In seinem Grußwort beim AfD-Wahlkampfauftakt in Halle hat sich Elon Musk gegen den Schuldkult und die Herabwürdigung der Deutschen als verachtenswertes Volk aufgrund ihres vermeintlichen «Sonderwegs« in der Geschichte gewandt. Schon vor Jahren warf sich ausgerechnet ein marxistischer Philosoph gegen dieses Vorurteil in die Bresche – mit ungewöhnlichen Argumenten. Ein Auszug aus unserer Sonderausgabe «Geschichtslügen gegen Deutschland«, über die Sie hier mehr erfahren.
_ von Domenico Losurdo
Die Theorie vom deutschen Sonderweg stellt die deutsche Geschichte dem Rest der Welt entgegen; doch ähnliche Theorien haben jeweils die Geschichte des einen oder anderen Landes dem Rest der Welt entgegengestellt. Weit entfernt, aus der Notwendigkeit heraus entstanden zu sein, die eigentümliche Herausbildung Deutschlands zu verstehen, ist die Kategorie «Sonderweg» ein Topos, ein Gemeinplatz, zu dem man immer dann seine Zuflucht nimmt, wenn man es mit einem neuen oder ungewöhnlichen historischen Phänomen zu tun hat. Bei genauerer Untersuchung der Geschichte ergibt sich, dass es nichts Wiederkehrenderes gibt als den «Sonderweg»!
Deutschlands revolutionäre Tradition
Außerdem handelt es sich um eine Kategorie, die die geistige Faulheit fördert. Geht es darum, das lange Andauern der Autokratie in Russland zu erklären? Da haben wir den russischen Sonderweg! Nimmt man sich vor, die Gründe für den Sieg des Bonapartismus in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Frankreich aufzuzeigen? Dann gibt es nichts Einfacheres, als auf den französischen Sonderweg zu verweisen! (…)
Im deutschen Fall fehlt diese Plausibilität. Und dennoch erweist sich die Mythologie als zählebig, die die Geschichte des deutschen Volkes so rekonstruiert, als wäre sie vollkommen von einer negativen Teleologie beherrscht, die unwiderstehlich auf die Barbarei des Dritten Reichs und auf die Gräuel der «Endlösung» hinausliefe.
Selbst hochgebildete Intellektuelle erinnern sich anscheinend nicht an die vielen Jahrzehnte, in denen Deutschland gleichbedeutend für Revolution stand. Wenn Marquis de Condorcet im Jahre 1792 an die Deutschen appelliert, den bevorstehenden konterrevolutionären Kreuzzug gegen das neue Frankreich zu boykottieren, geht er, dabei vor allem die Reformation ins Gedächtnis rufend, so weit zu erklären: «Wir verdanken euch unsere Freiheit.» (…)
Wehe den Besiegten!
Doch mit der Entfesselung des Zweiten Weltkriegs durch Hitler bekommt die These vom zuinnerst barbarischen und kriegshetzerischen Charakter des deutschen Volkes nicht nur neuen Aufschwung, sondern nimmt zudem eine noch beunruhigendere Färbung an. In einer Rede vom April 1941 erklärt Premier Winston Churchill: «Es gibt weniger als 70 Millionen bösartiger Hunnen – einige (some) davon sind zu heilen, andere umzubringen.».
Noch vielsagender ist die Stellungnahme eines anderen bedeutenden Staatsmannes. Nachdem er in Jalta 1943 erklärt hatte, er fühle sich «blutdürstiger denn je gegen die Deutschen» wegen der von ihnen begangenen Gräueltaten, nimmt US-Präsident Franklin Delano Roosevelt schließlich, ohne es zu wissen, den von einem frommen und bekannten amerikanischen Pastor schon im Ersten Weltkrieg gemachten Vorschlag wieder auf:
«Wir müssen hart mit Deutschland umgehen, und ich meine das deutsche Volk, nicht nur die Nazis. Entweder müssen wir das deutsche Volk kastrieren, oder man muss die Deutschen in einer Weise behandeln, dass sie nicht immerzu Leute in die Welt setzen, die so weitermachen wollen wie früher.»
Indem er die «historische Natur» des «Bösen» des Hitler-Regimes und seiner Ideologie hervorhebt, macht er unfreiwillig deutlich, wie die von ihm geforderten «Sterilisationen» in Wahrheit das «von den Nazis gegebene Beispiel» nachahmen. Tatsächlich gehen der «Endlösung» im Dritten Reich wiederholte Programme oder Anregungen zur «Massensterilisation der Juden» voraus.

Trotz der reichen demokratischen und revolutionären Tradition Deutschlands gibt es auch heute noch Leute, die den Mythos eines auf ewig unverbesserlichen deutschen Volkes verbreiten und damit Deutschland erpressen wollen, um ihm jede Unabhängigkeit im Vergleich zur Außenpolitik Amerikas und Israels unmöglich zu machen.
Nur so lassen sich die plumpe Agitation der Antideutschen und der internationale Erfolg des Buches des amerikanischen Historikers Daniel J. Goldhagen (Hitlers willige Vollstrecker. Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust, 1996) erklären. Dieser bezeichnet darin den Antisemitismus und sogar den «eliminatorischen Antisemitismus» als eine «allgemeine Charakteristik des deutschen Volkes«.
Diese These baut auf kolossalen Verdrängungen auf. Im Personenregister seines Buches sind weder Hermann Cohen noch Henry Ford verzeichnet, noch kommen die Namen der exaltiertesten US-amerikanischen Antisemiten vor, die von Hitler die «Vernichtung» (extermination) der Juden fordern, um die notwendige «Desinfizierung» (disinfection) der Gesellschaft zu realisieren. (…)
Den vollständigen Text und zahlreiche Korrekturen zu den Falschdarstellungen über unsere Historie finden Sie in unserer Sonderausgabe «Geschichtslügen gegen Deutschland«. Heute notwendiger denn je! Hier bestellen.