Der US-Präsident spricht von der Zielgeraden. Am Sonntag führte Donald Trump zunächst ein langes Telefonat mit Wladimir Putin und empfing wenig später in Florida auf seinem Anwesen Mar-a-Lago den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski. Die Gespräche über ein Ende des Krieges befänden sich in der „finalen Phase“, man sei sich sogar zu 90 % einig. Nur noch wenige, aber entscheidende Fragen seien offen. Wie der amerikanische Präsident für Frieden kämpft, erfahren Sie in COMPACT-Spezial Trump: Sein Leben, seine Politik, sein Comeback. 2026 könnte das Sterben ein Ende haben. Hier mehr erfahren.
Zwischen türkisblauem Wasser und Palmen zeichnete sich an diesem Sonntag ein Entwurf für den Frieden ab. Ein überarbeiteter 20-Punkte-Plan, der den Ukraine-Krieg beenden soll.
Die Wärme des Ortes fand vorerst keine Entsprechung im Umgangston. Keine Umarmung. Selenski traf Trump direkt am Tagungsort, US-Vertreter empfingen ihn nicht bei der Ankunft. Die Kühle dieser Begegnung wirkte umso deutlicher, wenn man sich an den Gipfel im August erinnerte, als Trump Wladimir Putin in Alaska mit offener Herzlichkeit und rotem Teppich willkommen hieß.
Europa blieb eingebunden, aber nicht federführend. Selenski stand im Austausch mit dem britischen Premierminister Keir Starmer, während Trump ankündigte, europäische Staats- und Regierungschefs per Video zuzuschalten.

Rund eine Stunde und 15 Minuten sprachen der US-Präsident und der russische Staatschef vorher über den Krieg in der Ukraine. Trump nannte das Gespräch später „gut und sehr produktiv“ und kündigte an, Putin erneut anzurufen, sobald die Gespräche mit Kiew abgeschlossen seien.
Die ukrainische Delegation bestand aus Sicherheitsratschef Rustem Umerov, dem stellvertretenden Außenminister Sergi Kislitsia und der neuen Botschafterin in Washington, Olha Stefanishina. Auf US-Seite nahmen unter anderem auch Außenminister Marco Rubio, Verteidigungsminister Pete Hegseth und General Dan Caine, Vorsitzender der Vereinigten Stabschefs, teil.
90 Prozent stehen
Kern der Gespräche ist ein amerikanisch geführter 20-Punkte-Plan, jetzt ergänzt durch einen ukrainischen Gegenentwurf. Im Streit stehen vor allem mögliche Sicherheitsgarantien und die Donbass-Region. Während Russland Gebietsabtretungen verlangt, sieht Selenskis Plan eine demilitarisierte Zone und einen Rückzug beider Seiten von der Kontaktlinie vor. Ein Referendum könnte die Vereinbarung legitimieren, vorausgesetzt, Moskau stimmt zuvor einem 60- bis 90-tägigen Waffenstillstand zu.
Nach einigen Stunden lockerte sich die Stimmung auf Mar-a-Lago. Selenski sprach von konkreten Fortschritten. Amerikanische und ukrainische Unterhändler hätten in den vergangenen Wochen intensiv gearbeitet, rund „90 Prozent“ eines neuen Friedensplans seien bereits abgestimmt. Der US-Präsident sprach von ,,95 Prozent Einigkeit.“ Das Treffen in Florida bezeichnete er als bilaterales Gespräch, das sich vor allem auf die Reihenfolge möglicher Vereinbarungen konzentriert habe.
Trump machte zugleich deutlich, dass die Zeit dränge. Man könne sich rasch bewegen, sagte er, andernfalls werde der Krieg „noch sehr lange weitergehen“. Auf die Frage, ob Putin es ernst meine mit dem Frieden, antwortete Trump knapp: „Ich denke ja.“
Russland bleibt hart
Ungeklärt bleibt jedoch die entscheidende Frage der Zustimmung aus dem Kreml. Trump hat bislang keine militärische Zusage zur Verteidigung der Ukraine gemacht. Der ursprüngliche 28-Punkte-Plan der USA, der im November nach Gesprächen mit Russland vorgelegt wurde, lief de facto auf eine weitgehende Kapitulation der Ukraine hinaus.
Erst nach dem Treffen mit Selenski folgten die russischen Reaktionen. Kremlberater Juri Uschakow erklärte, Trump habe die russische Einschätzung des Konflikts ,,zur Kenntnis genommen“. Ein von der Ukraine und Europa vorgeschlagener Waffenstillstand würde aus Moskauer Sicht die Kämpfe lediglich verlängern und neue Feindseligkeiten provozieren. Anzeichen für ein Abrücken von russischen Maximalforderungen gab es nicht.
In Kiew wird Moskaus Verhalten mit Misstrauen beobachtet. Die frühere ukrainische Diplomatin Maria Drutska sagte, Putin versuche den Prozess zu „sabotieren“, indem er Trump noch vor dessen Treffen mit Selenski kontaktiert habe. Bei einem ähnlichen Telefonat im Oktober habe Trump anschließend die Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern an die Ukraine zurückgenommen.

Parallel zur Diplomatie setzte Russland militärische Signale. Das russische Verteidigungsministerium meldete die Einnahme mehrerer Siedlungen im Osten und Süden der Ukraine, darunter Myrnohrad nahe Pokrowsk sowie Huliaipole in der Region Saporischschja. Die Ankündigungen kurz vor und während der Gespräche wirkten wie eine gezielte Botschaft an Washington.
Fortschritte, aber kein schnelles Kriegsende
Wie brüchig die Hoffnung auf Entspannung ist, zeigte sich bereits einen Tag vor dem Treffen. In Kiew trat Selenski gemeinsam mit Kanadas Premierminister Mark Carney vor die Presse, während russische Drohnen und Raketen die Hauptstadt trafen. Mehr als 500 Geschosse schlugen innerhalb weniger Stunden ein, vier Menschen starben, eine halbe Million blieb ohne Strom.
Der ukrainische Staatschef sprach von „Russlands Antwort auf unsere Friedensbemühungen“. Carney nannte den Angriff „barbarisch“. Trump vermied hingegen eine klare Verurteilung der Angriffe und bestritt, dass Russland gezielt Zivilisten attackiert habe. Auch die Ukraine fliege harte Angriffe, erklärte er.
Trotz aller Gespräche bleibt die Skepsis groß. Yurii Boyechko von Hope for Ukraine sagte: ,,Frieden entstehe nicht durch Absprachen ohne den Aggressor. Solange Russland weiter angreife, zeige es, dass es keinen Deal akzeptieren wolle, den es nicht selbst unterschrieben habe.“
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