Weltöffentlichkeit vorzuführen, wie Israel humanitäre Lieferungen nach Gaza blockiert. Und das mit Erfolg: Am Sonntagmorgen erreichte das Schiff israelische Hoheitsgewässer und wurde prompt von der israelischen Marine abgefangen. Per Lautsprecherdurchsage wurden die Anwesenden aufgefordert, keinen Widerstand zu leisten und mit der Armee zu kooperieren, weitere Bilder zeigen die Festnahme der Schiffsbesatzung, die mit erhobenen Händen an Deck sitzt.
Israelische Medien verbreiten, dass Thunberg und Co nun zum israelischen Festland gebracht werden sollen, um sie anschließend in ihre Heimatländer auszuweisen.

Palästina-Solidarität: Wie Greta Thunberg in Ungnade fiel
Das Abfeiern einer minderjährigen Klimapredigerin durch fast alle westlichen Medien war an Peinlichkeit kaum zu überbieten, schuf jedoch den Mythos Greta Thunberg – sogar US-Präsident Donald Trump durfte in seiner ersten Amtszeit unter dem Jubel der Mainstreampresse angepöbelt werden. In den letzten anderthalb Jahren hat sich der Tätigkeitsschwerpunkt von Thunberg jedoch verlagert: Mit ähnlicher Energie wie bei der Klima-Thematik protestiert sie nun gegen Israels Krieg in Gaza. Die gleichen Medien, die Thunberg seinerzeit gefeiert haben, betiteln die mittlerweile 22-Jährige nun als „Antisemitin“ und setzen auf Diffamierung. So schnell kann es gehen, wenn das politisch genehme Meinungsfenster verlassen wird.
Immerhin: Greta Thunberg wurde nicht erschossen
Das Ende der Gaza-Solidaritätsfahrt verläuft trotz Festnahme durch Israels Armee vergleichsweise glimpflich, denn weder Greta Thunberg, noch ihre Mitstreiter, wurden durch Israel getötet. Das ist durchaus nicht selbstverständlich: Israelische Aggressionen treffen nicht nur die Menschen in Gaza täglich (etwa durch großflächigen Bombenterror), auch die Schifffahrt ist keineswegs sicher. Als etwa 2010 eine Flotte von sechs vollbeladenen Hilfsschiffen mit dutzenden prominenten Unterstützern, darunter mehrere damalige Bundestagsabgeordnete der Linkspartei, Richtung Gaza aufbrach, eröffnete Israel das Feuer, es kam zu einem regelrechten Blutbad, neun Mitglieder der Solidaritätsdelegation starben. Der Angriff löste seinerzeit weltweite Empörung aus, mehrere Jahre später entschuldigten sich sogar israelische Regierungsmitglieder für das Massaker.
Angeblich will Israel die sichergestellten Hilfsgüter vom Thunberg-Schiff selber nach Gaza transportieren. Ob das stimmt? Schwer zu sagen. Wie schlimm die Situation für die palästinensische Zivilbevölkerung ist, haben wir in unserer Ausgabe „Die blaue Revolution“ ausführlich beschrieben. Hier bestellen!