Mega-Aufregung: Boris Becker hat einen Post verbreitet, wonach Hitler 1945 nach Argentinien geflohen sei. Was hat den Ex-Tennisprofi geritten – und was ist an der Theorie überhaupt dran? Echte Fakten zum Verbleib hochrangiger Nazi-Wissenschaftler in Nord- und Südamerika lesen Sie in unserer Geschichtsausgabe „Hitlers Geheimwaffen: UFOs, Raketen und die deutsche Atombombe“. Hochbrisant und der historischen Wahrheit verpflichtet. Hier mehr erfahren.

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    Vor wenigen Wochen kündigte Argentiniens Präsident Javier Milei an, alle Akten über Nazis, die nach der Kapitulation Deutschlands 1945 in das lateinamerikanische Land geflohen sind, freizugeben. Dabei soll es sich insbesondere um Dokumente handeln, die sich auf die Finanzierung der sogenannten Rattenlinie beziehen, die vormaligen NS-Funktionsträgern das Entkommen ermöglichte. „Bis zu 10.000 Nazis und andere Kriegsverbrecher entzogen sich der Justiz, indem sie nach Argentinien und in andere Länder flohen“, schreibt die Berliner Zeitung.

    Radikaler Reformer: Argentiniens Präsident Javier Milei im Dezember 2024 beim Atreju-Festival der Fratelli d’Italia von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni in Rom. Foto: Marco Iacobucci Epp / Shutterstock.com

    Mit der Freigabe der Akten will Buenos Aires bislang unbekannte Details über den Aufenthalt und die Aktivitäten von NS-Kriegsverbrechern wie Holocaust-Organisator Adolf Eichmann oder Auschwitz-Arzt Josef Mengele in Argentinien vorlegen. Weitere prominente Nazis, die damals nach Lateinamerika flüchteten, waren etwa der vormalige Gestapo-Chef und „Schlächter von Lyon“, Klaus Barbie, sowie SS-Offizier Walter Rauff, dem vorgeworfen wurde, Gaswagen konstruiert zu haben, mit denen Zehntausende ermordet wurden. Er floh nach Chile, wo er bis zu seinem Tod 1984 unbehelligt lebte.

    Mileis Ankündigung elektrisiert nicht nur Historiker, sondern beflügelt auch eine Theorie, die schon seit einigen Jahren kursiert: Was, wenn Adolf Hitler sich 1945 nicht selbst umgebracht hätte, sondern auch nach Südamerika geflohen wäre? Und was, wenn die Akten, die von der Regierung in Buenos Aires demnächst freigegeben werden, Informationen darüber enthielten?

    Bumm, Bumm, Boris

    Das dachte sich wohl auch Ex-Tennisprofi und Wimbledon-Sieger Boris Becker, der am Mittwoch mit einem Post auf X für einen handfesten Eklat gesorgt hat. Der 57-Jährige teilte auf der Plattform einen Post, in dem die Behauptung aufgestellt wurde, dass Hitler gar nicht 1945 im Führerbunker gestorben, sondern nach Argentinien entkommen sei.

    Dabei handelte es sich um einen Beitrag des Accounts „US Homeland Security News“ (hat nichts mit der US-Behörde zu tun!), in dem es hieß:

    „Argentinien gibt alle Geheimdokumente über die Nazis in Südamerika nach 1945 frei. Berichte von CIA und das FBI bestätigen, dass Adolf Hitler nach dem Krieg nach Argentinien entkommen ist und bis in die späten 1950er-Jahre gelebt hat!“

    Dazu ein Foto von Hitler und eine alte CIA-Akte. Beckers Kommentar:

    „Wow… Was stimmt mit all den Filmen nicht, die behaupten, Hitler sei in Deutschland und Österreich gestorben.“

    Der Post sorgte für Aufregung. Fans, Historiker und Medien fielen über Ex-Sportler her wie ein Schwarm wütender Hornissen. „Boris, was hast du geraucht?“, fragte ein User auf X. Ein anderer schrieb: „Schande für Deutschland!“ Binnen Stunden war der Post gelöscht – doch der Shitstorm nahm seinen Lauf.

    Also schickte Becker seinen Anwalt Christian-Oliver Moser los, um die Wogen zu glätten. „Soweit sein Tweet missverstanden wurde, bedauert er dies und hat diesen deshalb sofort gelöscht“, so der Jurist gegenüber der Bild-Zeitung. Becker habe nur seiner „Verwunderung“ über die Hitler-Theorie Ausdruck verliehen, teilte sein Anwalt mit. Sein Mandant sei über die vermeintlichen Enthüllungen erstaunt gewesen, „da dann ja alles falsch wäre, was er jemals über den Tod von Adolf Hitler in sämtlichen Filmen gelernt hat“, zitiert der Focus Moser.

    Die geheime CIA-Akte

    Aber was steckt hinter der von den Mainstream-Medien als „abstrus“ bezeichneten Geschichte, die Becker so beschäftigt hat? Die Theorie, dass Hitler und Eva Braun 1945 nicht im Führerbunker Selbstmord begangen hätten und danach verbrannt worden seien, sondern nach Südamerika flüchteten, ist nicht neu.

    Dieses Foto aus CIA-Beständen sollte belegen, dass Adolf Hitler 1954/55 in Kolumbien lebte. Links sieht man den Gewährsmann dieser Theorie, den ehemaligen SS-Offizier Philip Citroen. Foto: CIA

    Alles begann mit einem CIA-Dokument von 1955, das 2017 freigegeben wurde – und auf das sich auch der Tweet von „US Homeland Security News“ bezieht, den Becker teilte. Darin behauptet ein ehemaliges SS-Mitglied namens Phillip Citroen, er habe den NS-Führer regelmäßig in Kolumbien getroffen, bevor der Diktator nach Argentinien weitergezogen sei. Citroen prahlte sogar mit einem grobkörnigen Foto, das angeblich ihn und Hitler zeige. Doch die CIA winkte damals ab: „Nicht verifizierbar!“

    Die Südamerika-Theorien

    Von dem Geheimdienst-Dementi ließen sich passionierte Wahrheitssucher nicht beeindrucken. Im Gegenteil: Es machte sie nur skeptischer. Darum begaben sich mehrere investigative Autoren auf die Spur des „Führers“ im Land der Gauchos und in anderen lateinamerikanischen Staaten.

    ▪️Bereits 1959 behauptete ein gewisser Johannes von Müllern-Schönhausen, Hitler sei mit einer V2-Rakete aus Berlin geflohen. Die V2 war eine ballistische Rakete, die im Dritten Reich von Wernher von Braun und seinem Team in Peenemünde entwickelt und als Waffe eingesetzt wurde. Zwar gab es damals schon Überlegungen, die Rakete auch als bemanntes Transportmittel für die Raumfahrt einzusetzen, doch Prototypen zu diesem Zweck wurden nie entwickelt.

    ▪️2006 veröffentlichte der US-Autor Harry Cooper sein Buch „Hitler in Argentinia: The Documented Truth of Hitler’s Escape from Berlin“. Cooper ist Gründer der Organisation Sharkhunters International, die sich ursprünglich auf die Geschichte von U-Booten im Zweiten Weltkrieg konzentrierte. Über die Jahre erweiterte der Forscher seinen Fokus auf die angebliche Flucht Hitlers nach Lateinamerika. 2010 legte er mit dem Buch „Escape from the Bunker“ noch mal nach.

    ▪️2011 erschienen das Buch und die Doku-Serie „Grey Wolf: The Escape of Adolf Hitler“, in der die Filmemacher Gerrard Williams und Simon Dunstan behaupten, dass Hitler und Eva Braun den Bunker in Berlin mit Hilfe von Doppelgängern verließen, die an ihrer Stelle getötet und verbrannt worden seien. Die Flucht soll über ein Netzwerk von Nazi-Sympathisanten organisiert worden sein, darunter die sogenannten Rattenlinien. Nach Williams und Dunstan seien der Diktator und seine Frau zunächst per Flugzeug nach Spanien oder Dänemark und dann mit einem U-Boot (möglicherweise U-977 oder U-530, die nach Kriegsende in Argentinien auftauchten) über den Atlantik nach Argentinien gereist. Beide hätten dann in einer abgelegenen Region Patagoniens unter falscher Identität gelebt.

    ▪️Ebenfalls 2011 erschien das Buch „Hitler überlebte in Argentinien“ von Abel Basti und Jan van Helsing, die ebenfalls von einer Flucht per U-Boot ausgehen, darüber hinaus aber auch noch behaupten, Hitler habe in Argentinien einen Sohn gezeugt, der später unbehelligt in der Schweiz studiert habe, sowie eine Tochter, die in Buenos Aires lebe.

    ▪️Eine andere Variante präsentierte die Dokumentarserie „Hunting Hitler“ (2015–2018) des History Channels, die behauptet, Hitler sei 1948 mit einem U-Boot nach Kolumbien geflüchtet und habe ein „Viertes Reich“ geplant. Dabei stützten sich die Macher unter anderem auf 2014 freigegebene FBI-Dokumente, die Gerüchte und unbestätigte Berichte über Hitlers mögliches Überleben enthalten. Diese Akten, darunter ein Memo von FBI-Chef J. Edgar Hoover höchstpersönlich, stellen fest, dass Hitlers Leiche nicht eindeutig identifizierbar sei, was Spekulationen über eine Flucht nährte.

    Das Team hinter letztgenannter Doku bestand aus durchaus respektablen Persönlichkeiten: CIA-Veteran Bob Baer, der Asset-Mapping-Techniken einsetzte, um Hitlers angebliches Netzwerk zu analysieren; Tim Kennedy, ein ehemaliger Special-Forces-Soldat, der physische Erkundungen leitete, etwa Tauchgänge nach U-Boot-Wracks; dem Journalisten und „Grey Wolf“-Autor Gerrard Williams; sowie dem Historiker James Holland, der sich später allerdings von der Serie distanzierte und sie als „Unsinn“ bezeichnete.

    Historiker bezweifeln Hitlers Flucht

    Die meisten Historiker verwerfen solche Südamerika-Theorien. Es stimme zwar, dass Nazis wie Eichmann oder Mengele nach dem Krieg in Argentinien untertauchten – aber Hitler? „Völliger Quatsch!“, donnert etwa Geschichtswissenschaftler Hans Müller in der Jüdischen Allgemeinen.

    Der Historiker Richard J. Evans, Autor des Buches „Das Dritte Reich und seine Verschwörungstheorien“ (2021) betont die mangelnde Beweislage für die Fluchtthese, während Experte Anton Joachimsthaler (Autor des Buches „Hitlers Ende: Legenden und Dokumente“, 1999) feststellt:

    „Es kann nicht mehr der geringste Zweifel darüber bestehen, dass Adolf Hitler sich am 30. April 1945 im Führerbunker der Reichskanzlei in Berlin mit eigener Hand, und zwar durch einen Schuss in die rechte Schläfe, das Leben genommen hat.“

    Auch die Historikerin Maria Steinbach ist sich sicher: „Die Darstellung, dass Hitler in Berlin starb, ist wissenschaftlich gesichert.“ Zeugenaussagen, sowjetische Berichte und eine Zahnanalyse ließen keinen Zweifel, so die Geschichtsprofessorin.

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    Ist Boris Becker in eine Falle getappt, wollte er nur Aufmerksamkeit auf sich ziehen, oder steckt doch mehr dahinter, als man denkt? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Brennpunkt von COMPACT.DerTag heute um 20 Uhr. Schalten Sie ein, um alle Hintergründe zum Hitler-Eklat um Bumm-Bumm-Boris zu erfahren. Am besten, Sie abonnieren gleich unseren Youtube-Kanal und aktivieren die Glocke, um keine Sendung mehr zu verpassen.

    Für Ulrich Reitz vom Focus ist die Sache klar: „Wer sich auf seifiges geschichtliches Gelände begibt, kann, wenn er dort ausrutscht, an der politischen Kasse einen Rabatt als Tennisidol kaum geltend machen. Mit einer in 2300 Jahren bewährten, altgriechischen Redewendung: Schuster, bleib bei deinem Leisten.“

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