In der neuen Ausgabe des Formats Anti-Spiegel-TV berichten Thomas Röper und COMPACT-Mitarbeiter Dominik Reichert über einen pikanten Fall. Dabei geht es um den CDU-Bundestagsabgeordneten Johann Wadephul, der auf Fake-Anrufer hereingefallen ist. Wir raten: Immer nur Originalquellen vertrauen – und empfehlen unsere Edition „Wladimir Putin. Geschichte Russlands“! Hier mehr erfahren.

    Dominik Reichert: Johann Wadephul, das ist ein Name, da sollte bei dem einen oder anderen ein Glöckchen klingeln. Ich erkläre kurz, wer das ist. Das ist der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU-Bundestagsfraktion. Und als solcher ist er zuständig für Auswärtiges, Verteidigung, gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik sowie den Europarat. Außerdem ist der Mann Leiter der deutschen Delegation zur parlamentarischen Versammlung der NATO.

    Merz-Vertrauter

    Wir sehen schon, das ist so ein transatlantischer Falke. Und er steht wohl auch Herrn Merz sehr nahe. Warum reden wir heute über diesen Mann? Weil er der Meinung war, mit dem Büroleiter des ukrainischen Präsidenten telefoniert zu haben. Aber die Realität zeigte dann letztlich, dass es wohl doch nicht ganz so war und der gute Mann vorgeführt wurde. Und da kommen zwei alte Bekannte von dir ins Spiel, Thomas…

    Thomas Röper: Ja, Vovan und Lexus. Leser vom Anti-Spiegel und auch Zuschauer von Anti-Spiegel TV wissen das. Ich habe die auch schon interviewt, die beiden Jungs. Die haben sich darauf spezialisiert, Telefonstreiche zu machen, bei denen sie berühmte Leute anrufen und sich für irgendwen ausgeben. In diesem Fall eben haben sie Wadephul angerufen und so getan, als ob sie Selenskis Büroleiter wären. Solche Gespräche sind oft sensationell. Man erfährt, wie Leute hinter den Kulissen reden.

    Andrej Jermak, für den sie sich ausgaben und mit dem Wadephul zu reden glaubte, ist Selenskis Büroleiter und gilt in der Ukraine ja graue Eminenz. Viele behaupten tatsächlich, dass er sogar die Strippen zieht, dass er im Grunde er Selenski führt. 20 Minuten haben sie telefoniert! Das Gespräch habe ich auf meiner Seite veröffentlicht, das ist verlinkt, das kann sich jeder anschauen. Dominik, was war es, was dich an diesem Gespräch am meisten interessiert hat?

    Dominik Reichert: Wirklich bahnbrechende neue Erkenntnisse waren da jetzt nicht drin. Aber interessant war doch zu hören, wie man über gewisse Dinge spricht. Zum Beispiel hat der Wadephul in diesem Gespräch ziemlich eindeutig bestätigt, dass westliche Spezialisten in der Ukraine am Werk sind und diese Langstrecken-Waffen bedienen und dass das eben auch bei Taurus nötig wäre.

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    Da wurde sich auch auf die Taurus-Leaks bezogen, also auf diesen Bundeswehr-Abhör-Skandal. Und ja, der Wadephul, der hat das im Endeffekt einfach abgenickt. Dem wird nicht irgendwie widersprochen oder sonst irgendwas, im Gegenteil. Und was ich wiederum dann interessant fand: Als es darum ging, Ground Troops, also wirklich Bodentruppen-Soldaten in die Ukraine zu schicken, da hat der Wadephul gesagt, das ginge jetzt nicht. Und da fand ich besonders die Begründung spannend. Denn es hieß nicht etwa, wir wollen keinen Krieg gegen Russland führen, sondern er hat gesagt, dies sei politisch nicht durchzusetzen, es fehle an der Unterstützung aus der Bevölkerung.

    Thomas Röper: Da muss ich Dich korrigieren. In dem Gespräch haben sie sich nicht auf die Taurus Leaks, also auf dieses Gespräch der deutschen Luftwaffen-Generale bezogen. Aber die Verbindung kann man ziehen. Eigentlich aber ging es um die britischen Marschflugkörper, Storm Shadow. Und er sprach ausdrücklich von Angriffen auf die Krimbrücke, die so wichtig ist.

    Vor Taurus-Lieferung

    Und das ist ja ohnehin so ein Streitpunkt-Thema: Ist der Westen im Krieg mit der Ukraine oder nicht? Oder anders: Benutzt die Ukraine diese Waffen alleine? Das haben beide bestritten. Der angebliche Jermak hat es gesagt und der Wadephul hat das bestätigt. Das bedeutet im Umkehrschluss: Wadephul, die CDU und Merz wollen, wenn die Regierung etwa im Mai steht, auch Taurus schicken. Und damit ist klar, auch die werden von deutschen Soldaten bedient. Und da kommen die Luftwaffen-Generale mit den Taurus-Leaks ins Spiel.


    Tja, und Soldaten in die Ukraine? Das hast Du korrekt gesagt: Der wird das wahrscheinlich machen. Wenn in Deutschland die Stimmung entsprechend wäre, würde der wahrscheinlich deutsche Soldaten in die Ukraine schicken. Und zwar nicht nach einem möglichen Waffenstillstand. Es geht darum, deutsche Soldaten gegen Russen kämpfen zu lassen. Das finden sie anscheinend beide gut. Aber die böse deutsche Öffentlichkeit, will das nicht.

    Dominik Reichert: Ja, und ein anderer Punkt, den ich auch noch interessant fand in dem Gespräch war: Nord Stream. Wadephul sagte: Ja, wir wissen ja, ihr wart das nicht. Wir glauben euch.

    Thomas Röper: Du siehst: Diese Prank-Gespräche, die Vovan und Lexus raushauen, die sind nicht immer sensationell, was den Inhalt angeht. Aber sie sind in den Details wahnsinnig spannend.

    Es geht mir um einen weiteren Aspekt, das war jetzt in dem Gespräch gar nicht zu hören, aber mir ist es von einem anderen Austausch aus dem Zeitraum Anfang November 2024 bekannt. Danach war Merz, wir erinnern uns vielleicht noch, Anfang Dezember, in Kiew. Und da war, wenn man die Bilder genau anguckt, im Hintergrund ist immer Wadephul zu sehen. Also, der ist schon, was Ostpolitik angeht, wohl der Mann, ein Merz-Einflüsterer.

    Wadephul merkt nichts

    Die Jungs haben mir erzählt, dass Wadepuhl dem Jermak anschließend noch eine nette Textnachricht gesendet hatte: Schön, Sie endlich persönlich kennengelernt zu haben. Vielen Dank für die netten Gespräche! Aber er hat sie nicht an den echten Jermak geschickt, sondern nach Moskau, an die Prankster. Und die haben dann freundlich zurückgeschrieben.

    Also, der Wadephul, selbst nachdem er sich mit dem echten Jermak getroffen hat, wusste gar nicht, mit wem er da zusammengesessen ist. Der wird sehr überrascht gewesen sein, als die Meldung kam. Ob er es zuerst von der Deutschen Botschaft in Moskau erfahren hat, dass es veröffentlicht wurde, oder auf meiner Seite, sei dahingestellt.

    Dominik Reichert: Das man auch festhalten: Dieser Mann soll unter Merz für die Sicherheit zuständig sein. Er ist sehr nah an Merz und ist genau für diese Bereiche, Außenpolitik und Sicherheit, zuständig. Der Typ ist doch offensichtlich ein Sicherheitsrisiko.

    Dass er selbst in dem persönlichen Gespräch nicht nachgefragt hat, sondern sich blind verlassen hat, ist absolut fahrlässig. Diesen Mann kann man doch nicht in irgendeinen hohen Regierungsposten bringen.

    Thomas Röper: Ja, ich habe mit den Jungs nochmals sprechen können. In Nachgang dokumentiere ich das Gespräch…

    Thomas Röper: Ja, hallo. Sag mal, wie habt ihr es geschafft, Herrn Wadephul zu sprechen? Könnt ihr den deutschen Zuschauern erzählen, wie das Gespräch verlaufen ist und was darin für euch interessant war?

    Alexej Stoljarow (Lexus): Da Johann Wadephul, ein eher offener und außenpolitisch engagierter Mensch ist, wollte er natürlich mit ukrainischen Politikern sprechen, um in Zukunft als Vertreter der neuen deutschen Regierung Kontakte zu knüpfen; in diesem Fall gegenüber Jermak, dem Leiter von Selenskis Büro.

    Thomas Röper: Nur mal für die Deutschen eine Frage. Wer ist Jermak? Manchmal hört man, dass er im Grunde hinter den Kulissen sogar Selenski lenkt. Wie ist das?

    Alexej Stoljarow (Lexus): Im Grunde ist Jermak wohl mehr für die Verbindungen der Ukraine zum Ausland verantwortlich als der Außenminister. Er ist in Selenskis Administration nicht nur für die außenpolitischen Aktivitäten zuständig, sondern auch für den Machtblock. Und er bestimmt die Politik, die Selenski selbst verfolgt. Würde Selenski sie allein verfolgen, würde das nicht funktionieren. Er braucht eine Figur, die die anderen Ressorts führen kann. Und mit diesen Ressorts hält Jermak Kontakt.

    Thomas Röper: Ja, und was war jetzt für euch interessant, als ihr mit Herrn Wadephul gesprochen habt? Was war da gewöhnlich oder auch außergewöhnlich?

    Alexej Stoljarow (Lexus): Er hat sich natürlich in vielem dafür ausgesprochen, dass die deutsche Politik unter der neuen Regierung kriegerisch sein soll. Und die Übergabe der Raketen mit großen Reichweiten steht jetzt auf der Agenda von Merz und der nächsten Regierung. Und sie wollen nicht dem Kurs von Scholz folgen. Das bedeutet, dass sie sich auf eine Eskalation vorbereiten. Und er hat gesagt, dass das bis Mai unmöglich ist, weil die Regierung noch nicht gebildet sein wird. Erst kommen die Wahlen, und es ist nicht klar, welche Koalition es geben wird. Aber trotzdem haben sie schon die klare Position, dass diese Raketen geliefert werden müssen. Das ist ein interessanter Punkt.

    Und er hat auch gesagt, dass sie jetzt in keiner Weise auf die Tätigkeit des Bundeskanzlers einwirken können. Und einer der interessanten Punkte ist, dass sie natürlich gern eine Wehrpflicht-Armee in Deutschland hätten. Aber das ginge nicht, weil die Mehrheit dagegen ist.

    Thomas Röper: Ja, das ist in Deutschland eine umstrittene Frage. Aber kommen wir mal zu dem Telefonat, und zu dem, was da hinter den Kulissen Interessantes passiert ist. Das Gespräch habt ihr schon Ende November geführt, und wir beide haben uns danach unterhalten. Und du hast mir erzählt, dass er auch hinterher nicht verstanden hat, mit wem er telefoniert hat.

    Alexej Stoljarow (Lexus): Er hat Jermak getroffen. Aber er hat nie verstanden, dass der echte Jermak und der Jermak, mit dem er am Telefon Kontakt hatte, verschiedene Personen waren. Und die Kontakte gingen weiter.

    Thomas Röper: Also ihr habt mit ihm telefoniert und danach ist er nach Kiew gefahren, hat mit dem echten Jermak gesprochen. Und er hat bis heute nicht verstanden, mit wem er da telefoniert hat. Denn selbst nach dem Treffen in Kiew mit dem echten Jermak, hat er ja noch Textnachrichten an euch geschickt, nach Moskau und sich für das Gespräch bedankt.

    Alexej Stoljarow (Lexus): Ja, genauso ist es. Er hat nicht verstanden, dass er Jermak getroffen hatte und dass er bereits mit ihm telefoniert hatte.

    Thomas Röper: Naja, ich glaube, jetzt weiß er es. Denn ob er es von der deutschen Botschaft erfahren hat, als es in die russischen Medien kam oder abends auf meiner Seite, als ich darüber geschrieben habe, er wird es jetzt wissen. Schade, ich hätte gern sein Gesicht gesehen zu dem Zeitpunkt, als er das erfahren hat.

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