Ein positives Beispiel für die deutsch-russischen Beziehungen: 1812 kündigten preußische Offiziere, ohne ihren König zu fragen, die Allianz mit Napoleon auf und leiten einen Bündniswechsel zu Russland ein. Ein Auszug aus unserer aktuellen Spezial-Ausgabe „Krieg gegen Russland“. Deutschlands dritter Marsch ins Verderben! Hier mehr erfahren.

    Als am Ende des Russland-Feldzuges 1812 Napoleons totale Niederlage nicht mehr zu übersehen war, befahl dessen Marschall Macdonald ab 20. Dezember den Rückzug seines Korps hinter den Memel-Fluss. Hier konnte er die Flanken des russischen Vormarsches nach Westen bedrohen.

    Um dieser Gefahr zu begegnen, hatten Generale des Zaren mehrfach versucht, mit dem preußischen General Johann Ludwig Yorck von Wartenburg, der MacDonald unterstellt war, in Kontakt zu treten und womöglich ein Neutralitätsabkommen zu schließen. Zum ersten Mal geschah das am Abend des 24. Dezember bei einem Dorf nahe der Straße von Tilsit nach Schaulen. Der Preuße berief sich dabei zunächst auf seine Befehle aus Berlin, wonach unbedingt mit den Franzosen zu kooperieren sei. (…)

    Russlands preußische Generale

    Das entscheidende Treffen mit Yorck vereinbarte der erst 27-jährige russische General Hans Karl von Diebitsch. Es fand am 30. Dezember 1812 in der Wassermühle des Dorfes Poscherun bei Tauroggen im Niemandsland statt. Hier verhandelten nominell Russen mit Preußen.

    Tatsächlich waren alle sechs Beteiligten preußischstämmige Deutsche. Dem Potsdamer Yorck saß der Schlesier Diebitsch gegenüber, der seit 1801 in Russlands Armee diente, wo sein Vater Karriere gemacht hatte. Seine Adjutanten waren Oberstleutnant Carl von Clausewitz, ein Brandenburger und später weltberühmter Militärphilosoph, sowie der ostpreußische Major Friedrich Graf zu Dohna-Schlobitten.

    Clausewitz und Dohna waren Anfang 1812 aus Protest gegen die preußische Allianz mit Frankreich in die Armee des Zaren eingetreten. Yorcks Begleitung bildeten sein Stabschef Oberst Friedrich von Röder und der Adjutant Major Anton von Seydlitz.

    Die Verhandlungen zielten darauf ab, dass Yorck die 27. Division zurückzog und für neutral erklärte. Das verstieß klar gegen seine Befehle und ging weit über seine Befugnisse hinaus. Es handelte sich für den General um die entscheidende Frage, ob er aus Gewissensgründen ein Bündnis seines Landes brechen durfte. (…)

    Die sechs Offiziere einigten sich schließlich am 30. Dezember über eine Konvention von sieben Artikeln, die auf Deutsch niederschrieben wurden. Demnach wurde „dieses Territorium während der preußischen Besetzung als völlig neutral erklärt und betrachtet“. Die Neutralität sollte für zwei Monate gelten, sofern keine anderslautende Order aus Berlin eintraf.

    Den empörten französischen Marschall Macdonald, der im kurländischen Mitau (heute Jelgava) auf die preußische Division wartete, unterrichtete Yorck: „So entledige ich mich aller Verpflichtungen Ihnen gegenüber.“ und er fuhr fort: „Welches auch das Urteil sein mag, das die Welt über mein Verfahren fällen wird, ich bin darüber wenig in Unruhe. Die Pflicht gegen meine Truppen und reifliche Erwägung schrieb es mir so vor.“ (…)

    Seine Majestät ist schockiert

    Der König reagierte zwar mit dem Ausruf „Da möchte einen ja der Schlag rühren!“, als er von Yorcks Eigenmächtigkeit erfuhr, ließ ihn aber dann wissen, er möge gemäß den Umständen handeln. Womöglich hatte ihn dessen eindringliche Aufforderung zum Befreiungskrieg gegen die napoleonische Fremdherrschaft beeindruckt: „Euch ist es jetzt vorbehalten, der Erlöser und Beschützer Ihres und aller deutschen Völker zu werden.“

    Anfang März 1813 rief der König dann von Breslau aus seine Untertanen zum Befreiungskampf gegen die Franzosen auf. Am selben Tag ließ er verkünden, „dass ich den Generalleutnant von Yorck somit nicht nur in dem Kommando des ihm untergebenen Armeekorps bestätigt, sondern ihm auch zum Beweise Meiner Zufriedenheit und Meines ungeteilten Vertrauens auch noch den Oberbefehl über die Truppen des Generalmajors von Bülow übertragen habe“. (…)

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