Sommer, Sonne, Spinnenzeit: Die überaus nützlichen Tiere sind für manche ein Graus. Tatsächlich sind ein paar giftige Exemplare darunter. Wir zeigen Ihnen, welche, und worauf Sie achten müssen. Nützliche Tipps bietet der Ratgeber „Altes Wissen aus Garten & Küche“ von Eva Hermann. Für ein selbstbestimmtes Leben im Einklang mit der Natur. Hier mehr erfahren.
Spinnen – oft gefürchtet, doch tatsächlich unverzichtbare Helfer in Haus und Garten. Die faszinierenden Tiere spielen eine entscheidende Rolle in unserem Ökosystem, indem sie Schädlinge wie Mücken oder Blattläuse auf natürliche Weise beseitigen – ohne chemische Keule. Ihre scheue Natur und ihr beeindruckendes Jagdverhalten machen sie zu stillen Verbündeten, die weit mehr Nutzen bringen, als viele vermuten.
Von der kunstvollen Gartenkreuzspinne bis zur Großen Winkelspinne – jede Art leistet ihren Beitrag, sei es durch die Reduzierung von Schädlingspopulationen oder als Nahrungsquelle für Vögel und andere Tiere. Die meisten unserer heimischen Spinnen sind harmlos, doch es gibt auch giftige Vertreter ihrer Spezies.

Die Gartenkreuzspinne dürfte jeder kennen. Die Weibchen weben ein kunstvolles Radnetz, in dem sich Beutetiere wie Fliegen verfangen. Männchen bauen keine Netze, sondern streifen umher. Da die Giftklauen der Kreuzspinne eher kurz sind, können sie die menschliche Haut nicht gut durchdringen. Ein Biss ist daher kaum spürbar und maximal mit einem Mückenstich vergleichbar. Doch es gibt fünf andere heimische Arten, mit denen man lieber keine nähere Bekanntschaft machen sollte. Wir stellen sie Ihnen vor.
1. Gemeine Tapezierspinne
Die Gemeine Tapezierspinne (Atypus affinis) kommt in ganz Deutschland vor, besonders in Mittelgebirgen und in Norddeutschland, etwa in Schleswig-Holstein. Besonders häufig findet man sie in trockenen Kiefernwäldern, Heidelandschaften und auf sandigen, sonnigen Hängen.
Das Weibchen ist 10–15 mm groß, das Männchen 7–10 mm. Die Art ist einfarbig dunkelbraun bis schwarz (Jungtiere sind heller) und verfügt über auffällige, nach vorn gerichtete Giftklauen (Cheliceren), die ihre Verwandtschaft zu – man lese und staune – Vogelspinnen zeigen.

Der freundliche Gartenhelfer lebt in Erdröhren, die mit Spinnseide ausgekleidet sind. Ein 10–17 cm langer Fangschlauch liegt oberirdisch. Die Spinne lauert in der Röhre, beißt durch die Seide, um ihre Beute, etwa Ameisen, Käfer, Tausendfüßler zu fangen, und repariert das Netz danach.
Der Biss der Gemeinen Tapezierspinne ist durchaus schmerzhaft, aber lange nicht so gefährlich wie bei ihren großen Vogelspinnenbrüdern, sondern vergleichbar mit einem Wespenstich. Juckreiz, Schwellungen oder leichte Verfärbungen können auftreten. Vor allem Allergiker sollten vorsichtig sein.
Übrigens: Diese Archniden-Art wurde 2013 zur „Spinne des Jahres“ gewählt. Warum? Ihre Spinnseide ist antibakteriell und wird im Survival- und Outdoorbereich als Wundauflage genutzt. Die Gemeine Tapezierspinne befindet sich auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Also lassen Sie dem Tier seinen Lebensraum – und achten Sie bei der Gartenarbeit auf die auffälligen Spinnenseide-Fallen.
2. Nosferatu-Spinne
Ursprünglich im Mittelmeerraum heimisch, ist die Nosferatu-Spinne (Zoropsis spinimana) seit 2005 auch in Deutschland nachgewiesen – und das nicht nur im wärmeren Süden, sondern auch in nördlicheren Bundesländern wie Berlin und Niedersachsen.
Diese Kräuseljagdspinne wird häufig in Wohnräumen gesichtet. Sie ist 10–19 mm groß und hellbraun mit dunklen Mustern, die an Murnaus legendären Vampirfilm „Nosferatu“ erinnern. Daher der gruselige Name. Sie ähnelt der Hauswinkelspinne, hat aber kürzere Beine.

Der Biss der Nosferatu-Spinne kann die menschliche Haut an dünnen Stellen durchdringen, ist aber nicht gefährlicher als ein Bienen- oder Wespenstich. Symptome: Lokale Rötungen und leichte Schmerzen, die jedoch schnell abklingen.
Insofern ist diese Art ungefährlich für Menschen und Haustiere. Der Naturschutzbund Deutschland betont, dass sie keine heimischen Arten verdrängt und nützlich ist, da sie Schädlinge frisst. Die Nosferatu-Spinne wurde vermutlich durch globalen Warentransport eingeschleppt. Sie ist anpassungsfähig und fühlt sich in warmen Wohnungen wohl, was ihre Verbreitung fördert.
3. Ammen-Dornfinger
Auch der Ammen-Dornfinger (Cheiracanthium punctorium) ist ursprünglich ein Levantiner, hat sich inzwischen aber auch in Deutschland ausgebreitet, vor allem in wärmeren Gefilden wie Bayern oder Baden-Württemberg. Man findet die Spinne zumeist auf Waldlichtungen, Wiesen, Äckern und an Bahndämmen.
Die Männchen sind etwa 7–10 mm groß, Weibchen bis 15 mm, sie haben einen gelblich-beigen bis rötlich-braunen Körper mit dunklen Markierungen und kräftigen Kieferklauen. Die Spinne baut keine Netze, sondern geht auf Beutejagd – und zwar nachts. Weibchen gelten als besonders aggressiv, wenn sie ihre Eikokons verteidigen. Sie verstecken sich tagsüber in hohen Gräsern oder unter Steinen.

Der Ammen-Dornfinger ist eine der giftigsten Spinne Mitteleuropas, kann die menschliche Haut mit den Kieferklauen durchdringen und ein Nervengift injizieren. Ein Biss verursacht brennende Schmerzen, vergleichbar mit einem Wespenstich, sowie Rötungen und Schwellungen. In seltenen Fällen können Symptome wie Fieber, Schwindel, Erbrechen oder Kreislaufprobleme auftreten, die jedoch nach 1–3 Tagen abklingen.
Für gesunde Erwachsene ist ein Biss in der Regel harmlos, aber Vorsicht ist bei Kindern, älteren Menschen oder Allergikern geboten. Ein Arztbesuch ist bei starken Symptomen ratsam. Auch diese Art wurde schon zur „Spinne des Jahres“ gekürt, und zwar 2023, was ihre Bedeutung in der Arachnologie unterstreicht.
4. Mächtige Fischernetzspinne
Die Mächtige Fischernetzspinne (Dolomedes plantarius) kommt zwar in Deutschland vor, aber selten. Hauptsächlich lebt sie in Feuchtgebieten und an Gewässerrändern – sowohl im Mittelmeerraum als auch im Süden Deutschlands. Auch bei dieser Art handelt es sich also um einen „Migranten“.

Die Spinne wird bis zu 20 mm groß, hat einen schwarzen Körper und auffälligen blaugrün schimmernden Cheliceren. Sie gehört zu den Wolfsspinnen und ist an ihrem kräftigen Körperbau erkennbar. Auch sie jagt ohne Netz, sondern lauert an Gewässerrändern auf Beute wie Insekten oder sogar kleine Fische. Sie kann über Wasser laufen und taucht gelegentlich, um Beute zu fangen.
Der Biss der Mächtigen Fischernetzspinne ist für Menschen harmlos, verursacht maximal leichte lokale Reaktionen wie Rötungen. Daten zu spezifischen Giftwirkungen sind begrenzt, da Bisse extrem selten sind. Es besteht also keine relevante Gefahr. Die Spinne steht in einigen Regionen unter Naturschutz. Ihre Anpassung an aquatische Lebensräume macht sie für Biologen und andere Experten besonders interessant.
5. Europäische Schwarze Witwe
Auch die Europäische Schwarze Witwe (Latrodectus tredecimguttatus) ist bei uns eingewandert. Sie stammt ursprünglich vom Mittelmeer und ist in Deutschland extrem selten. Durch Warentransport (z. B. Obstimporte) kommen einige Tiere aber immer wieder zu uns und siedeln dann insbesondere in den wärmeren Regionen Süddeutschlands. Der Arachnide mag es trocken und sonnig – seine Lebensräume sind Weinberge, Felder oder Steinmauern.

Die Weibchen sind 7–15 mm, die Männchen 4–7 mm groß. Die Europäische Schwarze Witwe, auch Malmignatte genannt, hat einen glänzend schwarzen Körper mit 13 charakteristischen roten, orangefarbenen oder gelblichen Flecken auf dem Hinterleib, die bei älteren Exemplaren verblassen können. Die Tiere haben keine Sanduhr-Markierung wie die weitaus gefährlichere Amerikanische Schwarzen Witwe.
Die Spinnen bauen unregelmäßige Netze, oft in Bodennähe oder zwischen Pflanzen. Die Art ist nachtaktiv, jagt Insekten wie Käfer oder Heuschrecken. Weibchen sind aggressiver, besonders beim Schutz ihrer Eikokons. Die Tiere sind scheu und meiden menschlichen Kontakt.
Die Malmignatte gehört zur Gattung Latrodectus, deren Gift ein starkes Neurotoxin (Alpha-Latrotoxin) enthält. Ein Biss verursacht starke Schmerzen, Muskelkrämpfe, Übelkeit, Schweißausbrüche und in seltenen Fällen Herzrasen oder Atembeschwerden. Symptome halten 1–3 Tage an, sind aber selten lebensbedrohlich. Kinder, ältere Menschen oder Allergiker sind stärker gefährdet.
Dennoch sollte bei einem Biss sofort ein Arzt aufgesucht werden, da ein Antivenin (Gegengift) in schweren Fällen notwendig sein kann. Die meisten Vorfälle treten bei Arbeiten in der Landwirtschaft oder beim Umgang mit importierten Waren auf. Bisse sind meist heftiger als jene des Ammen-Dornfingers, aber bei Weitem nicht so schlimm wie die der Schwarzen Witwen in Übersee.
Machen Sie sich unabhängig: Eva Herman schöpft aus dem großem Erfahrungsschatz unserer Vorfahren und macht ihn nutzbar für unsere Zeit. Wundervoll geschrieben, gibt ihr Ratgeber „Altes Wissen aus Garten und Küche“ nützliche Tipps für ein selbstbestimmtes Leben im Einklang mit der Natur. Hier bestellen.