Sahra Wagenknecht ist sauer. Gut so! In einem Interview hat sie jetzt angekündigt, die Ausgrenzung der AfD nicht mehr mittragen zu wollen, möglicherweise die Retourkutsche für die Weigerung des Altparteienlagers, die Bundestagswahl neu auszuzählen. Wir beleuchten diesen Fall und das BSW in unserer aktuellen November-Ausgabe. Hier mehr erfahren.
Lange galt sie als verbissene Kritikerinnen der AfD, doch Sahra Wagenknecht vollzieht derzeit eine bemerkenswerte Kehrtwende. In einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) erklärt die Noch-BSW-Vorsitzende unmissverständlich, dass die Strategie der Ausgrenzung der AfD gescheitert ist – und dass es höchste Zeit sei, diesen Kurs zu verlassen. Wagenknecht:
„Die Brandmauer ist gescheitert, sie und die schlechte Politik der alten Parteien hat die AfD zur stärksten politischen Kraft in Deutschland gemacht.“
Und dann: „Diesen Weg müssen wir endlich verlassen.“ Die aktuellen Umfragen stimmen ihr zu: In mehreren Bundesländern liegt die AfD seit Monaten bei bis zu 40 Prozent, bundesweit hat sie längst die SPD überholt und kämpft mit der Union um Platz eins.
Die wahre Gefahr für die Demokratie
Die Rechnung der etablierten Parteien – Ausgrenzung als Allheilmittel – ist also in der Tat nicht aufgegangen. Stattdessen plädiert Wagenknecht für das Gegenteil: politische Einbindung. Sie sagt: „Einbindung zähmt, Ausgrenzung radikalisiert, das ist doch nichts Neues“ und verweist damit auf eine Erkenntnis, die in anderen europäischen Ländern längst Alltag ist.
Eine Gefahr für die Demokratie sieht Wagenknecht nicht in der AfD als solcher, sondern in einer Politik, die Millionen Menschen abstößt. Wörtlich:
„Die größte Gefahr für die Demokratie in Deutschland ist eine Politik, von der immer mehr Menschen enttäuscht sind, die die Lebensverhältnisse und die Kaufkraft von immer mehr Menschen verschlechtert.“
Ein Satz, der wie eine Zusammenfassung der aktuellen Stimmung im Land klingt – steigende Energiepreise, explodierende Mieten, unsichere Renten, ungehemmte Migration und dazu das Gefühl, dass die politische Klasse vor allem mit sich selbst beschäftigt ist.
Dass in der AfD „Extremisten und gefährliche Typen“ sitzen, behauptet Wagenknecht weiter. Aber genau diese Kräfte, so ihre These, würden durch die jahrelange Ausgrenzung erst gestärkt. Wer nie gezwungen sei, Kompromisse zu schließen, könne sich im radikalen Flügel gemütlich einrichten.
Konkret zieht das BSW nun laut Wagenknecht Konsequenzen: In Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern, wo 2026 gewählt wird, werde die Partei keine Anti-AfD-Koalitionen mehr mittragen, deren einziger Zweck es ist, die stärkste Kraft auszuschließen. Wagenknecht:
„Für Koalitionen, deren einziger gemeinsamer Nenner ist, die AfD von der Macht fernzuhalten, stehen wir nicht mehr zur Verfügung.“
Die Aussage sorgt in Magdeburg und Schwerin bereits für Aufregung und zeigt, dass die Zeit reiner Blockade-Politik vorbei sein könnte. Eine Demokratie kann eine Partei mit 20, 25 oder 30 Prozent nicht einfach ignorieren, ohne selbst Schaden zu nehmen. Bereits jetzt haben immer mehr Menschen das Gefühl, dass ihre Stimme gar nicht mehr zählt – solange sie nur bei der „falschen“ Partei abgegeben wird.
Ihre neue Linie dürfte auch Ausdruck aktuellen Unmuts sein, ausgelöst durch die hartnäckige Weigerung der Altparteien-Fraktion, die Stimmen der vergangenen Bundestagswahl neu auszuzählen, um dem BSW Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Alles zu den fehlenden 9.500 Stimmen lesen Sie in der aktuellen COMPACT-Ausgabe. Hier bestellen.




