Syrische Armee zieht sich offenbar auch aus Homs zurück, Berichte über Kämpfe in Damaskus – Drusenaufstand im Süden. Alle Hintergründe bietet „Die USA, Israel und der Nahe Osten“ von Historiker Rolf Steininger. Hier mehr erfahren.

    Die Bild-Zeitung titelt bereits: „Fällt Syrien-Diktator Assad noch heute?“ Und möglicherweise hat das Propaganda-Blatt, was seine Begeisterung über den Vormarsch der islamistischen Terroristen rund um die Organisation HTS kaum verstecken kann, sogar Recht: Die syrische Armee scheint zu zerfallen, hat sich offenbar sogar bereits aus Homs, der letzten noch verbleibenden Schlüsselstadt vor Damaskus, zurückgezogen.

    Auch aus anderen Landesteilen wird bekannt, dass Stellungen kampflos aufgegeben werden, teilweise werden sogar Waffen und Ausrüstungsgegenstände an die vorrückenden Islamisten übergeben.

    In Damaskus soll es bereits zu Kämpfen mit islamistischen Schläferzellen kommen, über der Stadt ist Rauch zu sehen. Wenn Homs fällt – und danach sieht es aus – ist der Weg zum Sturm auf Damaskus eröffnet.

    Auch in anderen Landesteilen gerät die Regierung von Bashar al-Assad weiter in die Defensive: Die Drusen, eine Religionsgemeinschaft aus dem Süden Syriens, haben damit begonnen, Regierungseinrichtungen anzugreifen, unter anderem das Polizeirevier in der Stadt Suweida gestürmt. Ganz offensichtlich entgleitet der Regierung die Macht immer mehr.

    Zudem sind bisher keine weiteren Unterstützungskräfte, etwa aus dem Irak oder dem Iran, eingetroffen. Es wird bereits spekuliert, dass selbst enge Verbündete die drohende Niederlage erkannt haben und nicht mehr bereit sind, ihre Soldaten zu opfern, während die syrische Armee das eigene Land kampflos aufgibt.

    Auch für Russland droht durch diese Kampfverweigerung der Syrer erhebliches Ungemacht, der islamistische Angriff auf den zentralen Mittelmeerhafen (und wichtigen Militärstützpunkt) in Tartus dürfte ebenfalls nur noch eine Frage von Tagen sein.

    Als großer Gewinner der Dschihadisten-Offensive in Syrien dürfte dagegen der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan gelten: Der Einfluss Ankaras erweitert sich auf einen weiteren Schlüsselstaat, die Rolle der Türkei als Regionalmacht wird durch mit ihr verbündete Organisationen gestärkt.

    Fraglich ist jedoch, wie die Spannungen zwischen den islamistischen Milizen und den kurdischen Streitkräften, die immerhin eng mit den USA kooperieren und von diesen unterstützt werden, beigelegt werden sollen – selbst bei einem Sturz von Assad dürfte dieser Konflikt wohl weitergehen beziehungsweise erst richtig hochkochen.

    Über das aktuelle Geschehen hinaus: Im globalen Spiel der Mächte ist der Nahe Osten eines der Hauptfelder der amerikanischen Politik. Die USA sind die entscheidende Macht in der Region, die von strategischer Bedeutung ist. Der renommierte Historiker Rolf Steininger hat mit „Die USA, Israel und der Nahe Osten“ auf der Basis umfangreicher Akten die erste deutschsprachige Gesamtdarstellung dazu vorgelegt. Ein Werk, das umfassend informiert. Hier bestellen.

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