Dem Establishment graut es vor dem kommenden Jahr. Es genügen ein Ort und Parteiname, damit Hass heraufbeschworen wird, Stufe um Stufe, angesetzt aus 1933-Vergleichen, Weimar-Anspielungen und der fortwährenden Mahnung vor einem drohenden Unheil. In der Kunst der Panikmache zählt Bodo Ramelow zu den großen deutschen Hexenmeistern, wie er in einem aktuellen Interview eindrucksvoll unter Beweis stellt. 2026 gilt vielen Patrioten bereits als das Jahr des Goldes. Der Machtverlust des Mainstreams und die geopolitischen Umwälzungen greifen ineinander. Mehr dazu in COMPACT 1/2026: 2026 – Jahr des Goldes. Das Ende des Dollars und was danach kommt. Eine Zukunftsprognose. Lesen Sie jetzt.
Für den Linken-Politiker und Bundestagsvizepräsidenten ist die AfD längst mehr als eine Oppositionspartei. Sie ist Projektionsfläche und Feindbild zugleich, nicht zuletzt, weil mit Björn Höcke, seinem langjährigen Erzgegner, erstmals in den kommenden Jahren eine reale Machtperspektive jenseits des etablierten Parteiengefüges heranwächst.
Vor diesem Hintergrund wird der angekündigte AfD-Bundesparteitag am 4. und 5. Juli in Erfurt zum Symbolraum einer Angst, die weniger aus der Geschichte gespeist ist als aus der Furcht vor Machtverlust. Was als demokratische Routine beginnt, wird im politischen Deutungsbetrieb zum Menetekel aufgeblasen.
Geschichte als Waffe
Entsprechend fällt der Ton aus, den Ramelow öffentlich anschlägt. Gegenüber dem SPD-nahen RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) poltert er:
„Ganz Deutschland muss sich auf den [AfD-]Bundesparteitag in Thüringen vorbereiten.“
Schon dieser Satz macht deutlich, worum es geht: Der AfD-Parteitag wird von Ramelow als nationale Bewährungsprobe betrachtet. Ramelow deutet Ort und Zeitpunkt als bewusst gesetztes Zeichen:
„Bundestagsvizepräsident Bodo Ramelow (Die Linke) hat vor dem AfD-Bundesparteitag Anfang Juli in Erfurt gewarnt und dabei eine Parallele zum Beginn der 1930er-Jahre gezogen. Normalerweise veranstalte eine Partei ihren Bundesparteitag dort, wo die nächste Landtagswahl stattfindet, sagte Ramelow weiter. ‚Nicht so die AfD. Der AfD-Bundesparteitag wird am 4. und 5. Juli in Erfurt stattfinden. Damit erweist die Partei Herrn Höcke ihre Reverenz und verneigt sich vor dem Flügel. Der letzte Rest an bürgerlicher Fassade wird entsorgt. Man begibt sich an den Ort, wo die Partei schon als gesichert rechtsextrem eingestuft ist.‘“
Dass die Thüringer AfD seit März 2021 vom Landesverfassungsschutz als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestuft wird, fungiert dabei weniger als Prüfstein denn als politisches Siegel. Zentral für Ramelows Deutung ist der Rückgriff auf die Geschichte. Thüringen wird zur historischen Chiffre, die Gegenwart zur Wiederholung. Er erklärt:
„Wenn man verstehen will, was 1933 in Berlin passiert ist, dann muss man sich die Landtagswahlen von 1924 in Thüringen anschauen. Da wurde die Tür aufgemacht. Und schon lange vor 1933 war Thüringen der Ausgangspunkt der formalen Macht-Übertragung. Höcke als Geschichtslehrer weiß das ganz genau.“
Neue Realität im Osten
Die politische Landschaft im Osten gibt dem Mainstream eine reale Grundlage zur Sorge. In Sachsen-Anhalt, wo im Herbst 2026 am 6. September der Landtag neu gewählt wird, liegt die AfD in mehreren Umfragen weit vorn – teils bei rund 39 % und deutlich vor CDU und SPD.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern, dessen Landtag am 20. September 2026 gewählt wird, zeigt der Trend ein ähnliches Bild: Laut Infratest-Umfragen liegt die AfD dort aktuell bei etwa 38 % und damit klar vor der regierenden SPD, die bei rund 19 % rangiert. In dieser Konstellation würde die AfD ihr Ergebnis von der letzten Wahl mehr als verdoppeln und sämtliche traditionellen Parteien hinter sich lassen.

Diese Zahlen sind nicht nur Momentaufnahmen, sondern Ausdruck tiefgreifender Verschiebungen in der politischen Stimmung im Nordosten Deutschlands. Selbst wenn noch keine absolute Mehrheit ohne Koalitionspartner prognostiziert wird, signalisiert der Vorsprung eine Machtperspektive für das kommende Jahr, die für die Parteien des Mainstreams bisher unvorstellbar war.
Den Höhepunkt erreicht Ramelows Warnung daher beim Blick auf parlamentarische Mechanismen, etwa die Sperrminorität von mehr als einem Drittel der Mandate, die die AfD in Thüringen hat und die Ramelow als Alarmsignal deutet:
„In Thüringen wie in Sachsen ist die AfD eine relevante und gefährliche Größe.“ In Thüringen verhindere sie mit ihrer Sperrminorität von mehr als einem Drittel der Mandate zum Beispiel die Wahl neuer Richter und Staatsanwälte. ,,Irgendwann kommt dann der Rechtsstaat zum Erliegen“, warnte der Linken-Politiker.
Das kommende Jahr wird zum Wendepunkt. COMPACT 1/2026: 2026 – Jahr des Goldes. Das Ende des Dollars und was danach kommt, greift genau jene Umbrüche auf, die sich politisch bereits abzeichnen. Erfahren Sie mehr.




