Ein neuer Fund im Nahen Osten gibt Rätsel auf: Zeigt die Szene auf dem Sarkophag von Caesarea den Halbgott Herkules, der nach einem Trinkspiel gegen Dionysos ermattet ist – oder waren Drogen im Spiel? Eine These dazu hat auch Oliver Janich in seinem Bestseller „Das offene Geheimnis“ entwickelt. Hier mehr erfahren.
Dieser Fund sorgt nicht nur in der Fachwelt für Aufsehen: In den Sanddünen nahe der antiken Hafenstadt Caesarea (heute Israel) haben Archäologen einen 1.700 Jahre alten römischen Marmorsarkophag ausgegraben, der eine Szene zeigt, die selbst Experten sprachlos macht: Auf dem prunkvollen Kunstwerk ist niemand Geringeres als der muskulöse Halbgott Herkules zu sehen – erschöpft, besiegt, auf einem Löwenfell liegend, den Weinbecher in der Hand, während der Weingott Dionysos triumphierend über ihm thront.
Ein mythologisches Trinkspiel, eingemeißelt in Marmor, das neue Fragen zur römischen Kultur und den geheimnisvollen Mysterienkulten aufwirft. Was macht diesen Fund so einzigartig? Warum zeigt ein Grabmal eine solch ungewöhnliche Szene? Und welche Geheimnisse könnten durch diese Entdeckung enthüllt werden?
Einblick in die römische Glaubenswelt
Der Sarkophag von Caesarea – eine Stadt, die einst von König Herodes gegründet wurde – gilt schon jetzt als besonderes Relikt in der Altertumsforschung. „Wir haben einen echten Schatz gefunden, wir konnten unseren Augen nicht trauen“, schwärmt Ausgrabungsleiterin Nohar Shahar laut Rheinischer Post. Als die Spitze eines Marmorfragments aus dem Sand auftauchte, ahnte das Team der Israelischen Altertumsbehörde (IAA) zunächst nicht, welch Meisterwerk sich darunter verbarg.

Je mehr Sand entfernt wurde, desto klarer wurde das kunstvoll gearbeitete Relief: Herkules liegt geschlagen da, während Dionysos, der Gott des Weins, der Ekstase und der Mysterien, mit seinem Gefolge aus Mänaden, Satyrn und wilden Tieren feiert. Doch der Halbgott ist nicht vom Kampfe ermattet. „Es ist das erste Mal, dass wir die Szene des Wetttrinkens zwischen dem Gott Dionysos und Herkules auf einem Sarkophag in unserer Region finden“, betont Archäologin Shahar gegenüber dem Wiener Standard.
Der Fund, datiert auf das 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr., ist nicht nur ein archäologisches Juwel, sondern auch ein kulturelles Zeugnis, das die religiösen und gesellschaftlichen Vorstellungen der römischen Elite in Caesarea beleuchtet. Eli Escusido, Direktor der IAA, unterstreicht die Bedeutung:
„Dies ist eine aufregende Entdeckung, die das Bild des Lebens und des Glaubens in der römischen Welt widerspiegelt.“
Der Sarkophag, vermutlich aus Marmor aus dem Nordwesten der Türkei importiert, zeigt eine handwerkliche Präzision, die geradezu beeindruckend ist. Ab dem 12. Juni 2025 wird dieses Meisterwerk im Eretz-Israel-Museum in Tel Aviv der Öffentlichkeit präsentiert.
Die antiken Mysterienkulte
Was diesen Fund so außergewöhnlich macht, ist die Darstellung selbst. Trinkwettbewerbe zwischen Göttern sind in der antiken Kunst nicht unbekannt, doch auf einem Sarkophag sind sie äußerst selten. „Derartige Szenen finden sich sonst meist auf Mosaiken, als Grabdekoration sind sie ungewöhnlich“, erklärt Shahar.
Forscher vermuten, dass die Szene die Reise eines Verstorbenen ins Jenseits begleiten sollte. Dionysos, der Gott des Weins und der Ekstase, war in der Antike nicht nur für Vergnügen bekannt, sondern auch für seine Verbindung zum Tod und zur Wiedergeburt. Sein Triumph über Herkules könnte die Überlegenheit des Göttlichen über das Menschliche symbolisieren.
Um die Bedeutung des Sarkophags zu verstehen, muss man in die faszinierende Welt der antiken Mysterienkulte eintauchen. Dionysos, in der römischen Mythologie als Bacchus bekannt, war weit mehr als nur der Gott des Weins und der Ekstase. Er verkörperte auch Fruchtbarkeit, Wiedergeburt und die Überschreitung gesellschaftlicher Normen. Seine Kulte, die sogenannten Dionysien oder Bacchanalien, waren berüchtigt für ihre exzessiven Rituale, bei denen Anhänger in tranceartige Zustände verfielen, tanzten, sangen und sich dem Wein hingaben. Diese Rituale waren oft geheim und nur Eingeweihten zugänglich, was ihnen einen mystischen und exklusiven Charakter verlieh.
Professor Richard Gordon, Experte für antike Religionen an der Universität Erfurt, erläutert in einem Interview mit dem Portal Wissenschaft.de:
„Die Mysterienkulte, wie der des Dionysos, boten den Menschen in der Antike eine Möglichkeit, sich mit dem Göttlichen zu verbinden und Antworten auf Fragen nach Leben, Tod und dem Jenseits zu finden.“
Im Gegensatz zu den öffentlichen Kulten, die Göttern wie Jupiter oder Mars gewidmet waren, hatten die Mysterienkulte eine esoterische und initiatorische Dimension. Sie versprachen den Eingeweihten Einblicke in die geistige Welt und eine Art spirituelle Erlösung. Der Dionysos-Kult war besonders populär, da er Menschen aus allen Gesellschaftsschichten anzog – von Sklaven bis zu Angehörigen der römischen Elite.
Rausch, Ekstase und Gotteserfahrung
Die Szene auf dem Sarkophag könnte auf diese Mysterien hinweisen. Dionysos’ Triumph über Herkules symbolisiert möglicherweise die Macht des Göttlichen, die selbst die stärksten menschlichen Tugenden überwindet. „Dionysos war ein Gott der Transformation. Seine Rituale erlaubten es den Menschen, ihre weltlichen Grenzen zu überschreiten und sich mit dem Ewigen zu verbinden“, erklärt Sarah Iles Johnston, Professorin für Klassische Philologie an der Ohio State University. Die Darstellung eines Trinkwettbewerbs könnte also nicht nur unterhaltsam, sondern auch ein Hinweis auf die spirituelle Bedeutung des Weins als Medium der Transzendenz sein.

Eine außergewöhnliche These vertritt in diesem Zusammenhang Investigativjournalist Oliver Janich. Er ist der Überzeugung, dass bei antiken Mysterienkulten nicht gewöhnlicher Wein kredenzt wurde. Ihm seien, so Janich, psychoaktive Substanzen beigemischt worden, sogenannte Entheogene, zur Induktion von veränderten Bewusstseinszuständen im Rahmen spiritueller Erfahrungen.
In seinem Bestseller „Das offene Geheimnis“ führt er aus:
„Dazu muss man wissen, dass der damalige Wein nicht dem unseren entspricht. Er wurde oft nur als Grundlage für psychedelische Drogen verwendet. Bier und Wein bestehen größtenteils aus Wasser und Alkohol, die als Lösungsmittel fungieren können, um sowohl die Wirkstoffe psychoaktiver Pflanzenstoffe wie Samen, Blüten, Blätter und Stängel zu extrahieren, als auch die Aufnahme psychoaktiver Alkaloide zu erhöhen.“
Demnach wäre Herkules auf dem Sarkophagdeckel von Caesarea nicht etwa nur beschwipst, sondern gewissermaßen „high“. Doch Janich geht noch weiter. In „Das offene Geheimnis“ deutet er an, dass auch Jesus beim Abendmahl mit seinen Jüngern Wein verwendete, der Entheogene enthielt, um eine Verbindung zu Gott herzustellen. Für ihn war der Nazarener quasi der erste Gnostiker. Er schreibt:
„Jesus Christus war ein Eingeweihter in die Mysterienschulen und gründete seine eigene Mysterienschule, um der breiteren Bevölkerung die Mysterien zugänglich zu machen.“
Notabene: Parallelen zwischen heidnischen Mysterienkulten und dem Abendmahl beschreibt auch Harvard-Professor Carl A. Ruck in seinem Buch „The Apples of Apollo: Pagan and Christian Mysteries of the Eucharist“.
Janich ist überzeugt:
„Der Ritus des Dionysius-Kultes war ein Sakrament, das dem Abendmahl ähnelte, bei dem die Teilnehmer die Kraft und den Charakter des Gottes annahmen, indem sie symbolisch das rohe Fleisch aßen und das Blut seiner symbolischen Inkarnation tranken. Nachdem die Feiernden symbolisch seinen Körper gegessen und sein Blut getrunken hatten, waren sie mit Dionysos vereinigt. Die Dionysius-Rituale wiederum enthielten klar das Einnehmen von psychoaktiven Drogen. Der Thyrsus, ein langer Stock, der mit Efeu oder Weinblättern umwickelt und mit einem Pinienzapfen bestückt war, enthielt an der Spitze (…) die Drogen die dem Wein beigemischt wurden und ist wohl das Vorbild für unsere heutige Vorstellung vom Zauberstab.“
In Caesarea, einer weltoffenen Hafenstadt, war der Dionysos-Kult höchstwahrscheinlich besonders einflussreich. Die Stadt war ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen – römische, griechische und lokale Einflüsse vermischten sich hier. „Caesarea war ein Zentrum des römischen Lebens, und der Dionysos-Kult hätte perfekt zu seiner kosmopolitischen Atmosphäre gepasst“, so Zeev Weiss, Archäologe an der Hebräischen Universität Jerusalem, gegenüber der Times of Israel. Der Sarkophag könnte das Grab eines Mitglieds der römischen Elite gewesen sein, das in den Dionysos-Kult eingeweiht war und diese Szene als Ausdruck seiner spirituellen Überzeugungen wählte.
Antike Geheimnisse
Die Entdeckung des Sarkophags wirft ein neues Licht auf das Leben der römischen Elite in Caesarea. „Der Fundort liegt in einem Bereich, der sich nun als viel reicher an Relikten entpuppt, als bislang vermutet“, erklärt IAA-Direktor Escusido. Die kunstvolle Verarbeitung des Marmors und die Wahl der Szene deuten darauf hin, dass der Sarkophag für eine wohlhabende Person angefertigt wurde, möglicherweise einen hohen Beamten oder einen reichen Händler, der seine Verbindung zum Dionysos-Kult betonen wollte.
Derzeit wird das antike Artefakt restauriert, um seine Schönheit für kommende Generationen zu bewahren. Forscher hoffen, dass weitere Analysen – etwa durch chemische Untersuchungen des Marmors oder Untersuchungen des Fundkontexts – mehr über den Besitzer des Sarkophags und seine Bedeutung verraten werden. „Wir hoffen, dass der archäologische Fund zusätzliche Hinweise auf das Leben der römischen Elite in Caesarea liefern könnte“, so Escusido.
Die Entdeckung ist ein Meilenstein für die Archäologie und ein Beweis dafür, wie lebendig die Vergangenheit sein kann. Sie zeigt, dass selbst in einer modernen Welt, in der wir glauben, alles zu wissen, die Erde noch Geheimnisse birgt, die uns in Staunen versetzen. Der Triumph des Dionysos über Herkules ist nicht nur eine Geschichte von Wein und Ekstase – er ist ein Fenster in eine Welt, in der Götter und Helden lebendig waren, in der Mysterienkulte die Menschen in ihren Bann zogen und in der ein Marmorsarkophag eine Geschichte für die Ewigkeit erzählt.
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