Die neuartige Infektionskrankheit Covid-19 ist nun mit voller Wucht auch in Mitteleuropa angekommen. Die Zahl der Infektionsfälle in Italien stieg über das Wochenende sprunghaft auf über 220 an, sieben Menschen verstarben an der Lungenkrankheit. Die größte Zahl an Infektionen wird aus den beiden norditalienischen Regionen Venetien sowie der Lombardei gemeldet. Die Hoffnung, das Virus im Großen und Ganzen innerhalb der Grenzen Chinas einhegen zu können, hat sich damit zerschlagen. Die globalen weltwirtschaftlichen Auswirkungen der Infektionskrankheit könnten durchaus in einem Crash münden, der auch von den beiden Autoren Marc Friedrich und Matthias Weik in ihrem neuen Buch vorhergesagt wird.

     Die Regierung in Rom hat mit drastischen Maßnahmen auf die Ausbreitung der Seuche reagiert. Mehr als ein Dutzend Gemeinden in Norditalien wurden vollkommen abgeriegelt, der Karneval in Venedig abgesagt. Der lombardische Regionalpräsident Attilio Fontana vom der Lega erklärte eine Abriegelung der Millionenmetropole Mailand vorerst noch für „undenkbar“, allerdings ist es bezeichnend, dass ein solches Thema überhaupt ernsthaft diskutiert wird. Der Eisenbahnverkehr nach Österreich über den Brenner wurde zwischenzeitlich eingestellt und mittlerweile wieder aufgenommen.

     Sprunghafte Verbreitung im Iran, in Südkorea und Italien

    Tedros Adhanom Ghebreyesus, der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO, warnte nun davor, dass das Virus „absolut“ das Potential habe, zu einer Pandemie, also zu einer verschiedene Kontinente übergreifenden Infektionskrankheit zu werden. Mehrere Wissenschaftler äußerten sich mittlerweile sehr pessimistisch über die Aussichten, eine globale Verbreitung der Krankheit noch verhindern zu können.

    „Das Zeitfenster für die Eindämmung des Ausbruchs schließt sich nun sehr schnell“, äußerte beispielsweise Devi Sridhar von der Universität Edinburgh, die zur weltweiten öffentlichen Gesundheit forscht. In eine ähnliche Richtung gehen die Äußerungen von Nathalie MacDermott, einer Expertin für Infektionskrankheiten am Londoner King’s College. Sie stellte vor allem auf die Situation in Italien, Südkorea und Iran ab, die sie als „sehr besorgniserregend“ bezeichnete, da die schnelle Ausbreitung der neuartigen Lungenkrankheit in diesen Ländern nur damit zu erklären sei, dass sich viele Betroffene bei Personen angesteckt hätten, die keine oder kaum Symptome zeigten und nichts von ihrer eigenen Infektion wüssten.

    Ein neuer „Lehman-Moment“ für die Weltwirtschaft?

    Völlige Unklarheit herrscht über die möglichen weltwirtschaftlichen Auswirkungen der Viruskrankheit. Der deutsche Leitindex DAX verzeichnete gestern einen Verlust von mehr als vier Prozent und damit das höchste Minus seit dem 24. Juni 2016, als das britische Brexit-Referendum die Finanzmärkte durchschüttelte.

    Max Otte: Weltsystemcrash

    Mit einer halben Million verkaufter Exemplare von »Der Crash kommt« gelang Max Otte eines der erfolgreichsten deutschen Wirtschaftsbücher überhaupt. 13 Jahre später erscheint der Nachfolger: »Weltsystemcrash«. Die Risiken sind noch dramatischer geworden: Die weltweite Verschuldung ist auf dem höchsten Stand aller Zeiten. Der Niedergang der USA, der Aufstieg Chinas und die Ohnmacht Europas bedeuten fatale Konsequenzen für uns alle. Zunehmende Überwachung, Fake News und eine verfahrene Migrationspolitik spalten die Gesellschaften. Otte zeigt, wie all dies zusammenhängt und wie jeder Einzelne mit dieser neuen Weltordnung umgehen kann. Das Buch kann hier bestellt werden.

    Viele Experten befürchten, dass das nur ein erster Anfang gewesen sein könnte. Gabriel Felbermayr, der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, sieht in der Infektionskrankheit sogar einen drohenden „Lehman-Moment“ für die globale Ökonomie, wie er in einem Interview mit dem Handelsblatt äußerte. Durch die Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 weitete sich die US-Hypothekenkrise endgültig zu einer weltweiten Finanzkrise aus. Seinen pessimistischen Ausblick begründete der Ökonom damit, dass nun auch Deutschland lernen müsse, „dass stabile Lieferketten keine Selbstverständlichkeit mehr sind und dass China nicht mehr ganz selbstverständlich tolle Wachstumsraten liefert“.

    Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gab zu bedenken, „dass in Italien die Infektionsketten nicht mehr nachvollziehbar seien. Damit laufen Versuche, Infizierte zu isolieren, ins Leere.“ Weiter äußerte der CDU-Politiker, dass nun auch eine Ausbreitung des Virus in Deutschland möglich sei.

    Weitere Suche nach dem Ursprung der Seuche

    In der Volksrepublik China berichten viele, auch offizielle Medien, dass der Sea Food Market in Wuhan nun doch nicht der Ursprung der neuartigen Infektionskrankheit sein soll. Die Spekulationen über deren Ursprung dauern somit an, wobei es auch Stimmen gibt, die Covid-19 für eine Biowaffe aus einem Labor halten.

    Die englischsprachige chinesische Tageszeitung Global Times, die als Sprachrohr der Kommunistischen Partei gilt, berichtete in ihrer Ausgabe vom 22. Februar 2020 über diese Wendung bei der Suche nach dem „Patient 0“, der die Krankheit als erster in sich trug.

    In dem Artikel heißt es: „Die auf ChinaXiv, einem offenen chinesischen Archiv für wissenschaftliche Forscher, veröffentlichte Studie zeigt, dass das neue Coronavirus von einem anderen Standort aus in den Fischmarkt eingeführt wurde und sich dann rasch von Markt zu Markt verbreitete. Die Ergebnisse sind das Resultat von Analysen genomweiter Daten, Infektionsquellen und des Verbreitungsweges von 93 Proben des neuartigen Coronavirus aus 12 Ländern auf vier Kontinenten. Die Studie geht davon aus, dass Patient Zero das Virus auf Arbeiter oder Verkäufer auf dem Huanan-Fischmarkt übertragen hat. Der überfüllte Markt erleichterte die weitere Übertragung des Virus auf die Käufer, was Anfang Dezember 2019 zu einer größeren Verbreitung führte.“

    Auch in Deutschland beginnt nun das bange Rätselraten, ob es hier etwa auch Infizierte mit langer Inkubationszeit gibt, die möglicherweise über Wochen hinweg unerkannt geblieben sind und in dieser Zeit viele Personenkontakte hatten.

     

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