Hunderte Polizisten stürmten am Donnerstagmorgen das besetzte Haus „Rigaer Straße 94“, welches als Zentrale der linksextremen Szene in Berlin-Friedrichshain gilt. Das Ziel: Eine Räumung vorzubereiten. In COMPACT-Spezial „Antifa. Die linke Macht im Untergrund“ haben wir uns die Strukturen der Antifa-Szene angeschaut und decken die Netzwerke auf – in Berlin und im ganzen Land. Hier mehr erfahren.
Hunderte Polizisten rückten im Morgengrauen in der berüchtigten Rigaer Straße an, um Durchsuchungsbeschlüsse des Landgerichts Berlin gegen die Bewohner der Hausnummer 94 zu vollstrecken. Jenes linke Zentrum, in dessen Umfeld es seit vielen Jahren zu schweren Straftaten und Angriffen auf politische Gegner kommt, gilt als einer der letzten Rückzugsorte der militanten Szene. Und als ein symbolischer Ort, den die Linksextremisten verteidigen wollen. Eigentlich, denn der polizeiliche Zugriff verlief vergleichsweise ruhig, es gab – anders, als bei früheren Durchsuchungen – keinen Widerstand der Bewohner, die von der Maßnahme sichtlich überrascht gewesen zu sein schienen. Wohnung für Wohnung wurde von den Polizisten durchsucht, Personalien festgestellt.
Eigentümer möchte wissen, wer sich in seinem Haus aufhält
Hintergrund der Maßnahme sind mehrere Klagen am Landgericht Berlin, mit denen der Eigentümer der Immobilie, die in dieser Lage mittlerweile – in einem sanierten Zustand und ohne Problembewohner – einen mittleren Millionenwert aufweist, die Besetzer vor die Tür setzen möchte. Das Problem: Teilweise ist nicht einmal bekannt, wer in diesem Haus wohnt, Verfahren gegen die unbekannten Eindringlinge sind juristisch komplex und schwierig. Das Landgericht hat dieses Problem jedoch erkannt und mit der jetzt erfolgten Feststellung der Personalien einen Ausweg gefunden. Insgesamt wurden 26 Personen in 13 durchsuchten Wohnungen festgestellt, wobei die Wohnverhältnisse durchaus chaotisch zu sein scheinen: Alleine in einer einzigen Wohnung wurden 13 (!) Linksextremisten angetroffen.

Theoretisch hätte der Eigentümer auch selber überprüfen können, wer sich in seinem Haus aufhält, ihm wurde jedoch der Zugang in der Vergangenheit mit Gewalt verweigert, aus der linksextremen Szene heraus kam es darüber hinaus zu Angriffen auf die beauftragte Hausverwaltung.
Antifa-Solidemo wird zum Reinfall
Als Reaktion auf die Durchsuchungen riefen Anhänger der Szene für Donnerstagabend zu einer Demonstration gegen „Angriffe auf linke Projekte“ auf. Während nach ähnlichen Polizeieinsätzen in der Vergangenheit in Berlin-Friedrichshain ein regelrechter Ausnahmezustand herrschte, zu erinnern ist etwa an die tagelangen Ausschreitungen nach der Räumung der Liebigstraße 14 im Jahr 2011, an der mehrere tausend Beamte beteiligt waren, fanden sich nach der jüngsten Durchsuchung nur wenige hundert Antifa-Anhänger zu einem unspektakulären Spaziergang durch das Viertel ein. Offenbar hat die Szene der Hausbesetzer und Autonomen, die sich einst in Kreuzberg und Friedrichshain ausbreitete, ihren Zenit weit überschritten. Nachkommende Generationen von Luxus-Linken erfreuen sich lieber an ihren gut bezahlten NGO-Jobs und der nächsten CSD-Parade, als in heruntergekommenen Schrottimmobilien in Kommunen-Form zu hausen und sich in einem Systemkampf mit dem Staat zu wähnen, den freilich weder demolierte Polizeiwagen, noch brennende Mülltonnen zum Erfolg führen werden, so dass entsprechende Frustration vorprogrammiert ist.
Antifa-Zentrale Rigaer Straße 94, linksextreme Netzwerke im ganzen Land: Wir haben uns die Szene, die meist im verborgenen agiert, genau angeschaut und ihre Strukturen offen gelegt. In COMPACT-Spezial „Antifa. Die linke Macht im Untergrund“ zeigen wir, wie Deutschlands brutalste Linksextremisten ungestört agieren konnten. Jetzt in dritter, überarbeiteter Auflage bestellen!