In Deutschland braucht es keine Antifa: Julian Reichelt reicht völlig. Der Mann, der Kriege zu löschen gedenkt, wie ein Feuerwehrmann mit Flammenwerfer. Wenn er irgendwo auftaucht, weiß man, was kommt: Am Ende sind alle Schuld, außer Israel. Doch in einer neuen Debatte mit Sahra Wagenknecht setzt der Ex-BILD-Chef noch einen drauf und fällt seinen eigenen Großeltern in den Rücken. COMPACT-Geschichte 23: Verlorene Heimat. Flucht & Vertreibung. Das grausame Schicksal der Vertriebenen aus den Ostgebieten, bietet ein Bewusstsein für das Leid von Millionen unseres Volkes. Erfahren Sie mehr.

    Auf dem neuen YouTube-Kanal Rohschnitt von Giovanna Winterfeld und Manaf Hassan wurden zur zweiten Folge Sahra Wagenknecht (BSW) und Julian Reichelt (NIUS) eingeladen. Das Format findet in einem Barbershop statt. Lederstühle, warmes Licht und schlecht platzierte Haarschneidemaschinen versuchen eine Atmosphäre zwischen Hippietum und Straßenrealität zu vermitteln. Der zentrale Teil des Gesprächs kreist um Gaza und den Begriff des Genozids.

    Reichelt erklärt: „Ich halte den Begriff [Genozid] für das klassische antisemitische Narrativ (…) weil es eine vollständige Erfindung ist und es die Juden zum Tätervolk macht.“ Man sieht, wie Wagenknecht kurz innehält, wie Winterfeld und Hassan bemüht nicken. Wagenknecht widerspricht deutlich und verweist auf die getöteten Zivilisten in Gaza. Man müsse sich auf den „menschlichen Aspekt“ konzentrieren.

    Julian Reichelt bei der Arbeit. Foto: Nius / Screenshot

    Moment…bitte was?

    Nun schien Reichelt im Friseursalon endgültig der Kopf gewaschen worden zu sein. Um seine Argumentation zuzuspitzen, fabuliert er weiter: „Ich halte die Bombardierung deutscher Städte im Zweiten Weltkrieg für legitim (…) weil sie einem Regime beigetreten sind, das Juden verfolgt hat.“

    Und dann, um Minute 50, folgt der rhetorische Kontrollverlust. Reichelts antideutsche Ekstase erreicht ihren Höhepunkt:

    „Ich halte es für legitim, dass in einem militärischen Verteidigungskampf – tragischer- und schrecklicherweise (…) – auch Kinder umkommen. Halte ich es für legitim, dass meine Großeltern aus den deutschen Ostgebieten vertrieben worden sind. Oh ja, das halte ich für vollkommen legitim. Warum? Weil sie Juden vergast haben. […] Deswegen halte ich die Bombardierung deutscher Städte für legitim. (…) Zwei verschiedene Sachen gibt es bei euch immer dann, wenn es um Juden geht.“

    Die Vertreibungen von 12 bis 14 Millionen Deutschen und schätzungsweise zwei Millionen Toten – aus Schlesien, Ostpreußen, Pommern, dem Sudetenland und Teilen des Balkans – gelten bis heute als die größte ethnische Vertreibung der Geschichte. Ein gigantischer Bevölkerungstausch, begleitet von dem, was Historiker als die größte Serie von Massenvergewaltigungen aller Zeiten beschreiben. Viele davon Kinder. Ein Großteil der Gräueltaten geschah nach Kriegsende. Trecks, Hunger, Kälte und Gewalt. Auch Wagenknecht widersprach in Bezug auf deutsche Geschichte kaum.

    Mythos Israel, Marke Reichelt

    Doch wer Reichelt kennt, weiß: Er ist kein Freund der Komplexität. Über die Jahre hat der Moderator ein Arsenal pathetischer Pro-Israel-Statements aufgebaut, die wie Schutzschilde um seine öffentliche Identität kreisen. Etwa, als er die deutsche Öffentlichkeit davor warnte, „gleichgültig“ zu werden, denn Gleichgültigkeit sei „der größte Feind Israels“.

    Oder als er erklärte, die „Kippa gehöre zu Deutschland“. 2019 aber erreichte der damalige BILD-Chefredakteur seinen zionistischen Zenit:  Es ließ die Kippa zum Ausschneiden auf Seite 1 drucken. Er selbst lief angeblich tagelang mit der Kopfbedeckung durch die Redaktion.

    Wenn er dann auf Social Media in die Tasten greift, wird der Ton fast mystisch: Israel stehe „tapfer und strahlend“ da, umgeben von Feinden, täglich „mit Raketen beschossen“. Eine Rhetorik, die den Staat weniger als politischen Akteur zeigt als vielmehr als heroische Figur in einem moralischen Endkampf.

    Dass Reichelt diese Parteilichkeit nicht im Verborgenen pflegt, zeigt eine Auszeichnung, die er bis heute stolz vor sich herträgt. 2017 erhielt er den Franz-Rosenzweig-Preis der jüdischen Loge B’nai B’rith in Düsseldorf. Die Begründung: eine Ehrung seiner „konsequenten und couragierten journalistischen Tätigkeit zur Unterstützung des Staates Israel“.

    Man könnte sagen: Während sich andere Journalisten zumindest noch um den Schein der Ausgewogenheit bemühen, bekam Julian Reichelt einen Preis dafür, dass er es demonstrativ nicht tat.

    Wenn es um Flucht und Vertreibung unseres Volkes geht, kommt man an einem nicht vorbei: COMPACT-Geschichte 23: Verlorene Heimat. Flucht & Vertreibung. Das grausame Schicksal der Vertriebenen aus den Ostgebieten. Während Deutschland seine eigenen Wunden verdrängt, halten wir das Licht darauf.  Lesen Sie jetzt.

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