Heute startete die dritte und letzte Staffel der Netflix-Serie Squid Game. Der südkoreanische Thriller mit sozialkritischem Anspruch hat reale historische Hintergründe, die wir in unserer Juni-Ausgabe mit dem Titelthema „Der letzte Papst“ beleuchten. Hier mehr erfahren.

    „Let the final games begin!“ – So stimmte Netflix die Fans auf die dritte und letzte Staffel der Serie Squid Game ein, die seit heute, 9:00 Uhr, auf dem Streamingkanal verfügbar ist. Sechs neue Episoden voller Nervenkitzel und emotionaler Achterbahnfahrten, warten auf die Zuschauer. Die südkoreanische Produktion, deren erste Folgen 2021 ausgestrahlt wurden, ist ein zynischer Thriller mit gesellschaftskritischem Anspruch, der die Abgründe menschlicher Verzweiflung und Gier schonungslos aufdeckt.

    Mehrere hundert hochverschuldete Menschen treten in einem Wettbewerb gegeneinander an, bei dem sie in scheinbar harmlosen Kinderspielen wie „Rotes Licht, grünes Licht“ um ein Preisgeld in Millionenhöhe kämpfen. Der Haken: Wer verliert, bezahlt mit seinem Leben. Die Serie, geschaffen von Hwang Dong-hyuk, wird oft als beißende Kritik an Kapitalismus und sozialer Ungleichheit verstanden. „Die Serie zeigt, wie weit Menschen gehen, wenn sie verzweifelt sind“, so der Regisseur in einem Interview mit Entertainment Weekly.

    Robotermädchen Young-Hee: Mit ihren Augen scannt sie die Bewegungen der Spieler. Foto: Netflix

    Das blutige Ende einer Ära

    Die dritte Staffel knüpft direkt an den nervenzerfetzenden Cliffhanger von Staffel 2 an. Der gebrochene Held Seong Gi-hun (gespielt von Lee Jung-jae) kehrt zurück, um dem perversen Treiben, das zum Amüsement einer reichen Elite veranstaltet wird, ein Ende zu setzen. Nach seinem Sieg in den mörderischen Spielen wollte er die Organisatoren im Hintergrund zur Strecke bringen – doch sein Plan ging schief, und nun findet er sich erneut in der Hölle des geheimen Mega-Gefängnisses wieder.

    Die internationalen Finanziers der Wettkämpfe mit ihren mysteriösen Motiven erinnern an globalistische Strippenzieher im Hintergrund; Schachbrettmuster oder die Zahl 666, die in Autokennzeichen kodiert ist, spielen auf freimaurerische und okkulte Symbolik an, und die Architektur – inspiriert von dem niederländischen Künstler M. C. Escher, der vor allem für seine Darstellung perspektivischer Unmöglichkeiten, optischer Täuschungen und multistabiler Wahrnehmungsphänomene bekannt ist – kann als Verweis auf Mind Control gelesen werden. Ob nun Zufall oder nicht, solche Elemente verstärken die düstere Atmosphäre, die kennzeichnend für Squid Game sind.

    Ein echter Paukenschlag

    Die Handlung der finalen Staffel verspricht noch mehr Action, Drama und psychologischen Kitzel. Laut Netflix wird das Finale „blutige Highlights“ und „dramatische Wendungen“ bieten. Besonders emotional wird es, wenn Spielerin Jun-hee (Jo Yu-ri) während der Wettkämpfe ein Kind zur Welt bringt – eine Szene, die bereits im Trailer für Gänsehaut sorgt. Überlebt das Baby? Und was wird aus Gi-hun, der als Erster die Spiele gleich zweimal überlebte?

    Tödliche Spiele

    In Squid Game müssen die Teilnehmer in jeder Staffel verschiedene Spiele absolvieren, um die nächste Runde zu erreichen. Mit jedem getöteten Kandidaten erhöht sich das Preisgeld, das am Ende dem Gewinner – dem einzigen Überlebenden – winkt. Beispiele für die perfiden Wettkämpfe:

    Rotes Licht, grünes Licht: In diesem Spiel müssen die Spieler vorwärtslaufen, wenn eine riesige Puppe „grünes Licht“ singt und sich von den Spielern abwendet. Wenn sie sich umdreht und „rotes Licht“ ansagt, müssen alle bewegungslos verharren. Ist jemand zu spät oder rührt sich, wird er erschossen.

    Zuckerwaben-Schneiden: Die Teilnehmer müssen eine Figur wie einen Stern oder Kreis aus einer spröden Zuckerwabe präzise ausschneiden, ohne sie zu zerbrechen. Die Herausforderung liegt in der filigranen Arbeit unter Zeitdruck, da das Zerbrechen des Stückes den Tod bedeutet.

    Tauziehen: Die Spieler treten in Teams beim klassischen Tauziehen gegeneinander an. Allerdings befindet sich die Wettkampfstätte auf erhöhten Plattformen, dazwischen ein Abgrund. Die Unterlegenen stürzen hinab und sterben.

    Glasbrücke: Die Spieler haben eine Brücke aus Glasplatten zu überqueren, von denen nur einige stabil sind. Wer auf eine brüchige Platte tritt, fällt in die Tiefe und stirbt.

    Neben Gi-hun übernehmen auch der mysteriöse Frontmann Hwang In-ho (Lee Byung-hun) und der Polizist Hwang Jun-ho (Wi Ha-joon), der nach seinem vermissten Bruder sucht, wieder zentrale Rollen. Die Besetzung bleibt weitgehend konstant zur zweiten Staffel. Zu den bekannten Gesichtern gesellen sich neue Figuren, die das Chaos der Spiele noch verstärken.

    Außerdem serviert das Finale von Squid Game einen echten Paukenschlag, der die Tür für einen möglichen Ableger weit aufstößt – möglicherweise unter der Regie von Meisterregisseur David Fincher (Fight Club), wie man in Filmkreisen munkelt. „Die Möglichkeit von Spin-offs wurde immer wieder angedeutet und in einem Fall ist ein solches Vorhaben sogar schon konkreter“, schreibt filmstarts.de. Die letzte Szene, die in Los Angeles spielt, deutet an, dass die tödlichen Spiele auf globaler Ebene weitergehen könnten.

    Kinder und Erwachsene im südkoreanischen Internierungslager «Brothers Home», 1980. Die Kleinen wurden genauso brutal behandelt wie die Erwachsenen. Foto: Brothers Home Welfare Center Incident Countermeasures Committee

    Die historischen Hintergründe

    Was kaum einer weiß: Die Serie hat reale Hintergründe. Zwischen 1961 und 1987, unter der von den USA unterstützten Militärdiktatur in Südkorea, verschwanden immer wieder Jugendliche, aber auch Erwachsene von den Straßen von Seoul und anderen Städten. Die Straßen waren damals gefüllt mit Versehrten, Obdachlosen und Waisenkindern. Das waren die Nachwehen des Koreakrieges (1950–1953).

    Das Regime sah in den gesellschaftlichen Außenseitern eine Bedrohung für die öffentliche Ordnung. „Um die Straßen von den Unerwünschten zu säubern, wurden 36 Spezialeinrichtungen geschaffen, in die Landstreicher, psychisch Kranke oder Kinder und Jugendliche ohne Gerichtsverfahren oder amtliche Anweisungen eingewiesen wurden. (…) Die größte und berüchtigtste dieser Einrichtungen war Brothers Home in der Hafenstadt Busan“, heißt es dazu in unserer Juni-Ausgabe.

    Ursprünglich ein Waisenhaus, wurde die offiziell Hyeongje-Wohlfahrtsheim genannte Institution zu einem riesigen Gefängniskomplex ausgebaut – mit Schlafbaracken, Zwangsarbeitsfabriken und sogar Krematorien. Obwohl formell als christliche Einrichtung geführt, diente die hauseigene Kirche nicht dem Gebet, sondern war Schauplatz von Folter und Hinrichtungen. In der Juni-Ausgabe von COMPACT erfährt man dazu weiter:

    „Die bunten Kinderzeichnungen in den Räumen standen in einem makabren Kontrast zur Gewalt, die dort herrschte. Die Zustände waren grauenhaft: Insassen bekamen teils verschimmeltes, von Ungeziefer befallenes Essen. Die Zähne mussten mit Salz geputzt werden, Krankheiten wurden unsachgemäß behandelt, Prügel und sexueller Missbrauch waren an der Tagesordnung. Betroffene berichteten später, dass die Wachen nahezu jede Nacht jemanden vergewaltigten – Männer und Frauen, Kinder und Jugendliche.“

    Wie sich nach dem Ende des Militärregimes herausstellte, war die Einrichtung sogar in den internationalen Kinder- und Organhandel verstrickt. Ein Fall, der in den Achtzigern von der französischen Polizei aufgedeckt wurde, betraf Kim Yoree, ein Mädchen aus Brothers Home, das an einen Franzosen verkauft und von diesem als Sexsklavin gehalten wurde.

    Drogen-Experiment: CIA-Wissenschaftler Harry L. Williams mit einem Probanden 1953. Foto: Bettmann-Archiv

    MK-Ultra auf koreanisch

    Manche Begebenheiten in Busan wecken Erinnerungen an MK-Ultra. Dabei handelte es sich um ein Geheimprogramm der CIA, das offiziell von 1953 bis in die 1970er Jahre bestand. Details kamen Mitte der 1970er Jahre ans Licht, als sich mehrere Untersuchungskommissionen des US-Kongresses damit befassten. Ziel war laut dem Geheimdienst die „Vorhersage, Steuerung und Kontrolle des menschlichen Verhaltens“.

    Wie später bekannt wurde, gab es 149 Unterprojekte, wovon mindestens 14 gesichert und 19 wahrscheinlich Menschenversuche waren. Experimentiert wurde mit Drogen Hypnose, Psychotherapie, aber auch Elektroschocks, Gas oder Krankheitserregern; durchgeführt an 44 Universitäten, 12 Krankenhäusern, drei Gefängnissen und 15 nicht näher benannten Einrichtungen.

    Die Parallelen zu den südkoreanischen Anstalten sind teilweise frappierend, und obwohl keine direkten Verbindungen nachgewiesen worden sind, wirft die enge Zusammenarbeit der Militärdiktatur mit den USA Fragen auf. Es gab definitiv Verbindungen von MK-Ultra zum Koreakrieg: der Begriff des Mandschurischen Kandidaten – ein durch Gedankenkontrolle manipulierter Agent – stammt aus dieser Zeit.

    Drama, Nervenkitzel und eine Botschaft

    Squid Game zählt zu den erfolgreichsten Serien, die Netflix jemals produziert hat. Die Zahlen sprechen für sich: Staffel 1 wurde in den ersten drei Monaten 265,2 Millionen Mal gestreamt, Staffel 2 knackte in der ersten Woche mit 68 Millionen Views den Rekord der populären Serie Wednesday. Kein Wunder also, dass der Anbieter die Geschichte so schnell wie möglich fortgesetzt hat – Staffel 2 und 3 wurden direkt hintereinander gedreht, um die Fans nicht zu lange warten zu lassen.

    Doch hält Staffel 3, was die Vorgänger versprochen haben? Die letzten Folgen sollen „spannende Wendungen“ haben, so das Portal IGN Deutschland in einer Videorezension. Trotz kleiner Schwächen liefert die Serie die gewohnte Perfektion.“ Skeptischer sieht es moviepilot.de: Die Netflix-Serie schaffe es nicht „den Kritikpunkt abzuschütteln, dass Staffel 2 und 3 dem ersten Squid Game kaum Neues hinzufügen können und immer wieder Déjà-vus hervorrufen.“

    Der Spiegel geht noch weiter: „Die dritte Staffel ist eine Runde zu viel: Von der drastischen Gesellschaftskritik bleibt bei Squid Game nur noch ein brutales Schauspiel übrig.“ Dennoch: Die emotionale Tiefe, besonders in Szenen rund um Gi-huns Trauma und Jun-hees Schwangerschaft, sorgt für „feuchte Augen“, wie das Portal filmstarts.de betont. Mit einem dem überraschenden Cameo-Auftritt eines Hollywood-Stars und der Aussicht auf ein mögliches Spin-off bietet die letzte Staffel jedenfalls alles, was Fans lieben: Drama, spannende Momente, Nervenkitzel und eine Botschaft, die unter die Haut geht.

    Steigen Sie ein! Aber besorgen Sie sich vorher unsere Juni-Ausgabe, in der wir die Serie und ihre historischen Hintergründe vorstellen. Mit dem Titelthema „Der letzte Papst“ bietet das Heft zudem Einblicke in den Vatikans, die einem sonst verborgen bleiben. Hier bestellen.

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