Epstein, Epstein, alles muss versteckt sein: Tausende Dokumente bleiben unter Verschluss, eine Klientenliste gibt es angeblich gar nicht. Trumps Kehrtwende wirft Fragen auf – und bringt die Gerüchteküche zum Brodeln. Ein Auszug aus unserem großen Dossier «Präsident im Zwielicht» in der August-Ausgabe von COMPACT (Titelthema: «Frauen in Angst»). Hier mehr erfahren.

    _ von Marty McCarthy

    Es waren denkwürdige Szenen, die sich am 7. Juli im Weißen Haus abspielten. Bei der Pressekonferenz am Morgen konfrontiert Fox-News-Korrespondent Peter Doocy Sprecherin Karoline Leavitt mit einer brisanten Frage:

    «Das DOJ {Department of Justice; US-Justizministerium} und das FBI haben nun festgestellt, dass es keine Jeffrey-Epstein-Klientenliste gibt. Was ist also mit der Klientenliste passiert, von der die Justizministerin sagte, sie liege auf ihrem Schreibtisch?»

    Der Journalist spielte damit auf eine Aussage von Pam Bondi an, der Amtsinhaberin aus der sogenannten Phase eins der Aktenveröffentlichung wenige Monate zuvor. Leavitts Antwort: «Ich denke, wenn Sie sich das Interview ansehen, das auf Ihrem Sender, Fox News, stattfand, sagte die Justizministerin, dass sie sich auf die Gesamtheit aller Dokumente bezog – alle Papiere – in Bezug auf Jeffrey Epsteins Verbrechen.»

    Das manipulierte Epstein-Überwachungsvideo: Eine Minute fehlt. Foto: Screenshot Youtube

    Doocy war mehr als erstaunt und präzisierte, was im Frühjahr passiert war: «{Moderator} John Roberts sagte: ”Das DOJ könnte eine Liste von Jeffrey Epsteins Kunden veröffentlichen. Wird das wirklich passieren?” Und {Bondi} sagte: ”Sie liegt gerade jetzt auf meinem Schreibtisch zur Überprüfung.”» Doch Trumps Pressesprecherin wich erneut aus: «Sie sprach von der Gesamtheit der Dokumente, aller Papiere im Zusammenhang mit Jeffrey Epsteins Verbrechen. Das ist, worauf sich die Justizministerin bezog, und ich überlasse es ihr, das zu vertreten.»

    Tatsächlich wurde Bondi nur wenige Stunden später von einem Reporter auf diesen Widerspruch in der Causa Epstein hingewiesen. Doch bevor sie dazu Stellung nehmen konnte, grätschte Trump dazwischen:

    «Reden die Leute immer noch über diesen Typen? Über diesen Widerling? Das ist unglaublich. Ihr wollt eure Zeit verschwenden!»

    Dabei hatte er selbst dieses Thema immer wieder hochgekocht – und im Wahlkampf die Veröffentlichung aller Dokumente versprochen. Die Diskrepanz zwischen ihren beiden Aussagen konnte auch Bondi im weiteren Verlauf nicht hinreichend erklären.

    Ziemlich zerwühlt: Jeffrey Epsteins Gefägniszelle in New York nach Auffinden seiner Leiche am 10. August 2019. Foto: 60 Minutes

    Auffallend viele Selbstmorde

    Dass die US-Administration nun behauptet, weitere Aktenfreigaben seien «nicht gerechtfertigt», da man die Opfer schonen wolle, ist genauso wenig überzeugend. Schließlich stehen nicht die Gepeinigten im Zentrum des Interesses, sondern die prominenten Kunden Epsteins, deren Namen zu einem großen Teil noch nicht bekannt sind. Noch brisanter: Ein Überwachungsvideo, aufgenommen mit der Kamera vor Epsteins Gefängniszelle kurz vor seinem Tod, wurde manipuliert – eine Minute fehlt. Bondis Erklärung, das Herausschneiden von 60 Sekunden an einem bestimmten Zeitpunkt sei bei solchen Aufnahmen Standard, ergibt keinen Sinn. (…)

    Epsteins lebloser Körper war am 10. August 2019 von Wärtern des Metropolitan Correctional Center in New York aufgefunden worden. Offiziell heißt es, er habe sich erhängt, doch diese Version wird von vielen angezweifelt. Die These, man habe ihn zum Schweigen bringen wollen, um zu verhindern, dass er vor Gericht auspackt, erscheint durch die fehlende Minute in dem Überwachungsfilm nicht gerade unplausibler.

    Weitaus brisanter erscheint Epsteins Verbindung zu Bill Clinton: Die Journalistin Conchita Sarnoff wertete für ihr 2016 erschienenes Buch TrafficKing die Logbücher der Lolita-Express-Piloten aus und fand heraus, dass der ehemalige US-Präsident 27-mal als Passagier der Boeing 727 registriert ist. Virginia Giuffre sagte, dass sie Clinton auf Epsteins Insel gesehen habe, zusammen mit zwei «jungen Mädchen». Ende März 2025 teilte sie via Instagram mit, dass sie bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt worden sei. (…)

    Die Mossad-Spur

    Mit der Kehrtwende in Sachen Epstein-Akten hat Trump seine Anhängerschaft bitter enttäuscht. Tru­ther-Ikone Alex Jones zeigte sich empört und fragte in seinem Podcast Info Wars süffisant, ob das Justizministerium wohl als nächstes sagen werde:

    «Eigentlich hat Jeffrey Epstein nie existiert».

    Die konservative Kommentatorin Candace Owens warf der US-Regierung sogar ganz offen Vertuschung vor. «Erst verspricht man Transparenz, dann behauptet man, es gibt nichts zu sehen? Das stinkt nach Deep State!», schrieb sie auf X.

    Doch was soll vertuscht werden? Manche vermuten, Trumps Name könnte in den Akten in einem ungünstigen Zusammenhang auftauchen – Tech-Unternehmer Elon Musk hatte dies angedeutet. Ep­stein und der heutige US-Präsident waren in Florida quasi Nachbarn, waren oft zusammen auf Partys unterwegs. Möglicherweise gibt es aber ganz andere Implikationen. (…)

    Den vollständigen Beitrag lesen Sie in unserem großen Dossier «Präsident im Zwielicht» in der August-Ausgabe von COMPACT (Titelthema: «Frauen in Angst»). Das Highlight des Dossiers sind sind die Interviews beziehungsweise Streitgespräche der wichtigsten medialen Protagonisten der MAGA-Bewegung („Make America Great Again“), Tucker Carlson und Steve Bannon, die Sie bei uns erstmals auf Deutsch lesen können. Hier bestellen.

    Kommentare sind deaktiviert.