Einige der bekanntesten Okkultisten kamen aus den Logen. Ihre Ideen werden heute von den Freimaurern als Verirrungen abgetan. Ist das glaubwürdig? Das verborgene Wirken dieser Zirkel enthüllt Jan van Helsing in seinem neuen Sensationswerk «Geheimgesellschaften und ihre Macht im 21. Jahrhundert». So tief bohrt sonst keiner. Hier mehr erfahren.

    Auch wenn sich die Freimaurerei gerne damit brüstet, ein Hort der Aufklärung zu sein, so ist doch auffällig, dass sich im Umfeld, aber auch innerhalb der Logen zahlreiche okkulte, magische und esoterische Strömungen herausbildeten. Bestes Beispiel dafür ist der Orden der Gold- und Rosenkreuzer.

    Vor allem in Frankreich trieb der Okkultismus im 18. und 19. Jahrhundert zahlreiche Blüten – und inspirierte auch viele Freimaurer. Manche von ihnen begaben sich sogar auf die Suche nach dem sogenannten Stein der Weisen, der laut alchemistischer Lehre aus einer Substanz bestehen soll, die in der Lage sei, unedle in edle Metalle zu verwandeln.

    Im Höllenfeuer: Die Schlange bzw. der Drache spielen im Okkultismus eine besondere Rolle. Foto: COMPACT / Shutterstock AI Generator

    Ausdruck fand diese Vorstellung beispielsweise in der französischen Version des Royal Arch – vor allem in der US-Freimaurerei noch heute ein wichtiger Hochgrad, der als Vervollkommnungsstufe des Meistergrades der Johannismaurerei eingeführt wurde –, nach dem sich schon im Salomonischen Tempel geheime Zeichen befunden hätten, die Eingeweihten die Gabe verliehen, Gold zu erschaffen. Für eine geistige Strömung, die sich angeblich der Wissenschaft und dem Rationalismus verschrieben hat, sind solche Ideen ziemlich ungewöhnlich.

    Selbst das Internationale Freimaurer-Lexikon räumt ein, dass sich «nicht nur in Frankreich, sondern auch in den anderen Ländern (…) zahlreiche Jünger solcher freimaurerischen Verirrungen» gefunden hätten, «die sich in alle Systeme einzunisten» trachteten, sodass sich innerhalb der Freimaurerei eine okkultistische Internationale bildete».

    Okkulte Lehren

    Ein prominentes Beispiel für die okkultistischen Neigungen vieler Logenbrüder im 18. Jahrhundert ist der französische Benediktiner Antoine-Joseph Pernety (1716–1796), der 1765 sein Kloster verließ, um in Avignon die Freimaurerei wiederzubeleben. Durch die Lektüre alchemistischer Schriften hatte er sich zuvor mit Magie und hermetischer Philosophie vertraut gemacht und begründete 1766 innerhalb der Aristokratenloge Les Sectateurs de la Vertu ein neues System, den sogenannten Rite Hermétique.

    Aufbauend auf den drei traditionellen Graden führte der Mystiker, der auch die Geheimgesellschaft Illuminées d’Avignon ins Leben rief, sechs neue Hochgrade ein: wahrer Maurer, wahrer Maurer auf dem geraden Wege, Ritter des goldenen Schlüssels, Ritter der Iris, Ritter der Argonauten, Ritter des Goldenen Vlieses. Schließlich kam, sozusagen für die besonders Erleuchteten, noch eine weitere Stufe hinzu – die des Sonnenritters. Dieser Grad ging später offiziell in den Alten und Angenommenen Schottischen Ritus ein.

    Dunkle Mächte. Foto: Raland | Shutterstock.com

    Aus Furcht vor klerikaler Verfolgung setzte sich Pernety später nach Preußen ab, wo er unter Friedrich dem Großen in Berlin als Bibliothekar und Mitglied der Akademie der Wissenschaften arbeitete. Mit okkulten Lehren beschäftigte sich damals auch der Seidenfabrikant und Freimaurer Jean-Baptiste Willermoz (1730–1824). Er war Großmeister der Grande Loge des Maîtres Reguliers, einer von drei Großlogen in Lyon, veranstaltete spiritistische Sitzungen, wurde später zum Generalinspektor der sogenannten Auserwählten Coëns ernannt und entwickelte ebenfalls ein neues Hochgradsystem.

    Der bekannteste Vertreter des Okkultismus im 19. Jahrhunderts war jedoch zweifelsohne Alphonse Louis Constant (1810–1875), der sich Éliphas Lévi nannte. Der vormalige katholische Diakon, der sich, obwohl er niemals die Priesterweihen empfangen hatte, als Abbé bezeichnete, wurde 1861 in die Pariser Loge La Rose du Parfait Silence aufgenommen.

    Zuvor hatte er sich ausführlich mit Magie sowie der jüdischen Geheimlehre Kabbala beschäftigt und verschiedene Bücher zu Magie, Ritualistik und Zeremonien veröffentlicht, unter anderem Dogme et Rituel de la Haute Magie (1854), das bis heute als Standardwerk des Okkultismus gilt. Sein Gedankengut beeinflusste nicht nur die Theosophin Helena Blavatsky (1831–1891) und ihre sogenannte Geheimlehre, sondern auch den amerikanischen Hochgradfreimaurer Albert Pike, der den ursprünglich in Frankreich entstandenen Alten und Angenommenen Schottischen Ritus entscheidend weiterentwickelte. Politisch wandte sich Éliphas Lévi, auf den auch die heute gerne von Satanisten verwendete Baphomet-Figur zurückzuführen ist, dem Sozialismus zu.

    Crowley im Jahr 1919. Foto: CC0, Wikimedia Commons

    Das Tier 666

    Als Reinkarnation des französischen Okkultisten sah sich Aleister Crowley (1875–1947), der im Todesjahr Lévis geboren wurde. Der Brite, der sich schon in seiner Jugend mit Buddhismus, Kabbalismus, Yoga, Magie, Tarot und Mystik beschäftigte, wurde 1904 in London in die Anglo-Saxon Lodge No. 343 aufgenommen. Die Vereinigung stand unter der Oberhoheit der Grande Loge de France und wurde nicht von der United Grand Lodge of England anerkannt. Einen Monat nach seinem Beitritt wurde Crowley zum Gesellen befördert und Ende jenes Jahres zum Meister erhoben.

    Crowley war maßgeblich vom Rosenkreuzertum beeinflusst und sah sich als Verkünder des Wassermannzeitalters, das das Äon der Fische ablösen sollte, dessen Prophet Jesus Christus gewesen sei. Mit dem Wechsel der Äonen sollte auch ein spiritueller Wandel vom Christentum zu der von ihm vertretenen Thelema-Lehre – ein magisches, philosophisches und religiöses System, in dem, ähnlich wie bei Éliphas Lévi, der «wahre Wille» im Mittelpunkt steht – einhergehen. Deren Grundlagen hat er 1904 in seinem bizarren Liber Al vel Legis  (Buch des Gesetzes), formuliert. Crowley behauptete, die Schrift sei ihm von seinem Schutzengel Aiwass diktiert worden. Als zentrale Aussagen der Schrift ist heute vor allem folgender Leitsatz bekannt: «Tu, was du willst, soll das ganze Gesetz sein!»

    Als Überwinder des Christentums und Verkünder eines neuen Äons identifizierte sich Crowley mit dem sogenannten Großen Tier aus der biblischen Johannesoffenbarung, dessen Zeichen die Zahl 666 sei. Daher wird er auch oft als Begründer des modernen Satanismus angesehen. Seine Anhänger lehnen diese Bezeichnung meistens ab. Der britische Okkultist war Mitglied verschiedener Geheimgesellschaften wie dem Hermetic Order of the Golden Dawn, übernahm später den Ordo Templi Orientis des deutschen Okkultisten Theodor Reuß und gründete 1920 in Cefalù auf Sizilien die kurzlebige Abtei Thelema, eine Art spirituelle Kommune, die wegen des dort üblichen Drogenkonsums und der teils extremen sexualmagischen Praktiken ins Visier der italienischen Behörden geriet. Crowley wurde schließlich des Landes verwiesen.

    Ganz schön bunt: Die Beatles in ihren Sergeant-Pepper-Uniformen. Mit über 32 Millionen verkauften Exemplaren gehört die Platte zu den kommerziell erfolgreichsten Alben der Musikgeschichte. Foto: obs/Universal Music Deutschland / Apple Ltd.

    Eine Renaissance erlebten die Ideen des exzentrischen Esoterikers in der Hippie-Bewegung der 1960er Jahre. Die Autoren Henrik Bogdan und Martin P. Starr schreiben dazu in ihrem Buch Aleister Crowley und die westliche Esoterik: «Crowleys Schriften über Magick, Mystik, Sexualität und Drogen trafen den Zeitgeist, und Crowley wurde bald zu einer Art antinomischer [widersprüchlicher] Ikone der Gegenkultur und der Flower-Power-Generation. Tatsächlich integrierten die Beatles ihn in das Coverbild ihres Albums Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band (1967), wo er als Zweiter von links in der hinteren Reihe zu sehen ist, und Led Zeppelin beschrifteten das Vinyl des Albums Led Zeppelin III (1970) mit Crowleys Leitspruch ”Do what thou wilt” [Tu, was Du willst] (…).»

    Satanische Ritter

    Haben die Freimaurer inzwischen ihre okkult-magischen «Verirrungen» (Internationales Freimaurer-Lexikon) hinter sich gelassen? Darüber kann man geteilter Meinung sein. Zweifel dürfen insbesondere mit Blick auf die Hochgradfreimaurerei angemeldet werden. In seinem Standardwerk The Meaning of Masonry  (Die Bedeutung der Freimaurerei) schreibt W. L. Wilmshurst ziemlich eindeutig, dass «die Entwicklung des Menschen zum Übermenschen (…) immer der Zweck der uralten Mysterien» gewesen sei.

    Und weiter: «Der Mensch, der sich durch die unteren Bereiche der Natur zu seinem gegenwärtigen rationalen Dasein entwickelt hat, muss seine Evolution noch vollenden, indem er ein gottähnliches Wesen wird und sein Bewusstsein mit dem Allwissenden verbindet.» Das klingt stark nach einer Selbstvergöttlichung des Menschen, wie sie auch das Rosenkreuzertum und andere esoterischen Strömungen vertraten.

    Ein besonderer Blick ist in diesem Zusammenhang auf den 30. Grad nach Schottischem Ritus (Ritter Kadosch) zu werfen, der die eigentliche Spitze des ritualistischen Gebäudes der Hochgradfreimaurerei bildet und laut Internationalem Freimaurer-Lexikon «volle Einweihung» biete und als «Abschluss des Systems» anzusehen ist. Die letzten drei Grade sind nur noch technisch-hierarchische.

    In seinem Buch Die geheimen Zeichen und Rituale der Freimaurer  schreibt Karl-Heinz Zunneck zum 30. Grad: «Manche Autoren halten ihn für den berühmten Wendepunkt, an dem die Hochgradfreimaurerei nunmehr die Wege der schwarzen Magie betritt. Dabei betonen die Anhänger dieser Hypothese, dass durchaus nicht alle Kadosch-Ritter dieser schwarzen Magie frönen müssen, sondern dass es auch solche geben kann, die nur zum Schein in diesen Stand aufgenommen werden, ohne dass sie jemals dessen wahre Bedeutung erfahren. Mit anderen Worten: Hier beginne also der aktive Kampf gegen das Christentum, der ins Geheimritual (…) gekleidet sei.» Lebt der Geist von Éliphas Lévi und Aleister Crowley hier fort?

    Die geheimen Strippenzieher hinter den Kulissen: In seinem neuen Sensationswerk «Geheimgesellschaften und ihre Macht im 21. Jahrhundert» zerrt Jan van Helsing Sie ans Licht. So tief bohrt sonst keiner! Hier bestellen.

     

     

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