Am 10. Juni 1190 starb Friedrich I. Barbarossa. Nach blutigen Schlachten schloss er Frieden mit den Lombarden – und erhob das Reich zum «Sacrum Imperium». Der Legende nach soll er im Kyffhäuser ruhen – um Deutschland dereinst wieder beizustehen. Ein Beitrag aus COMPACT-Geschichte «Deutsche Kaiser – Glanz und Gloria aus 1000 Jahren» von Jan von Flocken. Hier mehr erfahren.

    _ von Jan von Flocken

    Über die Gestalt des deutschen Kaisers Friedrich I. wissen hauptsächlich Geschichtsforscher Bescheid. Mit «Barbarossa» hingegen verbinden heute noch viele einen typischen Begriff vom Mittelalter. Nur warum trug ein deutscher Monarch ausgerechnet einen italienischen Beinamen, lag er doch mit diesem Volk im Dauerkonflikt? Rotbart, nichts anderes bedeutet «barba rossa», war ursprünglich weder vertraulich-populär gemeint, noch gar ein Ehrenname. Die Mailänder, Friedrichs Erzfeinde, redeten abfällig von diesem Rotbärtigen, schon um ihn nicht respektvoll als Kaiserliche Majestät titulieren zu müssen. So machte ein Schmähwort Geschichte.

    Barbarossa war ursprünglich ein Schmähwort seiner mailändischen Feinde.

    Der Kaiser mit dem roten Bart auf Carl Friedrich Lessings (1808–1880) Gemälde im Frankfurter Römer, um das Jahr 1840. Foto: picture-alliance / akg-images

    Auch Friedrich hatte einen Konrad zum Vater. 1138 war nach langen innenpolitischen Auseinandersetzungen ein Herzog aus der schwäbischen Dynastie der Hohenstaufen zum König gewählt worden. Nach Sachsen und Franken stand nun mit Konrad III. ein Schwabe am Steuer des Reichsschiffes. Er war ein kriegerischer Herr, nannte die Erde sein Soldatenbett, den Himmel seine Zudecke und den Harnisch sein Haus. Konrads Devise lautete: «Rede wenig mit anderen, umso mehr aber mit dir selbst.»

    Es war jener Mann, der 1140 den Frauen der belagerten Burg Weinsberg fünf Kilometer östlich von Heilbronn erlaubte, sie dürften alles, was sie tragen können, in Sicherheit bringen, bevor er die Festung zerstörte. Am folgenden Morgen kam durch das Burgtor den Berg herab ein langer Zug Frauen, und eine jede trug ihren Mann auf dem Rücken. Da musste der König über die weibliche List lächeln, und als sein Neffe Friedrich von Schwaben Einspruch erheben wollte, sagte er: «Gewiss war es so nicht gedacht, aber die Weiber waren wieder einmal klüger als wir Männer. Also lasst sie in Frieden ziehen. Am Wort eines Königs soll man nicht drehen noch deuteln!»

    Aufstand in Italien

    Schon zwei Jahre nach Antritt seiner Herrschaft zog Konrads Sohn Friedrich I. 1154 nach Italien. Das Einzige, was er dort erreichte, war seine Kaiserkrönung durch Papst Hadrian IV. am 18. Juni 1155. Sie musste freilich unter scharfem militärischen Schutz erfolgen, weil vor den Toren der Petersbasilika ein Aufstand der Römer tobte. «Der Lärm drang zu uns hinauf, worauf wir uns bewaffnet in die Stadt stürzten. Den ganzen Tag kämpften wir mit den Römern», berichtete der eben gekrönte Kaiser. Am Ende lagen an die tausend Feinde erschlagen oder im Tiber ertrunken.

    Friedrich wollte die lombardischen Städte unter seine Oberhoheit zwingen.

    Konfliktreich gestaltete sich auch das Verhältnis zu den oberitalienischen Städten. Sie waren dank des aufblühenden Fernhandels zu erheblichem Reichtum gelangt und hatten ihren meist geistlichen Herren immer mehr Freiheits- und Selbstverwaltungsrechte abgekauft. Bald versuchten sie, auch das jeweilige Umland unter ihre Herrschaft zu bringen, wobei es zu harten Auseinandersetzungen mit konkurrierenden Nachbarstädten kam. Friedrich wollte hier als oberster Schiedsrichter fungieren und den Stadtrepubliken ihre Politik vorschreiben. Damit erreichte er das genaue Gegenteil: Die Feinde verbündeten sich schließlich im Lombardischen Städtebund mit 22 Mitgliedern, darunter Mailand, Verona, Venedig, Padua, Brescia und Cremona.

    Das Denkmal auf dem Kyffhäuser (fertiggestellt 1896) symbolisiert die Wirkungsmacht des Rotbärtigen – und die Erbfolge des Zweiten Reiches. Foto: picture alliance / imageBROKER

    Die Ursache dafür lag beim Reichstag von Roncaglia Ende 1158. Hier erließen versierte Juristen der von Friedrich gegründeten Universität Bologna mehrere Gesetze. Sie erklärten den Kaiser zum Inhaber aller weltlichen und geistlichen Gerichtsrechte in Italien, die einzig von ihm an die Kommunen verliehen werden durften. Damit stellte er die sich selbst verwaltenden Städte unter sein Kommando; die gewählte Stadtobrigkeit galt nur dann als legitim, wenn der Kaiser sie anerkannt und in ihre Ämter eingesetzt hatte. Dagegen erhob sich ein Sturm der Entrüstung vor allem in Mailand. Die kaisertreuen Städte Lodi und Como wurden dem Erdboden gleichgemacht.

    Der Kaiser mit seinen Söhnen Heinrich und Friedrich. Miniatur aus der Welfenchronik (1179–1191). Foto: CC0, Wikimedia Commons

    Das war eine klare Kampfansage. Fünfmal zogen Friedrich und seine Ritter danach über die Alpen und holten sich immer wieder blutige Schädel. Zwar wurde 1162 Mailand erobert – «da kam das ganze Volk in hundert Scharen geteilt, barfuß, mit Stricken um den Hals und Asche auf dem Haupte. Mit Kreuzen in den Händen flehten sie um Gnade». Umsonst, die stolze Stadt wurde bis auf die Grundmauern niedergerissen – doch bald baute man sie wieder auf, und die Feindseligkeiten begannen aufs Neue.

    Heinrich der Löwe

    Immer treu an Friedrichs Seite sah man eine der interessantesten Gestalten des deutschen Mittelalters: Heinrich der Löwe aus dem Welfengeschlecht, Herzog von Sachsen und seit 1156 auch von Bayern. Er besaß als Cousin Friedrichs ebenso gute Ansprüche auf die Königskrone, hatte aber großmütig verzichtet und war dafür mit dem Herzogtum Bayern belehnt worden. Der Welfe förderte eifrig Handel und Gewerbe, ließ neue Städte gründen wie Lübeck, andere ausbauen (München, Schwerin, Braunschweig) und Neuland jenseits von Elbe und Oder erschließen. Scharen aus Flandern, Westfalen und Sachsen zogen als deutsche Siedler in den Osten nach Mecklenburg oder Pommern. Heinrich war ein Technokrat der Macht. Freunde besaß er kaum, nur Diener oder Bewunderer, die jederzeit bereit waren, die Seite zu wechseln, wenn der Wind sich drehte. Mehr als zwei Jahrzehnte gehörte er zu den mächtigsten Feudalherren Europas, ein Mann, den auf seiner Pilgerfahrt ins Heilige Land selbst die gefürchteten Sarazenen nicht anzugreifen wagten, der vom oströmischen Kaiser in Konstantinopel prunkvoll empfangen und vom Sultan Ägyptens mit Geschenken hofiert wurde.

    Friedrich wollte die lombardischen Städte unter seine Oberhoheit zwingen.

    Je selbstbewusster Heinrich wurde, desto mehr geriet er in einen Gegensatz zu dem Handeln Friedrichs. Als der rotbärtige Kaiser ihn Anfang 1176 in Chiavenna, nördlich des Comer Sees, kniefällig um militärische Hilfe für einen erneuten Italienzug bat, lehnte der Löwe ab – hochmütig, wie es seine Art war. Ihm war die Aufbauarbeit im Deutschen Reich wichtiger geworden als die sinnlosen, blutigen Italienzüge. Und rein juristisch war er außerhalb der Reichsgrenzen auch nicht zur Heerfolge verpflichtet. Dennoch: «Er zerschnitt damit das menschliche und verwandtschaftliche Band zwischen sich und seinem Vetter, der künftig nur noch die rechtliche, sachliche Grundlage zwischen ihnen beiden anerkannte», so das Urteil von Heinrichs Biograf Helmut Hiller.

    Friedrichs Kniefall vor Heinrich dem Löwen stand 1176 am Anfang einer politischen Katastrophe. Fresko in der Kaiserpfalz Goslar. Foto: picture-alliance / akg-images

    Friedrich vergaß ihm die Demütigung von Chiavenna nie, zumal er wenig später in der Schlacht von Legnano am 29. Mai 1176 eine verheerende Niederlage einstecken musste. Bei nächster Gelegenheit verbündete er sich mit Heinrichs neidvollen Standesgenossen, ließ ihn 1180 absetzen und aus dem Reich verbannen. Vom enteigneten Vermögen seines Rivalen konnte der Kaiser nur sehr wenig profitieren, denn seine adligen Helfershelfer wollten entlohnt werden. Das relativ geschlossene Gebiet Heinrichs wurde unter die Gefolgsleute Friedrichs verteilt. Die territoriale Zersplitterung Deutschlands setzte nun unwiderruflich ein.

    Sacrum Imperium

    Im Nachhinein erwies sich, wie richtig die Zielstellung Heinrichs des Löwen war. 1177 schloss Friedrich einen sechsjährigen Waffenstillstand mit den Lombarden, dem 1183 ein endgültiger Frieden folgte. Der Kaiser behielt nominell die Oberherrschaft über die norditalienischen Städte, verbunden mit erheblichen Geldeinnahmen (2.000 Mark Silber jährlich, heute ein zweistelliger Millionenbetrag). Die Kriegszüge hörten auf, und nun konnte der Monarch sich endlich den inneren Angelegenheiten widmen. Erklärtes Ziel seiner Politik war die «restauratio imperii», die Wiederherstellung der Reichsgewalt zur Sicherung des inneren Friedens. Deshalb begann sein langjähriger Kanzler Rainald von Dassel damit, Deutschland offiziell in Urkunden als «Sacrum Imperium», Heiliges Reich, zu bezeichnen. Durch kluge Diplomatie konnte Friedrich I. seinen Erben ein ungeheuer reiches und mächtiges Hausgut der Staufer hinterlassen. So sehr er sich mit den italienischen Kommunen gestritten hatte – deutsche Städte, die auf seinen Besitzungen lagen, erhielten weitreichende Privilegien so etwa Wetzlar, Gelnhausen, Eger und Hagenau.

    Die 1165 erbaute Pfalz von Gelnhausen wurde vom Kaiser oft besucht. Foto: picture alliance / Klaus Nowottnick

    Er war zweifellos faszinierend. Seine Persönlichkeit, seine Verve, seine geistige Größe und Redegewandtheit, sein Gerechtigkeitssinn – alles bewunderte man. Bischof Otto von Freising beschreibt ihn in seinen Gesta Friderici Imperatoris (Taten des Herrschers Friedrich): «Schlank ragt er über die Mittelgroßen empor; das blonde Haupthaar ist oben an der Stirn ein wenig gekräuselt (…) Seine Augen sind scharf und durchdringend, die Nase zierlich, der Bart rötlich, die Lippen sind fein und werden nicht durch breite Mundwinkel erweitert. Sein ganzes Gesicht ist fröhlich und heiter. Die gleichmäßige Reihe seiner Zähne blitzt weiß wie der Schnee.» Auch erwähnt Otto des Monarchen «ansehnlich kraftstrotzende Waden». Die kaiserliche Devise lautete: «Es ist besser, einem Frommen als tausend Ruchlosen zu gefallen.»

    Barbarossa fand seine letzte Ruhestätte in der Kirche Johannes des Täufers.

    Höhepunkt seiner Machtentfaltung bildete zu Pfingsten 1184 das Hoffest auf der Maaraue bei Mainz. Hier wurden die Kaisersöhne Heinrich (18) und Friedrich (17) durch die sogenannte Schwertleite für volljährig erklärt und zu Rittern geschlagen. «Es war das größte Fest, welches es je in deutschen Landen gab. Dort schätzte man allein 40.000 Ritter, ohne das Volk anderer Stände», berichtet Giselbert von Mons über diese «curia famosissima» (hochberühmter Hoftag). Mochte die Zahl von 40.000 Rittern wohl etwas übertrieben sein, so kamen doch mit all den Knappen, Spielleuten, Gauklern, Minnesängern, Possenreißern sowie Handwerkern, Dienstmägden und Bettlern Zehntausende zusammen, um ihrem Kaiser zu huldigen und dabei noch jede Menge Spaß zu haben. Denn so karg sich auch das Alltagsleben damals gestaltete, so üppig wurde bei Festen aufgetischt. Ein französischer Troubadour, Guiot de Provins, besang das Ereignis: «Den Kaiser Friedrich hab‘ ich gesehen Hof halten zu Mainz und muss gestehen, niemals ist einer diesem gleich erschienen – nicht Cäsar, nicht Alexander der Große.» Ein weiterer Augenzeuge, der Dichter Heinrich von Veldeke, schwärmte: «Dem Kaiser wurden so viele Ehren zuteil, dass man nicht genug Wunderbares davon erzählen kann, bis an den Jüngsten Tag.»

    Kreuzzug ins Heilige Land

    Grafik: COMPACT

    Im Herbst 1187 kam dann die alarmierende Kunde, dass der moslemische Sultan Saladin die Stadt Jerusalem erobert und die heiligen Stätten geschändet hatte. Fürsten und Ritter aus Deutschland, Frankreich und England brachen zum Dritten Kreuzzug auf. Der alternde Kaiser Friedrich übernahm die Führung. Heutzutage zählt es zur politisch korrekten Lesart, diese Kreuzzüge als Überfall blutrünstiger europäischer Barbaren auf friedliebend-tolerante, kultivierte Moslems zu verteufeln. Dass die Anhänger des Propheten Mohammed zuvor mehr als 400 Jahre lang die christliche Welt mit Feuer und Schwert überzogen, mit Mord und Sklavenhandel sowie rücksichtsloser Eroberungsgier gepeinigt hatten, wird dabei völlig ausgeblendet. Wer genau das aber konstatiert, jene «moslemischen Provokationen», wie etwa 2013 der US-Historiker Rodney Stark, erntet vor allem in Bundesdeutschland harsche Kritik.

    Im Mai 1189 brach das Kreuzzugsheer von Regensburg Richtung Osten auf – die Wiedereroberung Jerusalems sollte die Krönung von Friedrichs Lebenswerk werden. Nach höchst unkomfortabler Überwinterung im südlichen Bulgarien setzte das Heer Mitte März 1190 bei Gallipoli am Hellespont nach Kleinasien über. Warum der Kaiser den beschwerlichen Landweg nahm, ist nicht klar. Zur See hätten seine Truppen ihr Ziel mehrere Monate früher erreicht. In Kleinasien waren die frommen Krieger gezwungen, sich über zahlreiche Bergkämme zu quälen, wobei sie große Teile ihrer Ausrüstung verloren. Hinzu kam die feindselige Haltung der moslemischen Bevölkerung. Es mussten mehrere schwere Gefechte durchgestanden werden. So im Mai 1190 gegen die Armee des Sarazenen-Sultans Kylydsch Arslan bei Ikonion (heute Konya). Friedrich konnte die Schlacht dank seiner charismatischen Führereigenschaften und durch persönliches Eingreifen siegreich entscheiden.

    Tod in Anatolien

    Die Moral der Ritter war durch den Sieg von Ikonion zwar gestärkt, aber der Weg nach Südosten gestaltete sich immer mühseliger. Krankheiten grassierten, mehrere Anführer starben vor Erschöpfung, die festgelegte Marschordnung löste sich auf. Extreme Hitze nebst Wassermangel lähmten Ritter und Knechte. Manche «stiegen von ihren Rossen und krochen wie Tiere auf Händen und Füßen die Berghänge hinab», heißt es in einem Bericht. Am 10. Juni 1190 kamen die Kreuzfahrer am Fluss Saleph im südlichen Anatolien bei der Stadt Seleukia (heute Silifke) an. Hier ereilte Friedrich I. sein Schicksal: Vor den Augen des entsetzten Heeres ertrank er. Wie konnte das geschehen?

    Friedrich Barbarossa belehnt die Herzöge Heinrich der Löwe mit Sachsen und Heinrich Jasomirgott mit Österreich. Darstellung von Karl von Blaas (1815–1894), circa 1860. Foto: CC0, Wikimedia Commons

    Es existieren insgesamt 13 mehr oder weniger authentische Berichte über das Ende des Kaisers. Neun davon weisen weitgehende Übereinstimmungen auf. Demnach schlug Friedrich am bewaldeten Flussufer zunächst ein Lager auf und nahm sein Mittagsmahl ein. In der glühenden Junihitze verspürte er danach das Verlangen, sich abzukühlen. Der klare Bergfluss bot sich an. Vielleicht spielte es auch eine Rolle, dass schon 1.500 Jahre zuvor ein bedeutender Herrscher hier Ähnliches getan hatte. Als Alexander der Große gegen das Weltreich der Perser zog, soll er den Überlieferungen nach seinen erhitzten Körper in diesem damals «Kalykadnos» genannten Fluss gebadet haben. Womöglich wollte Friedrich es dem Makedonen in einem symbolischen Akt gleichtun.

    Der schlafende Kaiser

    Ursprünglich war die Kyffhäuser-Sage nicht mit Barbarossa, sondern mit seinem Enkel Friedrich II. verbunden. Erst im 19. Jahrhundert zog der Großvater endgültig in das thüringische Mittelgebirge ein. Die wohl schönste Fassung stammt von Theodor Seidenfaden: «Der Kaiser starb nie. Im Kyffhäuser sitzt er und schläft. Die Herrlichkeit birgt er, das Reich und die Fülle der Macht. Der Kaiser sitzt auf dem beinernen Stuhle und stützt sich auf marmornen Tisch. Sein Bart wuchs wie heilige Glut. Er nickt wie im Traume; sein Auge zwinkt manchmal und blinkert ins Licht; denn über ihm hängt eine Ampel und leuchtet geheim. Dann winkt er dem Knaben, der neben ihm wacht, und spricht aus dem Schlafe: ”Schreite hinaus vor den Berg und siehe ob die Raben [der Zwietracht und des Unglücks] noch fliegen, Vögel der Wal [Seherin aus der germanischen Mythologie]. Fliegen sie weiter, so schlafe ich wieder, verzaubert und tief: einhundert Jahre, bis mich aufs Neue die Ruferin weckt: die Sehnsucht der Zeit.”» (Das deutsche Schicksalsbuch, 1932)

    Der Chronist Dietrich von Nieheim wusste zu vermelden: «Der Kaiser war nach der langen Anstrengung erhitzt und stieg gegen den Willen aller in den Fluss, um sich abzukühlen. Und bald (…) fand er seinen Tod in den Fluten. Darüber müssen wir uns schmerzlich verwundern, weil das Gewässer nicht sehr tief war.» Ein weiterer Augenzeuge erinnerte sich: «Die dringenden Abmahnungen seines Gefolges waren vergeblich; Friedrich hörte nicht darauf, wusste er sich doch des Schwimmens kundig.» Tatsächlich konnten die meisten Menschen des Mittelalters nicht schwimmen, aber seine ungewöhnliche Fertigkeit nutzte Friedrich nur wenig. Sehr wahrscheinlich kühlte er seinen aufgeheizten Körper vor dem Baden nicht richtig ab. Im Wasser sackte er dann zusammen, was darauf schließen lässt, dass der fast 70-Jährige durch den plötzlichen Temperaturwechsel einen Herzschlag erlitt.

    Deutscher Mythos

    Um den kaiserlichen Leichnam vor Verwesung zu schützen, legte man ihn zunächst in ein Fass mit Essig, danach trennte man seine Gebeine durch Kochen vom Fleisch; Letzteres wurde in der Peterskirche im syrischen Antiochia bestattet, Herz und Eingeweide kamen nach Tarsos in Anatolien. Das Skelett sollte in der Grabeskirche von Jerusalem beigesetzt werden, jedoch gelangte kein Kreuzfahrer mehr in die Nähe dieser Stadt. So fand Friedrich I. seine letzte Ruhestätte in der Kirche Johannes des Täufers bei der libanesischen Stadt Tyros.

    Das Ende des Kaisers löste in Deutschland große Trauer aus. Mit der Macht und Herrlichkeit des Reiches schien es endgültig vorbei zu sein. Schließlich tröstete die Bevölkerung sich mit einer Sage. Demnach sei der alte Barbarossa gar nicht gestorben, sondern warte schlafend im thüringischen Kyffhäuser-Gebirge, um eines Tages die Deutschen aus ihrer Not zu befreien.

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