Gralsforscher Otto Rahn, der dem Persönlichen Stab Himmlers angehörte, geriet wegen seiner Homosexualität in SS-Kreisen in Verruf. Um einer möglichen KZ-Haft zu entgehen, wählte er im Mai 1939 den Freitod. So die offizielle Theorie. Doch die weist zahlreiche Ungereimtheiten auf, wie man auch in dem Werk „Der Aufgang der Schwarzen Sonne“ erfährt. Nie zuvor wurde der okkulte Untergrund des Nationalsozialismus so klar ausgeleuchtet. Hier mehr erfahren.

    _ von Dennis Krüger

    Otto Rahn mit seinem Hund. Die Aufnahme entstand Mitte der 1930er Jahre. Foto: otto-rahn.com

    Seine Schritte wurden schwerer, das dichter werdende Schneetreiben erschwerte den Weg des Erschöpften zusätzlich. In weiter Entfernung hörte er ein Kinderlachen, das mit jedem Schritt gedämpfter wirkte – weiter immer weiter trieb es den Einsamen hinauf in die Berge. Am Ufer eines Bachlaufes in Sichtweite eines verlassenen Berghofes am Eiberg endete sein letzter Weg. Er ließ sich nieder und sank in einen Schlaf, aus dem er nicht mehr erwachen sollte…

    Das Schicksal des Unglücklichen, der in den Tiroler Alpen den Tod fand steht für eine Karriere im nationalsozialistischen Deutschland, die ebenso ungewöhnlich wie spektakulär war. Otto Rahn war Intellektueller, Wissenschaftler und Abenteurer, Autor und SS-Mann. Als Katharerforscher und „Gralssucher“ von Himmlers schwarzem Orden hallt sein Ruf noch heute nach.

    Am 11. Mai 1939 wurde der Leichnam Rahns geborgen. Offiziell hieß es, er sei er auf einer Wanderung in den Alpen erfroren. Tatsächlich aber war es wohl ein Selbstmord auf Befehl: „Ich bin am Ende. Ich werde verfolgt von der SS. Ich bin angeklagt wegen Homosexualität. Man hat mir die Wahl gelassen: entweder komme ich ins KZ oder eben ich wähle den Freitod, Heldentod in den Bergen. Anderes ist nicht möglich.“

    Dies soll Rahn wenige Tage zuvor geäußert haben, als er seinen Freund, den bekannten Kriegsdichter und SS-Oberscharführer Kurt Eggers, besuchte. Das jedenfalls hat Albert Haller, der Verleger Rahns überliefert, der ebenfalls zu Gast bei Eggers war. Die Homosexualität Rahns steht außer Frage, zumindest für den führenden deutschen Biografen Rahns, Hans-Jürgen Lange, der den Korrespondenznachlass des Gralsforschers auswertete.

    Demnach passt alles ins Bild: Als Himmler von der Homosexualität Rahns erfuhr, zwang er ihn zum Selbstmord. Auch der Termin scheint zu passen. Für April 1939 hatte Rahn auf Drängen seines Vorgesetzten seine Heirat angekündigt – die auserkorene Braut wusste jedoch eigenen Angaben zufolge nichts davon. Spätestens dann wäre die Fassade des SS-Mannes zusammengebrochen, wie Lange spekuliert.

    Nur vorgetäuscht?

    Allerdings gibt es noch eine andere Version: Rahns Selbstmord wurde nur vorgetäuscht, inkognito setzte der Forscher der zugegebenermaßen gewagten Theorie zufolge seine Tätigkeit fort. Verschiedene Merkwürdigkeiten stützen diese These: Auffällig beim Tod des SS-Gralsforschers sind die Umstände der Auffindung und Identifikation seiner sterblichen Überreste.

    Demnach soll die „stark verweste Leiche“ am 11. Mai 1939 durch die Kinder des ortsansässigen Bauern Josef Mayer aufgefunden und vom örtlichen Gendarmen – fast zwei Monate nach seinem Tod – identifiziert worden sein. Und dies anhand des Mantels und des darin befindlichen Reisepasses, der auf Otto Rahn ausgestellt war.

    Dem Polizisten war Rahn weder persönlich bekannt noch stand ihm ein Foto des als vermisst Gemeldeten zur Verfügung. Ferner ist die Vorgehensweise hinsichtlich der Todesmeldung und die fehlende Mitteilung des Todes an Rahns Geburtsort durch den Vater ungewöhnlich.

    Hinzu kommt, dass die angeblich nach Wörgl zur Beerdigung überführte Leiche dort nicht unter dem Namen Rahn beerdigt worden sein kann, wie Nachprüfungen bei der zuständigen Friedhofsverwaltung ergaben. Dort war keine Beerdigung unter diesem Namen im fraglichen Zeitrahmen erfasst worden, sodass vermutet wird, der Leichnam sei in Kirchbichl begraben worden.

    Doch was könnte der Grund für ein vorgetäuschtes Ableben gewesen sein?

    Das lesen Sie am Samstag im zweiten Teil dieses Beitrags.

    Mehr über Otto Rahn, seine Gralssuche und andere mysteriöse Forschungen in der SS lesen Sie in dem sensationellen Werk „Der Aufgang der Schwarzen Sonne“ von Dennis Krüger. Nie zuvor wurde der okkulte Untergrund im Nationalsozialismus so klar ausgeleuchtet: von der Thule-Gesellschaft über Wewelsburg, Ahnenerbe und SS-Expeditionen bis zum Heiligen Gral, verschwundenen Akten und Geheimprojekten des Dritten Reiches. Hier bestellen.

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