Trumps ehemaliger Stabschef John Kelly hat den Ex-Präsidenten als Hitler-Verehrer und Faschisten hingestellt. Kamala Harris stimmt zu. Die internationale Presse sieht die Sache differenzierter. Informieren Sie sich aus erster Hand: COMPACT-Spezial „Trump: Sein Leben, seine Politik, sein großes Comeback“ liefert alle wichtigen Informationen. Hier mehr erfahren.

    Der frühere Stabschef von Donald Trump, John Kelly, fühlt sich offenbar bemüßigt, im US-Wahlkampf Schützenhilfe für Kamala Harris zu leisten. Anders kann man es nicht deuten, dass der General a. D. den Ex-Präsidenten kurz vor dem Urnengang über die Presse denunziert.

    Umfrage: Trump geht in Führung

    Im Interview mit der „New York Times“ behauptete Kelly, Trump habe zu seiner Zeit als US-Präsident in Gesprächen mehrfach erklärt, dass „Hitler auch einige gute Dinge getan“ hätte.

    Das US-Magazin „The Atlantic“ wiederum zitierte aus Hintergrundgesprächen mit Kelly, wonach Trump seiner Bewunderung für die Militärspitze des Dritten Reiches Ausdruck verliehen haben soll. Demnach habe der frühere Chef des Weißen Hauses gesagt:

    „Ich brauche die Art von Generälen, die auch Hitler hatte.“

    Für den ehemaligen Stabschef fällt Trump damit „unter die allgemeine Definition eines Faschisten“. Kamala Harris stimmt zu. Während eines Townhall-Meetings des Senders CNN fragte Moderator Anderson Cooper die demokratische Präsidentschaftskandidatin: „Halten Sie Donald Trump für einen Faschisten?“ Harris antwortete unumwunden: „Ja, das tue ich.“

    Die deutsche Sicht

    Für viele deutsche Medien ist schon lange klar, dass Trump in diese Kategorie gehört. Die Blätter für internationale Politik überschrieb schon 2020 einen Beitrag mit der Schlagzeile: „Der amerikanische Faschismus: Vom Ku-Klux-Klan zu Trump“.

    Hitler geht immer: Ob Trump oder Putin – der Vergleich mit dem NS-Diktator ist Standard. Foto: Stern, The European, IR

    Mit Trump „kommt der Faschismus nach Amerika“, schrieb Neocon-Vordenker Robert Kagan in einem Essay, den der Spiegel nachgedruckt hat. Trump „ist ein Faschist“, meinte auch Jakob Augstein in einem Beitrag für das Hamburger Magazin. Und Fred Turner, Kommunikationsforscher an der Stanford University, behauptete in einem Artikel für die Zeit: „Trump ist eine Medienfigur – und ein Faschist – unserer Zeit.“

    „Extremer Narziss mit faschistoiden Zügen“

    Die internationale Presse sieht die Sache differenzierter. „Donald Trump folgt (…) nicht einer übergeordneten Ideologie, sei es Faschismus, sei es Nationalsozialismus“, schreibt die österreichische Tageszeitung Die Presse. Und fügt unverschämt hinzu: „Die Nazikeule trifft ihn schon deshalb nicht, weil er historisch schlicht zu ungebildet ist.“

    Weiter heißt es in dem Artikel: „Trotz mancher Allüren hat er bisher auch nicht am parlamentarischen System gerüttelt. Um es auf den Punkt zu bringen: Er ist vieles – ein Sexist, tief drinnen auch ein Rassist. Aber er ist kein Nazi, allenfalls ein extremer Narziss mit faschistoiden Zügen und einem Faible für starke Männer.“

    Der britische Economist kommt mit einem schrägen Vergleich um die Ecke – und stößt ins gleiche Horn wie Kelly und Harris:

    „Trumps MAGA-Nostalgie {Make America Great Again} erinnert an die Dolchstoßlegende der Nazis, nach der Deutschland im Ersten Weltkrieg von seinen Eliten verraten wurde. Sein hypermaskuliner Personenkult, seine unheilvollen Tiraden und seine Behauptung, ‚ich allein kann alles richten‘, stehen in faschistischer Tradition. Ebenso wie seine Instrumentalisierung von Rassismus gegen Muslime und lateinamerikanische Migranten, seine Vorliebe für groteske Unwahrheiten (wie die ‚großen Lügen‘, die faschistische Propagandisten so lieben) und seine Bestärkung von Verschwörungstheorien. (…) Aber für viele Amerikaner ist Faschismus einfach nur untrennbar mit Adolf Hitler verbunden.“

    Der finnische Helsingin Sanomat findet Warnungen vor Trump berechtigt, die Faschismus-Keule aber nicht zielführend: „Es ist reine Zeitverschwendung aufzuzählen, wie viele Aspekte der faschistischen Ideologie Trumps Autoritarismus enthält. Das Etikett des Faschismus ist so abgenutzt, dass es schwierig ist, es als analytische Definition zu verwenden.“

    Und weiter: „Der Kern von Trumps Ideologie ist in jedem Fall Trump selbst. Zu der Art von systematischer Behinderung, mit der Viktor Orban die ungarische Demokratie erstickt hat, wäre Trump wohl kaum fähig. Das soll nicht heißen, dass eine mögliche zweite Amtszeit Trumps nicht große Risiken birgt. Wenn der US-Präsident das Prinzip der Demokratie nicht respektiert, wird dies der Demokratie in der ganzen Welt Schaden zufügen.“

    Maßlose Panik-Reaktion

    Die ungarische Tageszeitung Mandiner hingegen entlarvt das wahltaktische Kalkül der Faschismus-Debatte um Trump:

    „Kamala Harris, die seit knapp einem Monat mit tendenziell rückläufigen Umfragewerten konfrontiert ist, hat ihre Rhetorik weiter eskaliert. (…) Während sich Harris‘ Zahlen verschlechtern, versucht sie immer weniger, auf einer fachpolitischen Grundlage zu debattieren, und hofft stattdessen, dass sie einen Teil der gemäßigten Republikaner und unentschlossene Wähler überzeugen kann, indem sie Trump als eine Bedrohung für die Demokratie als Ganzes darstellt.“

    „Die rhetorische Kanone der Demokraten wirkt maßlos – und etwas panisch“, meint Isabelle Jacobi in einem Kommentar für die Neue Zürcher Zeitung. Sie schreibt: „Die Faschismus-Kampagne von Harris hat eine klar definierte Zielgruppe: Es sind unabhängige und republikanische Wähler, die Mühe mit Trump haben und sich in einem inneren Konflikt zwischen Gewissen und Partei befinden. Kamala Harris lässt sich deshalb in der Endphase des Wahlkampfs immer öfter von hochkarätigen Anti-Trump-Republikanern sekundieren, wie Liz Cheney oder John Kelly.“

    Und weiter: „Gewiss, es gibt viele plausible Gründe, weshalb ein erneuter Einzug Trumps in das Weiße Haus als Risiko gesehen werden muss. Seine Rhetorik im Wahlkampf erreichte neue Niederungen der Menschenverachtung, und einige seiner Wahlversprechen sind mehr als bedenklich. So will er das Posse-Comitatus-Gesetz übergehen und die Armee statt die Polizei einsetzen, um in amerikanischen Städten für Ordnung zu sorgen und Migranten einzufangen. Er bezeichnet politische Gegner als den inneren Feind, den es zu verfolgen gilt. Den Beamtenapparat will er dezimieren und Karrierepositionen mit Günstlingen besetzen. Schließlich sollte Trumps Verhalten nach den letzten Wahlen und am 6. Januar als Warnung dienen, dass sein Demokratieverständnis beschränkt ist.“

    Dennoch kommt die NZZ-Kommentatorin zu dem Schluss:

    „Die Faschismus-Keule anzuwenden, wirkt maßlos – und verzweifelt. Insbesondere der Hitler-Vergleich ist unhaltbar, nicht nur weil er ahistorisch ist. Trumps Amtszeit war in vieler Hinsicht chaotisch und – was oft vergessengeht – dilettantisch. Seine Bemühungen, den Rechtsstaat auszutricksen, ziehen sich wie ein roter Faden durch seine unternehmerische und politische Biografie. Doch Trump verfolgt weder eine Lebensraum-Politik, noch hat er je einen Holocaust geplant.“

    Genau deshalb hält auch der Shoa-Überlebende Jerry Wartski die Fascho-Keule für empörend. In einem von Trumps Wahlkampfteam veröffentlichten Video, das derzeit auf X viral geht, sagt der 94-Jährige: „Ich weiß mehr über Hitler, als Kamala in tausend Leben jemals wissen wird.“ Der NS-Diktator habe, so Wartski, seine Eltern ermordet, er selbst sei neun Jahre alt gewesen, als die Nazis in Polen einmarschiert seien.

    Auschwitz Survivor, Jerry Wartski: “I know more about Hitler than Kamala will ever know in a thousand lifetimes. For her to accuse President Trump of being like Hitler is the worst thing I've ever heard in my 75 years of living in the United States." pic.twitter.com/KXwCr9Gz8L

    — Dan Scavino Jr.🇺🇸🦅 (@DanScavino) October 25, 2024

    Harris schulde den Opfern und Überlebenden des Holocausts und auch seinen eigenen Eltern eine Entschuldigung, fährt Wartski fort. Er selbst werde Trump wählen – wie viele andere Juden auch, denn eine erneute Präsidentschaft des Republikaners sei gut für das Land.

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