Kein Abend wie sonst bei Maischberger: Zwischen den üblichen Phrasen flackerte plötzlich ein Moment echter Auseinandersetzung auf – ehrlicher und tiefer als die gewohnten Talk-Show-Rituale. Das Thema: Russland, der Ukraine-Krieg und Deutschlands Rolle darin. In der Arena flogen Worte – draußen fliegen Raketen: Warum das so ist, lesen Sie im COMPACT-Spezial 44: Krieg gegen Russland. Hier mehr erfahren.
Auf der einen Seite Norbert Röttgen (60), stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag und Vertreter jener politischen Klasse, die seit Jahren davon lebt, Krisen zu kommentieren, die sie selbst mit verursacht hat. Ihm gegenüber Andreas Frohnmeier (34) von der AfD, der die offizielle Deutung der Dinge infrage zu stellen weiß – unbequem, provokant, aber mit klarem Blick auf Widersprüche.
Kein Krieg mit Russland
Der Streit entbrannte, als Frohnmaier die militärische und politische Linie des Westens anprangerte. „Wir befinden uns nicht im Krieg mit Russland“, sagte er ruhig, aber bestimmt. Er warne davor, dass Deutschland durch Waffenlieferungen und politische Eskalation „immer tiefer in diesen Konflikt hineingezogen“ werde.
Für Frohnmaier gibt es in der Außenpolitik keine automatischen Freunde, sondern vor allem Interessen. Er machte klar, dass es gefährlich sei, den Krieg nur als moralische Auseinandersetzung zu sehen: „Zu glauben, dass man diesen Konflikt lösen könne, indem man dauerhaft immer mehr Waffen liefert und Geld in die Ukraine schickt, das halte ich für falsch.“ Er forderte eine „seriöse Friedensinitiative“.
Konfrontiert mit seinen jüngsten Russlandreisen, plädierte Frohnmaier für eine diplomatische Wende: „Wenn wir solche Reisen unternehmen, dann geht es darum, dass man Gesprächskanäle offen hält.“
Floskel-Kanone
Röttgen versuchte sich wie gewohnt als Staatsmann der alten Schule: kontrolliert, mit jener Mischung aus moralischer Entrüstung und intellektueller Distanz, die im Berliner Politikbetrieb als Seriosität verstanden wird. Er bezeichnete Frohnmaiers Aussagen als „die beste Propaganda, die Putin sich wünschen kann“. Und weiter „Wer angesichts dieser offensichtlichen Realität von Vernichtungskrieg in Europa und einem hybriden Krieg gegen Europa, gegen Deutschland, dann sagt, von dem geht gar keine Gefahr aus – der spricht die Sprache des Aggressors.“

Der CDU-Außenpolitiker betonte, dass Russland „nicht nur die Ukraine, sondern auch die europäische Sicherheitsordnung angreift“. Für ihn stand außer Frage: Deutschland müsse seine Solidarität mit Kiew aufrechterhalten – notfalls über Jahre. Frohnmaiers Skepsis nannte er „gefährlich“, seine Position „zynisch gegenüber den Opfern des Krieges“.
Doch unter der Oberfläche zeigte sich, was viele Zuschauer längst spüren: eine politische Leere, die mit Begriffen wie „Verantwortung“ und „Demokratie“ überdeckt wird. Als Frohnmaier die Frage stellte, wer eigentlich die Verantwortung trage für die Eskalation in Europa – und ob deutsche Außenpolitik nicht längst fremden Interessen folge – reagierte Röttgen mit der üblichen Formel: „Das ist Putins Krieg.“
Maischberger ließ die beiden Kontrahenten tatsächlich weitgehend ausreden – und was folgte, war weniger eine Debatte über Details als über Grundannahmen. Röttgen sprach in Kategorien von „Werten“ und „Verpflichtung“, Frohnmaier in Begriffen von „Interessen“ und „Realpolitik“.
Der CDU-Mann appellierte an die Verantwortung des Westens, der AfD-Politiker an den Frieden und die Notwendigkeit, Eskalation zu vermeiden.

Röttgen: „Sie verbreiten Narrative, die Russland nutzt. Das ist keine Außenpolitik, das ist Legitimierung von Aggression.“ Frohnmaier darauf: „Ich finde es eine Frechheit, dass man jede andere Meinung sofort als prorussisch abstempelt.“
Zwischen diesen Sätzen lag der Kern des Abends: die Frage, wie offen man in Deutschland noch über den Ukraine-Krieg und eine souveräne Außenpolitik sprechen darf, ohne in Lagerdenken zu verfallen.
Der Schlagabtausch bei Maischberger war nur ein Ausschnitt eines größeren Konflikts. Mehr über die Altparteien und Deutschlands zunehmende Eskalation im Umgang mit Russland, gibt es im COMPACT-Spezial 44: Krieg gegen Russland. Hier bestellen.




