Ein Regierungschef, der aus Angst das Bett wechselt und zugleich auf TikTok tanzt. Daneben ein amerikanischer Präsident, beraten von einem Verteidigungsminister, der mit Gewalt droht und plötzlich selbst im politischen Minenfeld steckt. Die Venezuela-Krise wird zu einem fiebrigen Thriller zwischen Paranoia und Eskalation, der sich unaufhaltsam in Richtung eines militärischen Zusammenpralls schiebt. Alle Hintergründe zum Konflikt finden Sie im Artikel „Sturmfront über Caracas: Warum die USA Venezuela attackieren“ im COMPACT-Heft 10/2025. Hier mehr erfahren.
Der venezolanische Präsident Nicolas Maduro lebt im Ausnahmezustand, in jener schmalen Zone zwischen Macht und Absturz, in der jeder Schritt ein Verrat sein könnte. Während vor der Küste der mächtige US-Flugzeugträger USS Ford wie ein stählerner Planet im Meer steht, tastet sich Maduro durch die Nächte, als wäre er ein gehetzter Desperado: kein Schlafplatz zweimal, mehr Handys als Einwegfeuerzeuge, und ein Sicherheitsring aus kubanischen Geheimdienstlern, gespannt wie ein nachtschwarzes Spinnennetz. „Er will nicht überrascht werden“, sagt ein Palast-Insider der New York Times.
Der Grund: die Furcht vor einem präzisen US-Schlag. Washington hat die volle Wucht seiner Armada in der Karibik aufgefahren, Kriegsschiffe vorgeschoben, Bomber kreisen lassen, und bei angeblichen Anti-Drogen-Einsätzen bereits mehr als 80 Menschen getötet. „Wir haben erst angefangen“ drohte Verteidigungsminister Pete Hegseth. US-Präsident Trump legte nach: „Er sollte sich nicht sicher wähnen“, sagte er über Maduro. Kurz darauf doppelte er nach: „Wir sind bereit, sehr bereit.“

Montag Party, Dienstag Party
Maduros öffentliche Fassade dagegen, ist fast überirdisch gelöst, die öffentlichen Auftritte wirken kitschig. Bei einer Kundgebung ruft er: „Montag Party, Dienstag Party – Frieden für alle!“ Die Menge jubelt, die Musik hämmert, und Maduro tanzt sich durch Caracas wie ein Präsident, der demonstrativ keine Furcht zeigt.
Gleichzeitig verschärft sich seine Rhetorik: „Wir wollen keinen Frieden der Sklaven! Wir wollen Frieden der Stärke!“ Diese Worte klingen nicht mehr wie Beschwichtigung, sondern wie Vorbereitung ,ein Versuch, das Land auf eine mögliches Blutvergießen einzustimmen.
Während das Staatsoberhaupt den Locker-Lässigen spielt, spricht der Aufwand auch außerhalb des Palastes eine andere Sprache. Die Route der Kundgebung wird kurzfristig geändert, die kubanische Sicherheitskräfte sichern jetzt selbst Nebenstraßen, und Vertraute berichten, dass er „in Bewegung bleiben will, um nicht berechenbar zu sein“. Ein Regierungsmitarbeiter fasst es nüchtern zusammen: „Er wirkt locker, aber das ist Teil der Strategie“ erklärte er dem CNN. Zudem gibt es Vermutungen, dass der Präsidenten-Jet aus Caracas eine Fluchtroute nach Brasilien testete.
Zweitschlag
Während Maduro in Caracas tanzt und Stärke inszeniert, gerät Washington durch ein Kriegsverbrechen ins Wanken, der dort längst nur noch ,,Double Tab“ (Doppelschlag) genannt wird. Nachdem ein mutmaßliches Schmugglerboot bereits getroffen worden war, folgte ein zweiter Angriff, bei dem offenbar alle Überlebende getötet wurden. Was als entschlossene Anti-Drogen-Operation gedacht war, wurde damit zum politischen Bumerang.
Im Kongress ist von einem „möglicherweise rechtswidrigen Zweitschlag“ und von einem möglichen ,,Kriegsverbrechen“ die Rede. Auch aus der eigenen Partei hagelt es Kritik. Mehrere Republikaner verlangen Aufklärung, einer formulierte es kühl: „Wir dürfen uns nicht in etwas hineinsteigern, das niemand zu Ende gedacht hat.“ Im Fokus steht vor allem Verteidigungsminister Hegseth.
Er verteidigte den Einsatz zunächst als völlig legal. Er sagte, der Schlag sei „konform mit dem Kriegsvölkerrecht“ und „rechtmäßig genehmigt“ worden. Doch auf die Frage, ob er den Befehl für den zweiten Angriff persönlich gegeben habe, distanzierte er sich klar: „Ich war bei dieser Entscheidung nicht anwesend.“
Gleichzeitig behauptete Hegseth, beim ersten Angriff „nicht gesehen zu haben, dass Überlebende im Wasser waren“. Gerüchte, er habe den Zweitschlag autorisiert, bezeichnete er als „fake news“.Dennoch stünden die USA vollständig hinter der Entscheidung ihrer Kommandeure: „Die Vereinigten Staaten unterstützen die Entscheidungen ihrer Offiziere.“
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