Ein Mysterium aus der Wüste Mexikos: Artefakte mit Gravuren, die wie Raumschiffe, Aliens und Sternenkarten aussehen. Sind die Steine von Ojuelos ein Beweis für außerirdische Besucher – oder Zeugnisse der Kunst und Kultur eines uralten Reiches? Solchen Fragen gehen wir auch in unserer Sonderausgabe „Geheime Geschichte – Von den Pharaonen bis zur Kabale im Vatikan“ auf den Grund. Hier mehr erfahren.
Eine staubige Wüstenregion im mexikanischen Bundesstaat Jalisco, die Sonne brennt unbarmherzig auf die karge Landschaft. Inmitten von Kakteen und Felsen stoßen Arbeiter in der Kleinstadt Ojuelos de Jalisco auf etwas, das Archäologen staunen lässt, aber auch die Prä-Astronautik-Szene elektrisiert: Hunderte von Steinen, graviert mit Motiven, die an Raumschiffe, außerirdische Wesen und Sternenkarten erinnern.
Diese Steine von Ojuelos, auch als Aztlán-Steine bekannt, sind seit ihrer Entdeckung vor mehr als 20 Jahren ein heiß diskutiertes Thema. Sind sie Beweise für prähistorische Besuche von Aliens, wie manche behaupten? Handelt es sich um raffinierte Fälschungen, wie Skeptiker meinen? Oder bieten uns die Artefakte einen besonderen Einblick in die aztekische Kultur und Glaubenswelt?
Erstaunlich modern
Die Geschichte beginnt in den Neunzigerjahren, als die ungewöhnlichen Steine in Ojuelos de Jalisco, etwa 300 Kilometer nordwestlich von Mexiko-Stadt, entdeckt wurden. Die Kiesel weisen Gravuren von humanoiden Figuren mit großen Köpfen, eigenartigen Gefährten und komplexen geometrischen Mustern auf. Laut Nexus Magazin wurden die Steine „in einer Höhle entdeckt, die als geheime Grabstätte diente“. Die Verzierungen wirken erstaunlich modern und stehen im Gegensatz zu anderen Hinterlassenschaften alter mesoamerikanischer Kulturen wie der Azteken oder Maya.

Die Steine von Ojuelos wurden schnell zum Gesprächsstoff in der UFO-Szene. Der bekannte Prä-Astronautik-Vertreter Erich von Däniken, Autor des Mega-Bestsellers „Erinnerungen an die Zukunft“ (1968), sieht in solchen Funden Hinweise auf außerirdische Einflüsse: „Die präzisen Gravuren und die Darstellungen von technologischen Objekten können nicht das Werk einfacher Frühzeitmenschen sein“, wird von Däniken im Nexus Magazin zitiert.
Drei Theorien
Zu den geheimnisvollen Steinen gibt es drei Theorien.
1. Aliens und ihre Raumschiffe
Prä-Astronautiker meinen, dass außerirdische Intelligenzen die Erde in grauer Vorzeit besucht und die Entwicklung der Menschheit beeinflusst hätten. Die Artefakte von Ojuelos passen perfekt in dieses Bild. TV-Experte Giorgio A. Tsoukalos, bekannt aus der Serie „Ancient Aliens“, argumentiert: „Die Darstellungen von Raumschiffen und Sternenkarten auf den Steinen sind ein klarer Hinweis darauf, dass unsere Vorfahren Kontakt mit außerirdischen Zivilisationen hatten.“ Tatsächlich sieht scheibenförmige Objekte, Strahlen und Wesen mit überdimensionierten Köpfen, die an die ikonischen Greys der Popkultur erinnern.
2. Aztekische Symbolik oder Fälschung
Skeptiker und Archäologen bieten eine andere Erklärung. Sie verweisen auf die aztekische Kultur, die für ihre symbolischen Darstellungen bekannt ist. Die Region Ojuelos liegt zwar nicht im Zentrum ihres früheren Reiches, doch die Azteken, die vom 14. bis 16. Jahrhundert in Zentralmexiko eine frühe Hochkultur gründeten, hatten weitreichende Handelsnetze, die bis nach Jalisco und darüber hinaus reichten. „Die Gravuren könnten stilisierte Darstellungen von Göttern oder kosmologischen Symbolen sein“, meint Archäologin Maria del Carmen Solanes von der Universität des Baskenlandes in Biscay im Interview mit dem Magazin Scinexx. Ähnliche Motive finden sich auf aztekischen Steinplatten, wie sie 2011 in Mexiko-Stadt entdeckt wurden, die Szenen von Opferritualen und kosmischen Symbolen zeigen.
Die Sache hat nur einen Haken: Die Steine von Ojuelos wirken zu modern. Ihre glatten Oberflächen und präzisen Linien lassen Zweifel an ihrer Authentizität aufkommen. Laut einem Bericht der Universidad Nacional Autónoma de México könnten einige der Artefakte „moderne Fälschungen sein, die mit zeitgenössischen Werkzeugen hergestellt wurden“. Solche Fakes sind in Mexiko nicht neu. Der berüchtigte Ufologe Jaime Maussan, der 2023 im mexikanischen Parlament angebliche „Alien-Mumien“ präsentierte, wurde bereits mehrfach wegen manipulierter Funde kritisiert. So stellte sich 2017 heraus, dass seine angeblichen Mumien aus Peru aus menschlichen Überresten und Tierknochen zusammengesetzt waren.
3. Der Schatz von Aztlán
Eine dritte Theorie verknüpft die Steine mit dem legendären Schatz von Aztlán, dem mythischen Ursprungsort der Azteken. Laut der Website quintaas.net könnten die Steine Teil einer größeren Sammlung sein, die in Höhlen oder unterirdischen Kammern in der Region verborgen liegt. Aztlán wird in der aztekischen Mythologie als Insel oder fruchtbares Land beschrieben, von dem aus die Menschen nach Tenochtitlán bezogen seien. Einige Ufologen spekulieren, dass Aztlán nicht nur ein physischer Ort war, sondern eine Art kosmisches Tor, durch das außerirdische Besucher die Erde betraten. „Die Steine könnten Wegweiser zu diesem Tor sein“, so quintaas.net.
Das große Reich in Zentralmexiko
Um die Bedeutung der Steine zu verstehen, lohnt ein Blick in die Geschichte der Azteken, auch Mexica genannt. Sie dominierten vom 14. bis zum 16. Jahrhundert das heutige Zentralmexiko, ihre Hauptstadt Tenochtitlán, auf deren Trümmern nach der Eroberung durch die spanischen Konquistadoren Mexiko-Stadt erbaut wurde, war ein Zentrum von Kunst, Religion und Wissenschaft. Die Azteken waren bekannt für ihre teils grausamen Rituale, darunter Menschenopfer, die sie durchführten, um die Götter zu besänftigen. Ein 2011 gefundener Monolith in der mexikanischen Hauptstadt zeigt solche Opferrituale, eingraviert in Stein.

Der sagenumwobene Ursprungsort der Azteken spielt eine zentrale Rolle in ihrer Mythologie. Laut der „Historia de los Mexicanos por sus pinturas“ war Aztlán eine Insel im Norden, von der die Azteken ihre Wanderung nach Süden antraten. Archäologen vermuten, dass Aztlán in den heutigen Bundesstaaten Nayarit oder Jalisco lag, was die Region Ojuelos in den Fokus rückt. Der Schatz von Aztlán, von dem Legenden berichten, soll aus Gold, Edelsteinen und heiligen Artefakten bestehen, die in unterirdischen Kammern verborgen sind.
Nazca-Linien und Pumapunku
Die Ojuelos-Steine sind nicht die einzigen Funde, die mit Außerirdischen-Theorien in Verbindung gebracht werden. Das prominenteste Beispiel sind wohl die Nazca-Linien in Peru: riesige Geoglyphen, geometrische Formen und kilometerlange Linien, die circa 100 v. Chr. bis 800 n. Chr. entstanden sind und nur aus der Luft gesehen werden können.
„Erich von Däniken interpretiert sie daher als Start- und Landebahnen für Alien-Raumschiffe“, erfährt man dazu in unserer Sonderausgabe „Geheime Geschichte Von den Pharaonen bis zur Kabale im Vatikan“. „Neben den langen, geraden Linien finden sich in der Ebene auch trapezförmige Flächen, die seiner Ansicht nach von Außerirdischen angelegt wurden, um Orientierungsmarken zu bieten. Dies untermauert er durch den Verweis auf einige der figürlichen Darstellungen, die dort anzutreffen sind, wie den von ihm so bezeichneten ‚Astronauten‘, der einen der außerirdischen Piloten zeigen soll.“
Im Zusammenhang mit anderen auffälligen Strukturen in den Anden kommt von Däniken in seinem 1997 erschienenen Buch „Zeichen für die Ewigkeit“ zu dem Schluss, dass wir es hier mit einem riesigen Weltraumbahnhof zu tun haben. Er betont allerdings:
„Die Nazca-Linien sind kein Flugplatz im herkömmlichen Sinn, wie meine Kritiker mir unterstellen. Sie sind ein gigantisches Zeichen, das für Wesen gedacht war, die aus dem Himmel kamen. Die Figuren, wie der ‚Astronaut‘, zeigen uns, wen die Nazca verehrten – keine Götter, sondern Besucher aus dem All.“
Die Fachwelt verwirft diese Theorien zumeist als spekulativ, und doch gibt es einige Forscher, die von Däniken zumindest teilweise recht geben. Der britische Historiker Graham Hancock, Verfasser von „Fingerprints of the Gods“ (1995), meint: „Ich stimme von Dänikens Theorie der antiken Astronauten nicht vollständig zu, aber seine Fragen nach dem Ursprung antiken Wissens sind berechtigt.“ Und er gibt zu bedenken: „Wir sollten offen für die Möglichkeit bleiben, dass Einflüsse jenseits unseres derzeitigen Verständnisses frühe Zivilisationen prägten.“
Ein weiteres Beispiel ist Pumapunku in Bolivien: ein Komplex aus präzise behauenen Steinquadern, die so exakt gefertigt sind, dass Prä-Astronautik-Anhänger sie für das Werk außerirdischer Technologie halten. „Die Präzision der Steine von Pumapunku ist mit den Mitteln der damaligen Zeit kaum erklärbar“, so von Däniken. Doch Archäologen haben nachgewiesen, dass die Inka und andere Kulturen ausgeklügelte Hebe- und Transportsysteme nutzten, die solche Bauwerke ermöglichten.
Die Parallelen zu den Ojuelos-Steinen sind in beiden Fällen offensichtlich: Alle diese Funde zeichnen sich durch scheinbar unmögliche Präzision oder Motive aus, die moderne Vorstellungen von Alien-Technologie hervorrufen.
Offene Fragen
Die Steine von Ojuelos bleiben daher ein faszinierendes Mysterium mit vielen offenen Fragen, auf die die Wissenschaft noch keine eindeutige Antwort geben kann. Können sie Hinweise auf frühe Besucher von anderen Planeten liefern? Sind sie nur Kunstwerke? Oder sind sie zeitgenössische Fälschungen, die die aztekische Mythologie und den UFO-Hype miteinander verbinden? Diese Kombination garantiert fette Schlagzeilen und hohe Klickzahlen.
Das Nexus-Magazin meint: „Mittels mikroskopischer Analysen der natürlichen Verwitterung, der Steinpatina bzw. Gesteinskruste sowie biologischer und/oder chemischer Ablagerungen gelang der Nachweis, dass das Phänomen der Alien-Steine durchaus real ist.“ Ein Befund, den die etablierte Archäologie freilich stark anzweifelt.
Jahrhunderte der Lüge: In „Geheime Geschichte – Von den Pharaonen bis zur Kabale im Vatikan“ zerreißen wir den Schleier und zeigen Ihnen, wie unsere Geschichte nicht erst seit 100 Jahren, sondern seit vielen hundert Jahren verfälscht wird. Die neue Ausgabe aus unserer Reihe COMPACT-Geschichte können Sie hier bestellen.