Mega-Auftritt in der ausverkauften Kölner Lanxness-Arena: 16.000 Fans feiern die Rückkehr des Soul-Sängers, der während der Corona-Zeit in Ungnade fiel. Dem Mainstream ist das nicht geheuer, auch wenn die musikalischen Qualitäten des Mannheimers gewürdigt werden. Halten Sie sich lieber an die COMPACT-Biografie „Naidoo: Sein Leben, seine Lieder, seine Wut“. Garantiert ohne Hass und Hetze. Hier bestellen.
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Wer Xavier Naidoo schon abgeschrieben hatte, wurde gestern eines Besseren belehrt: Der einst von der Popwelt gefeierte Soul-Sänger ist mit einem wahren Paukenschlag zurück auf die Bühne gekehrt. 16.000 Fans feierten sein Comeback in der ausverkauften Lanxness-Arena in Köln – und der Mainstream ist sich nicht sicher: Soll man den während der Corona-Zeit „verlorenen Sohn Mannheims“ wieder in die Arme schließen? Oder will man ihn weiter wie einen Aussätzigen behandeln. Der Erfolg seiner gestrigen Comeback-Show hat jedenfalls bewiesen: Die jahrelange Hetze gegen Naidoo ist verpufft. Seine Fans halten zu ihm.
Zu denen scheint selbst GEZ-Comedian Oliver Pocher zu gehören, der noch vor einigen Jahren keine Gelegenheit ausgelassen hat, um gegen Naidoo zu keilen. Nach dem Auftritt in Köln schlug Pocher auf einmal ganz neue Töne an:
„6 Jahre warten! Da ist er wieder! Er ist einfach der mit Abstand BESTE SÄNGER den wir in Deutschland haben! Sie haben versucht zu canceln, aber Talent und Können setzt sich immer durch!“
Ja, das hat Pocher tatsächlich auf X geschrieben. Und auch die Bild-Zeitung muss einräumen: „Xavier Naidoo ist noch immer einer der besten deutschen Sänger aller Zeiten.“ Um dann jedoch gleich Wasser in den Wein zu gießen: „Doch die Euphorie über die Rückkehr von Naidoo, darf dessen frühere Aussagen, die zum Teil als antisemitisch eingestuft wurden, nicht vergessen machen. Oder?“
Von Mannheim auf den Pop-Olymp
Werfen wir einen Blick zurück: Naidoos öffentlicher Weg schien lange nur in eine Richtung zu verlaufen: nach oben. 1994 war der 1971 in Mannheim geborene Musiker Backgroundsänger beim Rödelheim Hartreim Projekt, die gemeinsam mit Sabrina Setlur aufgenommene Single „Frei sein“ machte ihn 1997 einem breiten Publikum bekannt. 1998 schaffte es seine Auskopplung „Nicht von dieser Welt“ in eine Bravo-Compilation, 1999 holte er sich den Comet und den MTV Europe Music Award ab, später Echos und weitere Auszeichnungen – inklusive mehrerer Platin- und Gold-Alben.

Mit den Söhnen Mannheims wurde Naidoo zur festen Größe in der deutschen Musiklandschaft, zusammen mit Brothers Keepers sang er den Titel „Adriano“ zum Gedenken an einen von Neonazis getöteten Mosambikaner. Im Interview mit COMPACT sagte er dazu später: „Ich bekam Morddrohungen, ich hatte eine Woche lang Polizeischutz auf Tour.“ Inzwischen sei ihm klar, dass damals „mit Sicherheit auch vieles aus Kreisen kam, die mir damals noch gar nicht bewusst waren, V-Männer und so weiter.“
Souveränität für Deutschland
Naidoo suchte stets nach der Wahrheit. Deshalb ging er „diesen Weg, der kein leichter ist“ – wie er zum Fußball-Sommermärchen 2006 sang. Im Jahr 2009 brach es aus ihm heraus, in dem damals erschienenen Lied „Goldwaagen/Goldwagen“ heißt es: „9/11, London und Madrid, jeder weiß, dass al-Qaida nur die CIA ist.“ In dem im selben Jahr veröffentlichten Song „Raus aus dem Reichstag“ spricht er von „den Totschilds“ – eine Anspielung auf die Bankiersfamilie Rothschild, die ihm damals schon als antisemitisch angekreidet wurde. Dass Deutschland ein besetztes Land ohne Friedensvertrag sei, erklärte er erstmals im Oktober 2011 – er war damals Juror und Coach in der Pro7-Castingshow The Voice of Germany – im Morgenmagazin der ARD.

Im Jahr darauf gab es erstmals richtig Ärger: Wegen des Hidden Tracks „Wo sind sie jetzt?“ auf dem gemeinsam mit dem Rapper Kool Savas veröffentlichten Album „Gespaltene Persönlichkeit“ wurde Naidoo wegen Volksverhetzung angezeigt, weil er Pädophilie mit Homosexualität gleichgesetzt habe – dabei hatte er lediglich Kinderschänder angegriffen. Die Attacke auf den Künstler misslang: Mannheims Staatsanwaltschaft konnte keine Straftat feststellen.
Am 3. Oktober 2014 trat der Soul-Star bei einer Friedenskundgebung in Berlin auf, die vom Mainstream kurzerhand zur Reichsbürger-Versammlung deklariert wurde. „Ich möchte auf die Leute zugehen in Liebe. Es sind alles Systemkritiker, so wie ich. Wir brauchen diese Meinungsfreiheit“, sagte er dazu. Die Popakademie Baden-Württemberg erklärte ihren Gastdozenten daraufhin zur Unperson, und auch Naidoos geplanten Medienpark in Mannheim wollte die Stadt nun nicht mehr errichten.
2015 folgte mit dem Song „Marionetten“ der nächste Eklat. In dem Text heißt es:
„Wie lange noch wollt ihr Marionetten sein? Seht ihr nicht, ihr seid nur Steigbügelhalter? Merkt ihr nicht, ihr steht bald ganz allein? Für eure Puppenspieler seid ihr nur Sachverwalter.“
Politiker bezeichnete er als „Volksverräter“, und es gab Verweise auf mögliche Pädophilen-Ringe der Eliten („Pizzagate“). Infolgedessen wurde Naidoos Teilnahme am Eurovision Song Contest, früher als Grand Prix bekannt, zurückgezogen.
Freiheit statt Corona-Diktatur
Irgendwann schien über alles Gras gewachsen zu sein. 2019 holte Dieter Bohlen den Mannheimer in die Jury der RTL-Castingshow Deutschland sucht den Superstar (DSDS). Doch im März 2020 ging Naidoo vollends in die Offensive: „Ich hab fast alle Menschen lieb – aber was, wenn fast jeden Tag ein Mord geschieht, bei dem der Gast dem Gastgeber ein Leben stiehlt“, klagt der Sänger mit sanfter Stimme in einem kurzen Video, das wie ein Orkan durch die sozialen Medien fegte. „Keiner darf meine Leute quälen. Wenn doch, der kriegt’s mit mir zu tun. Lasst uns das beenden, und zwar nun!“
Die am heimischen Computer aufgenommene Migrationskritik hatte weitreichende Folgen: Nicht einmal 24 Stunden später wurde er aus der DSDS-Jury geschmissen, fast das gesamte Showbiz distanzierte sich von ihm. Inzwischen hatte sich das Coronavirus den Weg von Wuhan nach Deutschland gebahnt. Der Lockdown wurde zum Katalysator – und auch Naidoo erhebt seitdem seine Stimme gegen die Corona-Diktatur.
Seine Salven feuerte er vor allem via Telegram ab. Der zensurfreie Messenger-Dienst wurde während der Corona-Zeit zum Superspreader der Wahrheit – und zum Zufluchtsort für Systemkritiker, die auf Facebook und Youtube mundtot gemacht wurden. Bei COMPACT konnte Naidoo frei Schnauze reden: „Ich sage meine Meinung, auch wenn ich Nachteile dadurch habe.“
Distanzierung von den „Extremen“
Naidoo nahm keine Rücksicht auf Befindlichkeiten und politische Korrektheit – nicht nur beim Corona-Thema. Dabei mag er manchmal über das Ziel hinausgeschossen sein, doch das Nazi-Etikett, das man dem Musiker mit deutschen, irischen, indischen und afrikanischen anheftete, war geradezu absurd. Irgendwann zog sich der Mannheimer aus dem politischen Meinungskampf auf Telegram zurück. Es schien, als herrsche nun Funkstille – bis er sich im April 2022 wieder zu Wort meldete.
Ernst und melancholisch schaute Naidoo in die Kamera. Seine Brille, längst zum Markenzeichen avanciert – diesmal fehlte sie. Der Zuschauer konnte ihm direkt in die Augen schauen – als er in dem Video #OneLove um Verzeihung bat. Doch anders als damals oft kolportiert, kroch der Musiker keineswegs zu Kreuze und distanzierte sich eben nicht von allem, was er jemals an politischen Äußerungen getätigt hatte.
Naidoo bekundete darin in erster Linie seine Erschütterung über den Ukraine-Krieg, über die „brutale Gewalt, die Menschenverachtung, die Tatsache eines Krieges, der gar nicht weit von uns entfernt ist.“ All das habe ihn „schockiert und tief erschüttert“. Zumal seine Frau aus der Ukraine stamme und ihre Familie weiterhin dort lebe. Dieser Schock habe ihn zu der Frage getrieben: Wie konnte das geschehen? Er habe viel mit Freunden diskutiert, und auch sich selbst hinterfragen müssen.
Dabei habe er erkannt, so erzählt er es in dem Video weiter, dass er auch Irrwege eingeschlagen und viele Menschen seinen Äußerungen irritiert und provoziert habe. Manchmal habe er sich dabei auch verrannt:
„Ich habe mich Theorien, Sichtweisen und teilweise auch Gruppierungen geöffnet, von denen ich mich ohne Wenn und Aber distanziere und lossage.“
Als Beispiele nannte er „extreme“, vor allem „verschwörungstheoretische“ Gruppierungen. Den Holocaust hatte er beispielsweise als eine „gelungene historische Fiktion“ bezeichnet. Solche Aussagen sind es, von denen er sich nun distanzieren wollte, aber nicht von seiner grundsätzlichen Kritik an den Zuständen in seinem Heimatland.
Zwischen Bewunderung und Skepsis
Doch das Juste Milieu wollte ihm seinen Widerspruch in schlimmen Zeiten nicht verzeihen. Als er für 2025 seine großen Comeback-Konzerte ankündigte, hagelte es überall Boykottaufrufe. Ganz anders seine Fans: Für die Tournee gingen in kürzester Zeit 150.000 Karten über den Ladentisch, die beiden Auftritte in Köln waren sogar sehr schnell ausverkauft.
Den gestrigen Auftritt in der Lanxness-Arena beschreibt die Westdeutsche Allgemeine Zeitung wie folgt:
„Bei den 16.000 Zuschauern scheinen sich lang verklemmte Schleusen des ‚Endlich-Rauslassen-Könnens‘ zu öffnen. Es klingt wie auf einem Konzert von Miley Cyrus oder Ed Sheeran. Naidoo – mit Schiebermütze, Sonnenbrille und rot-schwarzem Baumfäller-Jäckchen – steht im Rampenlicht vor seiner Band, schmeißt sein Lachen wie ein I-Dötzchen mit voller Wucht in die Menge und singt ‚Bei meiner Seele, Köln, du bist herzergreifend liebevoll‘. Dabei schlägt er mehrmals mit der rechten Faust auf seine Brust. Irgendwo darunter liegt sein Herz. Stolz sieht er aus. Entschlossen. Mutig.
‚Wo wart ihr denn die ganzen Jahre?‘, ruft er ins Mikro. Die individuellen Antworten der Sechzehntausend auf diese (hoffentlich nicht ernst gemeinte) Frage des gebürtigen Mannheimers verschmelzen zu einem kollektiven ‚Uahhh‘. Schon jetzt kocht die Halle. Choral: ‚Eins haben Feiglinge nie erkannt: Man kann wachsen und steigen mit Widerstand.‘ Und die Gänsehaut-Geschmäckle-Skala, sie steigt auf eine gute 6-7.
Aber solche Momente, irgendwo angesiedelt zwischen Staunen als Zaungast und Luft-Anhalten als Kritiker, ploppen in der nächsten Stunde immer wieder mal auf. Ob nun bei ‚20.000 Meilen‘ oder bei ‚Was wir alleine nicht schaffen‘. Naidoo zelebriert vor allem hier die letzten Verse des Refrains voller Inbrunst: ‚Nur wir müssen geduldig sein / Dann dauert es nicht mehr lang.‘
Was genau will er seinem Publikum damit sagen, fragt man sich? Oder bindet er uns allen hier nur einen Bären auf, weil Naidoo selbstverständlich weiß, wie die Medienwelt auf solche Inszenierungen vor diesem ohnehin aktuell sehr aufgeheizten gesellschafts-politischen Klima/Kontext zu reagieren imstande sein will, ja, sein muss?“
Man merkt, wie der Mainstream hin- und hergerissen ist zwischen Bewunderung für Naidoo als begnadetem Musiker und tiefer Skepsis ob seiner politischen und gesellschaftlichen Standpunkte. Ähnlich auch der Tenor des Bild-Konzertberichts, in dem es heißt:
„Hilft seine Musik auch, nicht nur persönliches Leid zu vergessen, sondern auch den Schmerz über die früheren Aussagen des musikalischen Helden einer ganzen Nation? Das Auftaktkonzert auf seiner Reise zurück in die deutsche Gesellschaft war die richtige Richtung, dieser Weg wird allerdings kein leichter sein. Genau, wie es Naidoo in einem seiner Mega-Hits schon vor Jahren besungen hat.
Die Realität sieht aktuell so aus: Xavier Naidoo präsentierte sich auf der Bühne, als sei er nie weg gewesen. Nichts hat er von seinem Groove verloren, seiner musikalischen Exzellenz und seiner Fähigkeit, auch die größten Arenen allein mit seiner begnadeten Stimme zu dominieren. Er musste noch nicht mal ausgefallen tanzen oder irgendwelchen Quatsch erzählen. Er musste einfach nur singen, und die Lanxess-Arena flippte aus.“
Und dann wieder die Unsicherheit, wie man mit dem Sohn Mannheims nun umgehen soll: „Für die deutsche Gesellschaft stellen sich einige Fragen: Geben wir einem unserer größten musikalischen Helden noch eine Chance? Reicht sein Reue-Video von 2022 aus, oder muss er sich noch einmal dem Diskurs stellen? Kann man seine Aussagen verzeihen, oder sind wir zu streng? Und kann man den Künstler überhaupt von seinem Werk trennen und trotz allem seine Musik lieben?“
Die Fans haben schon mit den Füßen abgestimmt: Für das zweite Kölner Konzert am heutigen Mittwoch gibt es schon lange keine Karten mehr und im Januar geht es dann auf große Tournee – unter anderem nach München (8./9. Januar, Olympiahalle), Hamburg (14./15.1., Barclays Arena), Leipzig (18./19.1., Quarterback Immobilien Arena), Berlin (20/21.1., Uber Arena) und Mannheim (23./24.1.). Auch Konzerte in der Schweiz und in Österreich stehen auf dem Programm.
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