Feministische Flintenweiber waren gestern – jetzt kommen die Tradwives. Der konservative Social-Media-Trend bringt die Linksgrünen zum Kochen. Ein Auszug aus der Dezember-Ausgabe von COMPACT mit dem Titelthema «Geheimplan für Deutschland – Wie Trump die Welt verändern wird». Brandaktuell! Hier mehr erfahren.

Eine junge Frau mit Blümchenkleid und Schürze steht vor Körben voller Beeren, legt sie auf eine antike, leicht angerostete Waage, um die Früchte dann zu Marmelade einzukochen. Eine Aufnahme aus Omas Küche? Weit gefehlt! Wir sehen ein Bild der britischen Bloggerin Alena Kate Petitt.
Auf ihrer Website The Darling Academy bezeichnet sich die Mittdreißigerin als «Autorin, die sich leidenschaftlich für familiäre Werte, die Aufrechterhaltung von Traditionen und gute altmodische Manieren einsetzt».
Sie ist verheiratet, hat Kinder und schreibt: «Wenn ich nicht gerade die Wäsche wasche, Tee trinke oder koche, finden Sie mich hier, wie ich über traditionelles Leben schreibe, das Gemüsebeet pflege oder mich an die königliche Familie heranpirsche.»
Eine Seelenverwandte ist die Amerikanerin Estee Williams. Ihr Instagram-Profil zieren Bilder, auf denen sie mit einem Teller Plätzchen in der guten Stube steht, am Herd Pancakes zubereitet oder im Garten Unkraut jätet. Ein Youtube-Video zeigt die Influencerin, wie sie sich auf die Rückkehr ihres Ehemannes vorbereitet. Sie frisiert sich ihr wasserstoffblondes, gelocktes Haar und trägt knallroten Lippenstift auf. (…)
Rechte Schlagseite
Alena und Estee präsentieren sich als sogenannte Tradwives – ein englisches Kofferwort, das «traditionelle Ehefrau» bedeutet. Das ZDF findet diesen Trend «gefährlich»; die Inhalte wirkten auf den ersten Blick «harmlos» und seien nett anzuschauen. «Aber sind sie es wirklich?», raunt der GEZ-Funk. «Sie geben Tipps fürs Eheleben und sie halten sich fast ausschließlich in ihren Häusern auf. Ihre Männer sind diejenigen, die einer Erwerbsarbeit nachgehen.» Besonders schlimm: Einige von ihnen, wie Estee Williams, würden auf ihren Accounts gar damit werben, «dass sie den Republikaner Donald Trump unterstützen». (…)

Doch was genau soll daran so problematisch sein? Die Kommunikationswissenschaftlerin Margreth Lünenborg listet es für das ZDF auf: Tradwives seien in der Regel weiß, kämen aus «christlich-fundamentalistischen Kreisen», propagierten «ein traditionelles Geschlechter- und Familienbild» und vermittelten, dass der Job des Mannes ausreiche, um die Familie zu ernähren.
Für feministische Flintenweiber und Wokeness-Freaks ein Albtraum, doch immer mehr junge Frauen folgen diesem Trend, der seinen Ursprung im Amerika der 2010er Jahre hat. Damals gab es in den Staaten ein konservatives Revival, das schließlich in der ersten Präsidentschaft Trumps mündete.
Inzwischen gibt es in Social Media hunderte Damen, die sich in der klassischen Hausfrauenrolle zeigen und für ein «reaktionäres» (ZDF) Familienbild werben. Man sieht die jungen Frauen beim Kochen und Backen, sie dekorieren ihre Wohnung und basteln, geben Kosmetik- und Modetipps. Sexualisierte Inhalte – eigentlich typisch für Influencerinnen – gibt es nicht. Tradwives kommen häufig aus christlichen Kreisen, auffällig oft aus dem Milieu der Mormonen. (…)
In Meme-Gewittern
Epizentrum der Bewegung ist Amerika, doch inzwischen hat der Tradwife-Trend auch unsere Gefilde erreicht – wenn auch vorerst nur als Meme. 2022 löste etwa die AfD in Sachsen mit einem entsprechenden Post einen linken Shitstorm im Netz aus, und auch Hans-Georg Maaßens Werteunion ist auf den Zug aufgesprungen.
Das bekannteste Tradwife-Meme entstand 2019 durch einen anonymen Beitrag auf dem Imageboard 4Chan. Es zeigt ein junges blondes Mädchen im blauen Kleid mit Gänseblümchenmuster. Dieser Figur wird im Netzkrieg entweder die Linksfeministin oder die Schlampe gegenübergestellt – oder man gesellt ihr den sogenannten Nordic Chad zur Seite. Dieses vor allem bei Rechten beliebte Meme zeigt einen blonden Mann mit Bart und Undercut. (…)
Scheitern am Praxistest
Besonders angesagt ist das Tradwife-Meme bei männlichen Internetnutzern – auch in Teilen der Pick-up-Artist- und Incel-Sphäre. Es wird zumeist als ethisches Idealbild und im Kontrast zur modernen Durchschnittsfrau dargestellt. Diese seien manipulativer und weniger treu als die Traditionsdamen. Kritiker werten dies als euphemistisch und realitätsfern – und sehen kognitive Dissonanzen. (…)
Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Dezember-Ausgabe von COMPACT mit dem Titelthema «Geheimplan für Deutschland – Wie Trump die Welt verändern wird». Brandaktuell! Hier bestelllen.