Ein ganzer Stadtteil hält den Atem an. In Kiel-Gaarden steht ein junger Bulgare im Zentrum einer Gewaltserie, die das Viertel bereits zu Jahresbeginn erschüttert hat. Innerhalb weniger Tage folgten Stichattacken, mit einer Brutalität, die sich in Treppenhäusern und auf offener Straße entlud. Jetzt kommt ein weiterer schockierender Verdacht hinzu. Kein Einzelfall: In unserem COMPACT-Spezial „Mädchen. Messer. Morde.“ haben wir analysiert, wie es soweit kommen konnte und eine verheerende Bilanz der letzten zehn Jahre gezogen. Hier mehr erfahren. 

    Die Blutspur lässt sich genau nachzeichnen. Bereits früh sprach die Polizei von einem Serientäter. Zwischen dem 27. und 29. Mai, kam es an wechselnden Orten zu mehreren Stichattacken. Fünf Menschen wurden verletzt, zwei von ihnen lebensgefährlich. Jetzt hat die Gewalt womöglich ein Todesopfer gefordert.

    Die Fahndung lief daraufhin auf Hochtouren, Anwohner wurden um Hinweise gebeten, die Präsenz im Viertel deutlich erhöht. Ende Mai nahmen die Ermittler einen damals 17-jährigen Bulgaren fest. Erst im Laufe der weiteren Ermittlungen wurden rechtsmedizinische Gutachten, Tatabläufe und Zeugenaussagen ausgewertet. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft erhärtete sich erst dann der Verdacht, dass der Täter gezielt mit Tötungsvorsatz gehandelt haben soll.

    Ende November erhob die Staatsanwaltschaft schließlich Anklage wegen zweifachen versuchten Mordes aus Heimtücke in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung sowie eines weiteren Falls gefährlicher Körperverletzung. Eine Gerichtssprecherin erklärte dazu: „Dem jungen Mann wird unter anderem versuchter Mord aus Heimtücke in zwei Fällen, jeweils in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung, vorgeworfen.“ Über die Eröffnung des Hauptverfahrens ist bislang noch nicht entschieden.

    Mord am Zimmerpartner?

    Doch damit nicht genug. In den vergangenen Tagen rückte ein zusätzlicher, besonders schwerer Vorwurf in den Fokus der Behörden: Der heute 18-Jährige soll nach neuen Erkenntnissen auch seinen eigenen Mitbewohner im Mai erstochen haben. Beide wohnten in der Pickertstraße. Dieser Verdacht ist bislang nicht angeklagt, wird von der Staatsanwaltschaft aber intensiv geprüft. Sollte sich der Vorwurf bestätigen, würde sich das Bild dramatisch verschärfen: Aus einer Serie von Angriffen im öffentlichen Raum würde ein Tötungsdelikt im privaten Umfeld.

    Blutiges Messer (Symbolfoto). Foto: gualtiero boffi | shutterstock.com

    Über den Beschuldigten ist bislang wenig öffentlich bekannt. Sein Name wird von den Behörden nicht genannt. Zu Herkunft, Aufenthaltsdauer oder persönlichem Hintergrund des Beschuldigten machten die Behörden wenig Angaben.

    Unklar bleibt sowohl der Zeitpunkt des Auffindens der Leiche als auch, weshalb der Verdacht eines Tötungsdelikts erst jetzt in den Fokus der Behörden gerückt ist. Polizei und Staatsanwaltschaft verweisen auf laufende Ermittlungen.

    Zahlen als Alarmzeichen

    Der Fall von Kiel-Gaarden steht damit nicht isoliert. Zwischen 2014 und 2023 mussten bundesweit 3.325 Menschen wegen schwerer Stichverletzungen behandelt werden. Allein seit 2019 stieg die Zahl der Schwerverletzten um 50 Prozent. Ärzte schlagen Alarm: Die Angriffe würden gezielter, brutaler, lebensgefährlicher. Oder, wie es der Kieler Unfallchirurg Andreas Seekamp formuliert:

    „Messer werden in Deutschland zunehmend als gängige Waffe genutzt.“

    Experten berichten von einer Häufung tiefer Stiche in den Hals- und Brustbereich, die oft zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie inneren Blutungen oder Organverletzungen führen.

    „Die Angriffe wirken gezielter und brutaler als früher“, betont auch Dietmar Pennig, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie.

    So kann es nicht weiter gehen: In unserem COMPACT-Spezial „Mädchen. Messer. Morde.“ rechnen wir gnadenlos mit der Einwanderungspolitik ab. Hier mehr erfahren.

     

     

     

     

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