Die stärkste Armee der Welt ist hungrig in Bayern! Wegen des anhaltenden Government Shutdowns in Washington wurden amerikanische Soldaten in Deutschland von ihren Kommandanten auf eine Liste gesetzt, die man sonst nur in Sozialämtern findet: die Tafeln. Dort, wo sonst Bedürftige Lebensmittelspenden erhalten, sollten sich plötzlich auch GIs den Magen füllen. In „Imperium USA. Die skrupellose Weltmacht“ zeichnet Daniele Ganser das Porträt einer Nation, die sich zu Tode herrscht. Hier mehr erfahren.
Was wie eine Szene aus einer dystopischen Komödie klingt, ist wohl peinliche Realität: In internen Informationsblättern empfahl die US-Armee in Bayern ihren Soldaten, bei finanziellen Engpässen lokale Food Banks – sprich: deutsche Tafeln – aufzusuchen. Eine Liste mit Adressen und Öffnungszeiten kursierte bereits, ehe sie hastig wieder gelöscht wurde. Doch da war das Bild schon gezeichnet: Amerikas Uniformierte in der deutschen Armenspeisung.
Wenn der Staat den Stecker zieht
Seit dem 1. Oktober 2025, Punkt Mitternacht, ist die US-Regierung im Stillstand. Dem Kongress gelang es nicht, sich auf ein Budget für das neue Fiskaljahr zu einigen – Republikaner und Demokraten blockieren sich gegenseitig in einem erbitterten Streit um Ausgabenprioritäten, Grenzschutz, Sozialprogramme und Militärfinanzierung.
Die Republikaner im Repräsentantenhaus wollten drastische Sparmaßnahmen, während die Demokraten im Senat auf den Erhalt von Sozialprogrammen und Gesundheitssubventionen bestanden. Ohne Zustimmung beider Kammern und ohne eine sogenannte continuing resolution (eine kurzfristige Übergangsfinanzierung) dürfen viele Ämter in den USA nicht weiterarbeiten. Der Machtkampf verwandelte Washington in eine politische Geisterstadt.
Der Shutdown wurde rasch zur längsten Haushaltssperre in der US-Geschichte. Über eine Million Staatsbedienstete ohne Gehalt, Ämter geschlossen, Militärangehörige im Zwangsdienst – unbezahlt. Inzwischen hat der US-Senat zwar am 10. November eine Übergangsfinanzierung beschlossen, um den Stillstand zu beenden und ausstehende Gehälter nachzuzahlen – allerdings muss das Repräsentantenhaus noch zustimmen.
Während in den USA Tafeln und Kirchen einspringen mussten, traf die Misere auch die Stützpunkte im Ausland. Besonders in Bayern, Rheinland-Pfalz und Hessen, wo über 30.000 US-Soldaten stationiert sind.
Supermacht im Suppenkoma
Am 5. November 2025 veröffentlichte die U.S. Army Garrison Bavaria auf ihrer Website eine Hilfsliste:
Deutsche Tafeln, Foodsharing-Apps, karitative Organisationen. Was als pragmatische Krisenhilfe gedacht war, entpuppte sich als PR-Desaster.
Einen Tag später, am 6. November, verschwand die Seite wieder aus dem Netz – zu spät: Die Schlagzeile ging um die Welt. Ein Militärsprecher beeilte sich zu erklären, die Liste habe sich nur an „lokal beschäftigte deutsche Mitarbeiter“ gerichtet und nicht an Soldaten. Doch diese Darstellung ist mehr als fragwürdig:
Zum einen wurde die Liste über offizielle Kommunikationskanäle der U.S. Army Garrison Bavaria verbreitet, also über Plattformen, die in erster Linie von US-Soldaten und ihren Familien genutzt werden. Die Hinweise standen nicht im internen Bereich für lokale Beschäftigte, sondern auf der allgemeinen Informationsseite der Garnison – auf Englisch, nicht auf Deutsch.

Zudem wurde die Empfehlung unter dem Abschnitt „Resources for Soldiers and Families“ geführt – also ausdrücklich in einem Bereich, der amerikanisches Personal anspricht. Auch der Zeitpunkt ist aufschlussreich: Die Veröffentlichung fiel genau in die Phase, in der in sozialen Netzwerken von Angehörigen US-amerikanischer Soldaten über ausbleibende Löhne und steigende finanzielle Not geklagt wurde.
Mehrere US-Medien, darunter Task & Purpose und Stars and Stripes, berichteten, dass die Armee die Seite erst nach öffentlichem Druck entfernt habe – nicht etwa, weil sie falsch verstanden worden sei.
Die Redaktion von Euronews bestätigte sogar, dass man auf Nachfrage keine eindeutige Klarstellung erhalten habe, ob Soldaten die Tafeln tatsächlich aufsuchen durften oder sollten.
Der Streit um den Haushalt ist längst mehr als ein politisches Ritual, dass schlicht parlamentarisch abgehakt wird, sondern ein Symptom jener tiefen Spaltung, die das Land von innen zerreißt. Wenn selbst die Hüter des Imperiums in der Schlange der Bedürftigen stehen, dann wird sichtbar, wie tief die Risse reichen: Nicht nur im Ausland, sondern auch im Herzen der eigenen Nation.
Genau diese Schieflage zwischen Machtanspruch und moralischer Bankrotterklärung erklärt Daniele Ganser in „Imperium USA. Die skrupellose Weltmacht“. Ein System, das nach außen Stärke demonstriert, während es im Inneren bröckelt. Hier bestellen.




