Die Dichterin Ursel Peter verlieh der Hochachtung vor unseren gefallenen Soldaten Ausdruck in einem ergreifenden Gedicht. An sie und das Schicksal ihrer Landsleute erinnert „Die Sudetendeutschen – eine Volksgruppe in Europa“ von Dirk Badenheuer. Hier mehr erfahren.

Wenn es eine Dichterin gab, die in der schweren Zeit nach dem 8. Mai 1945 allen Nationalbewussten mit ihrer zarten Lyrik half, den Glauben an Deutschland und die unbedingte Liebe zur Heimat zu bewahren, dann war dies Ursel Peter. Beides erfüllte sie ganz und gar.
Am 8. August 1923 im nordmährischen Weigelsdorf geboren, übersiedelte sie 1928 mit ihrer Familie aus dem Sudetenland nach Oberösterreich. Nach ihrer Ausbildung zur Lehrerin in Salzburg und Innsbruck unterrichtete Ursel Peter in Frankenmarkt im Salzkammergut. 1945 wurde sie aus dem Schuldienst gejagt. Erst nachdem sie alle Prüfungen noch einmal abgelegt hatte, durfte sie ab 1951 wieder als Lehrerin arbeiten.
Erste Gedichte hatte die Sudetendeutsche bereits als junges Mädchen verfasst. Der Schriftsteller Hans Grimm („Volk ohne Raum“) war es dann, der ihr großes lyrisches Talent entdeckte und in verschiedenen Bänden der Öffentlichkeit zugänglich machte.
Als Ursel Peter am 31. Januar 1970 im Alter von nur 46 Jahren nach langer schwerer Krankheit starb, konnte sie nicht ahnen, in welch Niederungen das deutsche Volk im Umgang mit seiner eigenen Geschichte und Identität noch geführt werden würde, was sich spätestens 1985 in Richard von Weizsäckers prägendem Begriff vom 8. Mai als „Tag der Befreiung“ manifestierte.
Dass sie es aber wohl geahnt hat, zeigen einige ihrer Gedichte, darunter das folgende, besonders schöne:
Unseren Toten
Wind!
Kommst Du nach Osten in Steppe und Sumpf
und weiter zum Wolgastrand;
so grüß unsre Toten dort,
die Helden im fernen Land.
Sag‘: In der Heimat da blüht jetzt der erste Mohn,
und die Stare im Apfelbaum brüten schon;
kräftig und hoch steht im Felde der junge Klee,
und die Lerchen steigen und singen wie eh’ und je.
Wind, sag es den Toten, sag’ es behutsam und leis;
Wind, vergiß es nicht –
sie liebten Deutschland so heiß!Sterne!
Seht ihr im Norden das eisige Land
und spürt ihr sein tiefes Weh,
so grüßt unsre Toten dort,
die Helden in Nordlands Schnee.
Sagt: In der Heimat da spielt jetzt so manches Kind,
und in goldene Haare greift leiser Wind,
Korn wogt im Felde und duftet im ersten Blüh’n,
Und die Erde steht leuchtend im Maiengrün.
Sterne, sagt es den Toten, sie ruhen in Nordlands Eis;
Sterne, vergeßt es nicht –
sie liebten Deutschland so heiß!
Sonne!
Kommst Du nach Westen zum Dünenrand
und weiter zum grauen Meer,
so grüß’ unsre Toten dort,
die Helden vom deutschen Heer.
Sag‘: In der Heimat beginnt jetzt die schönste Zeit,
wo in schattigen Wäldern der Kuckuck schreit,
Trollblumen leuchten und Löwenzahnflocken weh´n,
Und in hellen Farben die Wiesen in Blüte steh´n.
Sonne, sag’ es den Toten, sie ruhen in Düne und Meer;
sie liebten Deutschland so sehr!Mond!
Kommst Du nach Libyen und siehst Du den Nil
und Afrikas heißes Land,
so grüß’ unsre Toten dort,
die Helden im Wüstensand.
Sag‘: daß zu Hause noch immer der Brunnen klingt,
der von uralten traulichen Dingen singt;
Pfingstrosen stehen am sonnigen Gartenzaun,
Und dahinter – Frauen, die still in die Ferne schau´n.
Mond, sag’ es den Toten, die Wüste ist stumm und leer;
Mond, vergiß es nicht – sie liebten Deutschland so sehr!Eines nur, Mond und liebes Sonnenlicht,
eines nur sagt unseren Toten nicht,
verschweigt es tief, Sterne und leiser Wind,
sagt ihnen nicht — daß wir verraten sind.
Wie Ursel Peter und ihre ergreifende Lyrik, so droht die ganze Geschichte der Sudetendeutschen, die untrennbar mit unserer Nation verbunden ist, in Vergessenheit zu geraten. Darum hat ihnen der Historiker Dirk Badenheuer mit seinem Werk „Die Sudetendeutschen – eine Volksgruppe in Europa“ ein Denkmal gesetzt.
Fast 3,5 Millionen Deutschsprachige lebten bis 1918 auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik, im Grenzgebiet von Böhmen und Mähren, aber viele auch im Landesinneren, etwa in Prag, dessen Innenstadt seit dem hohen Mittelalter deutschsprachig gewesen war. Mit der Vertreibung der Jahre 1945 bis 1947 endete schlagartig eine Geschichte, die ins 12. Jahrhundert zurückreicht.
Wie ist die Volksgruppe der Deutschen in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien entstanden? Was war ihr Weg in 800 Jahren und was ist von ihr übrig geblieben, mehr als 75 Jahre nach der Zäsur der Nachkriegszeit? All diese Fragen beantwortet Badenheuer in „Die Sudetendeutschen“ klar, detailliert und sehr gut lesbar. 400 Karten und Abbildungen illustrieren die Ausführungen anschaulich. Hier bestellen.