Die Gewerkschaft Verdi hatte für den vergangenen Samstag zum Protest gegen die Querdenken-Demonstration in der Hauptstadt aufgerufen. Alex King, BSW-Mitglied des Abgeordnetenhauses in Berlin, folgte dem Aufruf nicht, sondern schloss sich der Friedensdemo an. Sichern Sie sich das Q-Button als Soli-Beweis für die wichtige Protestbewegung. Hier mehr erfahren.

    Wir dokumentieren nachfolgend den öffentlichen Brief von Alex King, seit 2024 Landesvorsitzender des Wagenknecht-Bündnisses in Berlin.

    Für eine menschliche Haltung!

    „Sehr geehrte Kollegen vom ver.di Bezirk Berlin, ich bin seit vielen Jahren Mitglied der Gewerkschaft ver.di. Als solches erreichte mich am Dienstag euer Aufruf, ich solle mich an diesem Samstag an der Demonstration ‚Alle zusammen gegen den Faschismus!‘ beteiligen. Leider musste ich feststellen: Diese Demonstration richtete sich keineswegs ‚gegen den Faschismus‘, sondern gegen eine am selben Tag stattfindende Friedensdemonstration unter dem Motto ‚Frieden und Freiheit‘. Bei der Friedensdemonstration sei mit der Teilnahme von ‚Neonazis, Faschist*innen und Antisemit*innen‘ zu rechnen und die AfD würde dort Anhänger rekrutieren, hieß es in einem von euch verschickten Aufruf zur Gegendemo.

    Ich bin nicht zu eurer Gegendemo gegangen, sondern habe mir stattdessen einen eigenen Eindruck von der Demonstration für ‚Frieden und Freiheit‘ verschafft. Im Nachhinein bin ich sehr froh darüber. Denn was ich gesehen habe, sah anders aus, als von euch beschrieben.

    Zwar habe ich u. a. eine Fahne der rechtsextremen Freien Sachsen und auch einen Zeitungsstand von COMPACT gesehen. Aber das hat die Veranstaltung nicht inhaltlich geprägt. Im Gegenteil: Vor allem waren da viele Menschen (ich bin nicht gut im Schätzen von Teilnehmerzahlen, aber ich würde sagen: im vierstelligen Bereich), die sich nach Frieden sehnen, die für Diplomatie und gegen Aufrüstung sind und die eine konsequente Aufarbeitung der Corona-Zeit fordern. Diese Ziele teile ich.

    Die Reden, die ich anhören konnte, u. a. von der linken Journalistin und Friedensaktivistin Christiane Reymann, zeigten eine klare antifaschistische, zutiefst menschliche Haltung.

    Von der AfD war zwar weit und breit nichts zu sehen, aber sollte sie solche Friedensdemonstrationen als Rekrutierungsfeld nutzen wollen, finde ich es erst recht sinnvoll, ebenfalls vor Ort zu sein und mit Leuten ins Gespräch zu kommen und sie von politischen Alternativen zu überzeugen.

    Warum sollten wir ausgerechnet einer militaristischen Partei wie der AfD, die den Wehrdienst wieder einführen und ohne Ende aufrüsten will, das Feld überlassen? Eine aktuelle Stiftung der Hans-Böckler-Stiftung bestätigt leider, dass die AfD derzeit strategisch erfolgreich in breite Teile der Bevölkerung vordringt.

    Früher waren die Gewerkschaften an der Seite derjenigen, die für den Frieden demonstriert haben. Ich habe auch heute einzelne Gewerkschaftsmitglieder getroffen. Vielleicht sagt ihr jetzt: ‚Ja, wir sind auch für Frieden und Diplomatie und gegen die Aufrüstung. Aber wir wollen nicht mit Rechten demonstrieren.‘ Das wäre sogar nachvollziehbar. Nur: Wir hören von den Gewerkschaften – und leider auch von euch – keinen Mucks angesichts von Aufrüstung und Kriegsvorbereitung.

    Wo war ver.di, als der Senat seinen Rahmenplan ‚Zivile Verteidigung Krankenhäuser‘ vorgestellt hat, der unsere Krankenhäuser mit Hilfe der Bundeswehr kriegstüchtig machen soll? Stattdessen demonstriert ver.di lieber gegen eine Friedensdemo, zusammen mit den Parteien (Grüne, SPD, Linke), die in Bundestag bzw. Bundesrat grünes Licht gegeben haben für die größte Aufrüstung in der Geschichte der Bundesrepublik, für Kriegskredite ohne Limit.

    Dass Aufrüstung und Faschismus miteinander zusammenhängen, seht ihr nicht. Das halte ich für zu kurz gedacht. Freundliche Grüße“.

    In der Friedensfrage kann es keine Spaltung in Rechte und Linke geben! Sichern Sie sich das Q-Button als Soli-Beweis für die wichtige Protestbewegung. Hier bestellen.

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