Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer wollte die Cancel Culture aufs Korn nehmen und nutzte die „Quotenneger“-Affäre um Lehmann und Aogo als Aufhänger. Nun wollen ihn führende Grüne aus der Partei schmeißen. In COMPACT-Spezial Nie wieder Grüne geben wir der Öko-Partei Zunder. Hier mehr erfahren.
Was eine einzige WhatsApp-Nachricht doch zu bewirken vermag: Vor einer Woche verschickte Ex-Nationalspieler Jens Lehmann eine solche an den ehemaligen Fußballprofi Dennis Aogo, in der er diesen als „Quotenneger“ bezeichnete. Zu berücksichtigen ist dabei, dass Lehmann die Nachricht versehentlich an den deutsch-nigerianischen Sportler sendete, diesen also nicht bewusst beleidigen wollte.
Erst Lehmann, dann Aogo
Über Ex-Torwart Jens Lehmann, dessen berühmter Elfmeter-Spickzettel aus dem Viertelfinale bei der Fußball-WM 2006 gegen Argentinien sogar im Haus der Geschichte ausgestellt wird, brach ein heftiger Sturm der Entrüstung herein. Er verlor seinen Posten im Aufsichtsrat von Hertha BSC und erhielt zwischenzeitlich sogar Hausverbot bei seinem Heimatverein DJK Heisingen – und dass alles, obwohl Aogo seine Entschuldigung zu diesem Zeitpunkt schon längst angenommen hatte.
Doch die Posse hatte damit noch kein Bewenden. Weil Aogo, der als TV-Moderator des Senders Sky tätig ist, während des Halbfinales der Champions League äußerte, die Mannschaft von Manchester City trainiere ihr Abwehrverhalten „bis zum Vergasen“, geriet auch er in das Visier der politisch-korrekten Sprachwächter. Deren Kritik führte dazu, dass Aogo nun seine Moderatorentätigkeit bei Sky aufgegeben hat.
Palmer gegen Cancel Culture
Schon diese Vorgänge bieten ausreichend Stoff für ein Schelmenstück. Es kommt aber noch besser. Tübingens grüner Oberbürgermeister Boris Palmer griff den Fall auf seinem Facebook-Profil auf und schrieb dazu:
„Lehmann weg. Aogo weg. Ist die Welt jetzt besser? Eine private Nachricht und eine unbedachte Formulierung, schon verschwinden zwei Sportler von der Bildfläche. Cancel Culture macht uns zu hörigen Sprechautomaten, mit jedem Wort am Abgrund.“
Selbstverständlich folgte bald der Vorwurf eines anderen Facebook-Nutzers, Palmer relativiere damit „Rassismus“.
Darauf reagierte Palmer in einer sehr direkten Art und schrieb:
Der Aogo ist ein schlimmer Rassist. Hat Frauen seinen Negerschwanz angeboten.
Mit zuvor genannter Aussage bezog sich Palmer auf einen Screenshot, der nahelegt, eine Facebook-Nutzerin habe vorgeworfen, vor vielen Jahren eine Freundin mit der Aussage belästigt zu haben, sie könne sich seinen „dicken Negerschwanz gönnen“.
Palmer wollte den Ex-Fußballer mit seinem Post also nicht rassistisch beleidigen, sondern griff einen Aogo selbst zugeschriebenen Ausdruck auf, um die Doppelmoral beim Thema Rassismus aufmerksam machen. Schon früher hatte er einmal festgestellt, dass sich natürlich auch farbige Menschen rassistisch äußern können. Der mediale Aufschrei ließ freilich nicht lange auf sich warten.
Jetzt geht’s dem Grünen an den Kragen
Aus der Lehmann-Aogo-Affäre ist nun natürlich – wie man es auch vermuten konnte – eine Palmer-Affäre geworden. Die Grünen-Parteivorsitzende und -Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock reagierte mittlerweile auf Twitter:
„Das Ganze reiht sich ein in immer neue Provokationen, die Menschen ausgrenzen und verletzen. Boris Palmer hat deshalb unsere politische Unterstützung verloren. Nach dem erneuten Vorfall beraten unsere Landes- und Bundesgremien über die entsprechenden Konsequenzen, inklusive Ausschlussverfahren.“
Und die baden-württembergische Grünen-Politikerin Ricarda Lang hat schon getwittert, dass ihr Landesverband einen Dringlichkeitsantrag auf Ausschluss von Boris Palmer zulassen wolle.
UPDATE 1: Inzwischen hat Boris Palmer auf Facebook eine Erklärung abgegeben. Wir dokumentieren sie nachfolgend im Wortlaut:
Ich habe gestern mit Jens Lehmann auch Dennis Aogo in Schutz genommen. Sein Satz, „Trainieren bis zur Vergasung“ müsste mit einer Entschuldigung erledigt sein und darf nicht dazu führen, dass er vom Bildschirm verschwinden muss. Geendet habe ich mit dem Satz: „Ich will nicht in einem solchen Sprachjakobinat leben.“
Ein Mitglied der grünen Jugend, das mir seit vielen Jahren identitätspolitische Rassismusvorwürfe macht, schrieb daraufhin: „Na mal wieder Rassismus relativieren?“
Die Struktur dieses Vorwurfs habe ich in meiner Antwort aufgegriffen und durch das Stilmittel der Ironie ins Groteske überzeichnet. Meine Kritik am Auftrittsverbot von Aogo und Lehmann mit Rassismus in Verbindung zu bringen, ist so absurd, wie Dennis Aogo zu einem „schlimmen Rassisten“ zu erklären, weil ihm im Internet rassistische Aussagen in den Mund gelegt werden.
Der Satz mit dem N-Wort ist nachweisbar ein wörtliches Zitat. Ich habe also einen absurden Rassismusvorwurf soweit ins Groteske gesteigert, dass unmittelbar ersichtlich sein sollte, wie abwegig das ist. Seither wird mit Screenshots im Internet und Anrufen bei Journalisten ein klassischer Shitstorm inszeniert. Der Sinn des Satzes wird bewusst in sein Gegenteil verkehrt, indem der Kontext herausgeschnitten wird.
Es soll der toxische Eindruck erweckt werden, ich sei der Urheber des Satzes mit dem N-Wort und also ein Rassist. Die moralische Empörung erhält so freien Lauf. Rassismusvorwürfe und Parteiausschlussforderungen stapeln sich. Lars Klingbeil fragt nach einer Stellungnahme der Partei. Heute solle sich die Bundesparteispitze äußern. Wie bitte? Zu einem satirischen Streit zwischen zwei Parteimitgliedern irgendwo in den Tiefen des Internet muss die Bundespartei Stellung nehmen?
Warum solche Versuche, durch Denunziation Personen vom öffentlichen Diskurs auszuschließen die offene Gesellschaft und die freie Debattenkultur massiv bedrohen, haben mittlerweile 90 Grüne in einem Aufruf gegen identitären Fundamentalismus gut erklärt. Zur Lektüre angesichts der aktuell gehäuften Vorfälle (Justin Biebers Dreadlocks, Lehman, Aogo und nun mal wieder ich) dringend empfohlen.
PS: Heute wäre mein Vater 91 Jahre alt geworden. Mir wurde als Kind vorgehalten, man habe nur vergessen, ihn zu vergasen. Ich könnte also leicht den Stab über Aogo brechen. Mir ist aber völlig klar, dass er lediglich unbedacht eine Formulierung benutzt hat, die als Redewendung bei vielen Deutschen im Kopf existiert. Deshalb verteidige ich ihn gegen die moralisierenden Angriffe, denen er ausgesetzt ist.
UPDATE 2 (15:30 Uhr): Die Grünen in Baden-Württemberg haben auf ihrem gerade laufenden Parteitag ein Ausschlussverfahren gegen Boris Palmer eingeleitet. Auch die Tübinger Delegierten stimmten dafür.
UPDATE 3 (17:00): Der Landesparteitag hat beschlossen, ein Parteiausschlussverfahren gegen Palmer zu eröffnen. Die Welt berichtet:
Wenig später machte der Grünen-Landesparteitag in Baden-Württemberg ernst: 161 Delegierte votierten dort für ein Ausschlussverfahren, 44 dagegen und 8 enthielten sich. Knapp 20 Grünen-Mitglieder – darunter auch fünf aus dem Kreisverband Tübingen – hatten die Abstimmung zuvor initiiert und beantragt, Palmer wegen „rassistischer Äußerungen“ aus der Partei auszuschließen. In der Begründung hieß es: „Das Maß ist voll.“ Der Tübinger OB sorge mit seinen „inszenierten Tabubrüchen“ immer wieder für eine Polarisierung der öffentlichen Debatte.
Gut möglich also, dass dieses Thema den grünen Bundestagswahlkampf überlagert und CDU-Chef Armin Laschet doch noch zum Einzug ins Kanzleramt verhilft – da die Grünen dabei sind, einen ihrer in der Gesamtbevölkerung populärsten Köpfe abzusägen. Beliebt ist Palmer übrigens bei vielen, weil er so oft von der grünen Parteilinie abweicht. Am Ende hätte dann eine fehlgeleitete WhatsApp-Nachricht von Jens Lehmann die gesamte Bundespolitik verändert.
Grüne? Nein Danke! In COMPACT-Spezial Nie wieder Grüne: Porträt einer gefährlichen Partei entlarven wir die Politik von Baerbock & Co. Lesen Sie, wie sich die Grünen gegen Deutschland und für mehr Zuwanderung einsetzen, wie sie in Olivgrün als Kriegstreiber auftreten und welche anderen dunklen Flecken es auf der alles andere als weißen Weste der Öko-Partei gibt. Die Hauptthemen dieser entlarvenden Sonderausgabe: Rothfront marschiert: Die Grünen auf dem Weg zur Macht – Abendland wird abgebrannt: Die Ideologie von Multikulti und Volkszerstörung – Nie wieder Krieg ohne uns: Make Love and War – Partei der Päderasten: Die Revolution frisst unsere Kinder. In dem Kapitel «Es war einmal» zeigen wir aber auch auf, dass die Grünen in ihren Anfangstagen durchaus positive Aspekte in die Politik einbrachten: Mit Patrioten, Anthroposophen und Umweltschützern wie Herbert Gruhl, Baldur Springmann, Joseph Beuys, Rudi Dutschke und Petra Kelly setzten sie sich für das souveräne und neutrale Deutschland ein, von dem sie heute nichts mehr wissen wollen. Gönnen Sie sich diesen Fakten-Hammer zu den Grünen. Hier bestellen.