Seine Migrationsthesen sorgen für hitzige Debatten. Doch nun hat der AfD-Politiker Maximilian Krah ein neues Fass aufgemacht: Er will Deutschland radikal durchdigitalisieren und setzt dabei auf ein Instrument, das Rechte sonst nur mit der Kneifzange anfassen: Künstliche Intelligenz. Mehr von Krah gibt’s in „Politik von rechts“ – ein Manifest zur Zeitenwende. Hier mehr erfahren.
Maximilian Krah ist immer für eine Überraschung gut. Schon seit Wochen tobt ein teils erbitterter Streit um seine Thesen zu Zuwanderung und Integration. Krah sagt: Wir dürfen uns keinen Illusionen hingeben – die Integration ist gescheitert, und viele Migranten werden hierbleiben, zumal mit deutschem Pass. Ein rein ethnisch aufgefasster Volkbegriff schade der AfD, könne den Herrschenden als Vorwand für ein AfD-Verbot dienen.
Stattdessen empfiehlt der Bundestagsabgeordnete „Binnen-Ethnopluralismus“: Unterschiedliche Volksgruppen staatsbürgerlich unter dem Dach des Verfassungsstaates vereint. „Das schafft Frieden nach innen und macht uns fit für die Herausforderungen der Zukunft“, so Krah.
Der Fokus der blauen Migrationspolitik müsse auf Grenzsicherung und dem Abstellen der Pull-Faktoren liegen: Zurückweisungen, Abschieben von kriminellen und illegalen Ausländern, Entzug des Aufenthaltsrechts bei dauerhaftem Transferleistungsbezug, hohe Hürden bei Einbürgerungen.
Die Herausforderungen der Zukunft
Diese Forderungen hat Krah nun in einem Interview noch einmal bekräftigt. Aber nicht bei irgendeiner spießigen Zeitung, sondern in einem YouTube-Format, das vor allem jüngere Menschen anspricht: dem Kanal der Berliner Rapper MC Bogy und B-LASH.
Letzterer, bürgerlich Yousefali Bidarian Nejad und gebürtiger Iraner, führte das Gespräch mit dem streitbaren AfD-Politiker – und nicht nur der ungewöhnliche Rahmen macht den lockeren Plausch zu einer kurzweiligen Angelegenheit, sondern auch die Inhalte, die der Musiker mit dem Parlamentarier bespricht.
Es geht nämlich endlich einmal nicht darum, wie schlimm alles heutzutage ist und welche Fehler in der Vergangenheit gemacht wurden (also larmoyantes Blackpilling), sondern um eine bessere Zukunft für unser Land – vor allem mit Blick auf die Bedürfnisse der jungen Generation, also jene, die noch etwas länger hier leben werden. „Die Party der Zukunft hat drei Dancefloors: Demographie, Technologie und eine neue Weltordnung“, schreibt Krah in einem Beitrag auf seiner X-Seite. Und genau da zeigt er im Gespräch mit B-LASH eine erfrischende Offenheit und Weitsichtigkeit.
Automatisierung statt Einwanderung
„Welcher Politiker redet denn über die Herausforderungen der KI? Außer mir macht das doch sonst keiner“, so Krah, der damit gleich das Stichwort gibt. Künstliche Intelligenz? Für viele ist das ein Buch mit sieben Siegeln, ungeheuer und erschreckend, für manche sogar das reinste Teufelszeug. Aber nicht für Krah! Er sagt: Wir müssen die Chancen erkennen, die uns der intelligente Einsatz von KI bietet – ohne mögliche Gefahren, die damit auch verbunden sein können, aus den Augen zu verlieren.

„Wir müssen uns darauf gefasst machen, dass nahezu jeder Lebensbereich in Zukunft automatisiert sein wird“, gibt Krah zu bedenken. Es gelte nun daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und moderne Technologien so einzusetzen, dass es uns nützt. In dieser Hinsicht orientiert er sich an einem Modell, das Japan schon seit geraumer Zeit praktiziert: Man automatisiert, statt Arbeitskräfte aus dem Ausland anzuwerben.
Im Interview mit B-LASH nennt Krah zwei Beispiele:
„Wir haben einen Mangel an Busfahrern. Der Olaf Scholz hat ja versucht, in Kenia Busfahrer anzuwerben. Aber sollen wir tatsächlich anfangen, in Kenia Busfahrer einzusammeln, oder investieren wir lieber darin, dass in Zukunft Busse in Deutschland autonom fahren?
Wir haben auch Lehrermangel. Wir bezahlen Geld, das wir nicht haben, für Lehrer, die es nicht gibt. Wäre es nicht sinnvoller, wenn wir Apps wie Rolingo weiterentwickeln, sodass wir gewisse Teile der Wissensvermittlung mit Privatlehrern, aber automatischen Privatlehrern, eins zu eins machen. Das sind doch die Fragen, die wir uns stellen müssen, und zwar bitte nicht in 20 Jahren als Science-Fiction-Roman, die müssen wir uns jetzt stellen, damit wir sie in fünf Jahren auf die Straße bringen.“
In den USA hätten die Tech-Bros schon längst die klassische Finanzindustrie in den Schatten gestellt. „Wer ist denn da interessanter: der CEO von Morgan Stanley oder der Chef von Palantir, Peter Thiel? Ich würde sagen: Thiel“, so Krah. „Die Macht shiftet von der Ost- an die Westküste, und man sieht genau, wie diese Art der Technik immer stärker wird.“
Das gehe allerdings teilweise schon „in den Transhumanismus oder Posthumanismus rein“, warnt der AfD-Politiker, doch nicht, um die Technologien grundsätzlich zu verteufeln. Vielmehr müsse man „seriös über solche Themen sprechen“, so Krah. „Wer weist auf die Chancen, auf die Risiken hin, und wer hat eine Idee, wie man die Risiken adressieren kann? Ich dürfte da in Deutschland der Einzige sein.“
Mit der Machete durch die Behörden
Eine große Chance biete laut Krah der Einsatz von KI und Automatisierung beim Abbau von Bürokratie und Überregulierung. Dazu sagt er im Gespräch mit B-LASH:
„Wir müssen endlich erkennen, dass dieser extrem ausgedehnte Sozialstaat, den wir haben, eigentlich die Probleme schafft, die er beheben möchte. Wir geben ungefähr 30 Prozent der gesamten deutschen Wirtschaftsleistung für den Sozialstaat aus, und trotzdem werden immer mehr Leute arm. Da klappt irgendwas nicht, würde ich sagen. Der Sozialstaat dient zur Zeit vor allen Dingen einer riesigen Sozialindustrie und Sozialbürokratie.“
Seine Vorschläge:
„Erstens: Es wird nur noch jede zweite Beamtenstelle neu besetzt. Zweitens: Wir müssen in computergenerierte Routinen investieren. Wenn wir Verfahren vereinfachen und automatisieren, können wir auch Beamte aufgeben. Wir könnten schon jetzt ungefähr ein Drittel der Beamtenstellen einsparen, ohne dass wir groß was verändern würden, können wir schon jetzt durch Computer ersetzen.
In naher Zukunft werden wir – bei entsprechender Automatisierung – sogar die Hälfte aller Stellen im Öffentlichen Dienst ersetzen können. Die Realität ist aber, dass die Zahl der Beamten in Deutschland steigt und nicht sinkt, obwohl wir die Technik schon haben. Das ist völlig irre.
Wir müssen außerdem zahlreiche Behörden komplett abschaffen. Würden wir heute das Umweltbundesamt abschaffen, würde man das noch nicht einmal merken. Wenn wir die lokalen Arbeitsämter von den Landesarbeitsämtern und der Bundesagentur für Arbeit befreien, merkt es der Arbeitslose vor Ort nicht. Und da gibt’s eine ganze Liste von Behörden, die sich angesammelt haben, die aber kein Mensch braucht. Die kann man abschaffen, und in den Behörden, die wir brauchen, können wir automatisieren.“
Dann hätten wir „auch plötzlich wieder Geld, dass da, wo der Staat gebraucht wird – vernünftige Polizei, schnelle Gerichtsverfahren und so weiter – eingesetzt werden kann“.
Von Preußen lernen
Doch welches Staats- und Gesellschaftsverständnis liegt solchen Gedanken zugrunde, fragt B-LASH seinen Gesprächspartner: „Ist die AfD eine libertäre oder eine rechte Partei?“ Hier macht Krah deutlich: „Wir brauchen schon einen Staat. Aber ich möchte nicht diesen scheußlichen Staat, den ich zur Zeit habe, der sich in alles und jedes einmischt und am Ende am liebsten noch die die die Kinder schon ab dem Kindergarten indoktriniert.“
Er sei für das „preußische Staatsmodell“: Einen Staat, der sich aus der Gesellschaft zurückziehe, aber dort, wo es nötig ist, die angemessene Härte zeigt, etwa bei der inneren Sicherheit oder beim Schutz der Grenzen vor illegaler Migration. „Aber ich will den Staat nicht überall dabei haben. Und ich glaube, dass ein Staat, der sich überall einmischt, auch kein starker, sondern schwacher Staat ist, so Krah. „Aus Schwäche kümmert er sich um alles, aus Schwäche will er uns alles vorschreiben.“ In dieser Hinsicht sehe er durchaus Übereinstimmung mit den Libertären, auch wenn er sich eher als „klassisch konservativ“ bezeichne.
Eine notwendige Debatte
Von Franz Josef Strauß ist das Diktum überliefert: „Konservativ heißt nicht, nach hinten blicken, konservativ heißt, an der Spitze des Fortschritts marschieren.“ Das Bonmot möchte sich wohl auch Krah zueigen machen, wenn er aus einer rechten Position dazu aufruft, bei KI und Automatisierung endlich die Scheuklappen abzulegen und sich der Zukunft zuzuwenden.
Tatsächlich kümmern sich viel zu wenige Akteure der patriotischen Szene um solche wichtigen Fragen – und wenn doch, dann endet es zumeist in dystopischen Szenarien mit Cyborgs, Hirnchips und Menschen, die wie in „Matrix“ ein Dasein als Sklaven der Maschinen fristen müssten. Eine positive Zukunftsvision, wie wir unser Leben und unser Land durch Künstliche Intelligenz, moderne Computertechnologien und Automatisierung verbessern können, sucht man in der Regel vergeblich. Von daher ist die Debatte, die Krah angestoßen hat, richtig und wichtig.
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